Gaspreise in den Niederlanden explodieren – Verbraucher unter Druck
| letzte Änderung 16.02.2025 17:56 | von Redaktion

AMSTERDAM · Die Gaspreise für niederländische Haushalte haben einen neuen Höchststand erreicht und liegen inzwischen über der früheren Preisobergrenze von 1,45 Euro pro Kubikmeter, die während der Energiekrise 2023 galt. Immer mehr Verbraucher zahlen nun Preise jenseits dieser Marke, ohne dass staatliche Unterstützung greift. Energielieferanten haben ihre Tarife in den letzten Wochen spürbar angehoben. Ein Anbieter verlangt bereits 1,49 Euro pro Kubikmeter für Neukunden mit Festverträgen, während große Versorger wie Eneco die Preise auf 1,44 Euro pro Kubikmeter erhöht haben. Besonders betroffen sind Verbraucher mit dynamischen Verträgen, die bereits mehr als 1,50 Euro pro Kubikmeter zahlen müssen. Die Preissteigerungen sorgen für wachsende Unsicherheit und setzen Haushalte erheblich unter Druck.
Gaspreise steigen unaufhaltsam
Die Entwicklung der Gaspreise zeigt einen klaren Trend: Anbieter passen ihre Tarife zunehmend nach oben an. Während vor fünf Jahren ein Kubikmeter Gas in den Niederlanden noch rund 85 Cent kostete, liegt der Durchschnittspreis mittlerweile deutlich über 1,40 Euro. Besonders problematisch ist die Situation für Haushalte mit variablen Verträgen, die aktuell mit den höchsten Tarifen seit über zwei Jahren konfrontiert sind.
Während der Energiekrise 2023 hatte die niederländische Regierung mit einem Preisplafond von 1,45 Euro pro Kubikmeter versucht, Verbraucher zu entlasten. Doch diese Maßnahme wurde nicht verlängert. Haushalte müssen die steigenden Kosten nun allein tragen, da auch das Noodfonds Energie, das einkommensschwache Haushalte unterstützte, nicht fortgeführt wurde.
Ursachen der Preiserhöhungen
Die steigenden Gaspreise sind das Ergebnis mehrerer Faktoren. Wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und die kalten Temperaturen haben die Nachfrage nach Gas in den letzten Wochen stark erhöht. Laut niederländischen Medien gehört die aktuelle Kältewelle zu den schärfsten der letzten Jahre und hat den Gasverbrauch in Haushalten und der Industrie signifikant steigen lassen.
Zusätzlich sind die niederländischen Gasspeicher schlechter gefüllt als in den vergangenen Jahren. Während der europäische Durchschnitt der Füllstände derzeit bei etwa 50 Prozent liegt, sind die niederländischen Reserven nur zu rund einem Drittel gefüllt – ein niedriger Wert für diese Jahreszeit. Die Wiederauffüllung der Speicher im Sommer könnte daher besonders teuer werden.
Auch die geopolitische Lage verschärft die Situation weiter. Laut niederländischen Wirtschaftsmedien ist die Verfügbarkeit von Pipeline-Gas aus Russland weiter gesunken, nachdem die letzten aktiven Leitungen nach Osteuropa und Österreich zu Jahresbeginn geschlossen wurden. Ein zunehmender Anteil des europäischen Gasmarktes wird durch Flüssigerdgas (LNG) aus Übersee gedeckt, das jedoch teurer ist als Pipeline-Gas.
Langfristige Auswirkungen für Verbraucher
Experten warnen, dass die hohen Gaspreise nicht nur ein kurzfristiges Problem darstellen. Besonders betroffen sind Mieter, die weniger Möglichkeiten haben, in energieeffiziente Maßnahmen zu investieren. Hauseigentümer können durch bessere Isolierung oder Solaranlagen ihre Energiekosten senken, Mieter hingegen sind auf Investitionen ihrer Vermieter angewiesen.
Laut einer aktuellen Analyse der ABN Amro Bank sind die Energiekosten für niederländische Mieter seit 2017 um 28 Prozent gestiegen, während Eigenheimbesitzer „nur“ eine Erhöhung von 21 Prozent verkraften mussten. Da ein erheblicher Teil der niederländischen Stromproduktion noch immer mit Gas betrieben wird, könnten die hohen Gaspreise auch die Elektrizitätskosten weiter in die Höhe treiben.
Europäische Maßnahmen und mögliche Entlastungen
Angesichts der steigenden Gaspreise diskutiert die Europäische Kommission laut Medienberichten über ein europaweites Preisplafond für Gas. Ziel sei es, Verbraucher besser vor Preisspitzen zu schützen und eine Überlastung der Haushalte zu verhindern.
Als kleine Entlastung hat die niederländische Regierung zuletzt eine Reduzierung der Energiesteuer beschlossen. Laut Experten handelt es sich jedoch um eine geringe Anpassung, die kaum Auswirkungen auf die Gesamtkosten haben dürfte.
Energieexperten raten Verbrauchern, bestehende Verträge sorgfältig zu prüfen und gezielt Tarife zu vergleichen. Einige Anbieter bieten aktuell noch Festverträge mit niedrigeren Tarifen an, da sie Gas zu günstigeren Konditionen eingekauft haben.
Die niederländischen Verbraucher stehen vor einer erheblichen Belastung durch die steigenden Gaspreise. Der einstige staatliche Schutz ist weggefallen, während die Versorger ihre Preise stetig anheben. Besonders betroffen sind Haushalte mit variablen Verträgen, die bereits Preise von über 1,50 Euro pro Kubikmeter zahlen müssen. Eine rasche Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Europäische Maßnahmen könnten mittelfristig helfen, doch bis dahin bleibt den niederländischen Verbrauchern nur, ihre Verträge zu optimieren und ihre Energieeffizienz zu verbessern.
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