Efteling-Ausflug gestoppt – 150.000 € gesammelt
| von Redaktion

SINT ANNAPAROCHIE · Trotz politischem Gegenwind und Absage durch das COA: Für einen geplanten Efteling-Ausflug junger Asylsuchender sind inzwischen über 150.000 Euro an Spenden zusammengekommen. Die Gelder stammen aus mehreren Crowdfunding-Initiativen, die sich als Reaktion auf Aussagen von Asylministerin Marjolein Faber (PVV) formierten. Diese hatte den ursprünglichen Plan des Centraal Orgaan opvang asielzoekers (COA), die Jugendlichen aus dem friesischen Ort während des Dorffestes ins Freizeitpark Efteling zu schicken, scharf kritisiert. Obwohl das Ausflugsziel storniert wurde, soll das gespendete Geld nun über verschiedene Organisationen Kindern aus Asylzentren zugutekommen.
Die Welle der Solidarität kam überraschend und heftig: Innerhalb weniger Tage sammelten verschiedene Initiativen auf Plattformen wie GoFundMe über 150.000 Euro für junge Bewohner des Asylzentrums im friesischen Sint Annaparochie. Ursprünglich sollte ein Ausflug in den Freizeitpark Efteling am 17. Mai für Entlastung während des Dorffestes sorgen. Der Tag gilt traditionell als Höhepunkt der Kirmes, und im Vorjahr war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen einheimischen Jugendlichen und Bewohnern des Asylzentrums gekommen, darunter eine Messerstecherei mit mehreren Verletzten.
Um eine Eskalation 2025 zu verhindern, plante das COA ein alternatives Tagesprogramm für sogenannte amv'ers – alleinreisende minderjährige Flüchtlinge – und wählte dafür den Freizeitpark De Efteling in Kaatsheuvel. Das Vorhaben löste jedoch eine hitzige politische Debatte aus, nachdem Ministerin Faber das Vorhaben auf X öffentlich als „Snoepreisje“ (Luxusausflug) bezeichnete und es als untragbar für den Steuerzahler deklarierte. Noch am selben Tag kündigte sie Gespräche mit dem COA an. Das führte zu einem Rückzieher: Der Ausflug wurde gestrichen, das Programm sollte „eine andere inhaltliche Ausgestaltung“ erhalten.
Der öffentliche Protest ließ nicht lange auf sich warten. Die Absage wurde von zahlreichen Seiten als unangemessen kritisiert, darunter auch vom Bürgermeister von Leeuwarden, Sybrand Buma, der zugleich Vorsitzender der Sicherheitsregion Fryslân ist. Er warf der Ministerin im Fernsehprogramm Café Kockelmann vor, ihre eigenen Mitarbeiter „vor den Bus geworfen“ zu haben. Auch politische Gegner äußerten sich kritisch: Während PVV-Chef Wilders eine provokative Alternative auf X vorschlug, nannten Vertreter anderer Parteien wie NSC die Diskussion „unwürdig“.
Die eigentliche Dynamik entfaltete sich jedoch online. Besonders die Kampagne des Initiators Aad Brinkman erzielte mit ihrem emotionalen Aufruf eine enorme Resonanz. Sein Ziel war es laut eigener Aussage nicht primär, den abgesagten Efteling-Besuch zu retten, sondern Kindern in Asylzentren insgesamt ein Stück unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen. Auch wenn das COA erklärte, dass ein Besuch der Efteling nicht mehr zur Debatte stehe, zeigte sich die Organisation bewegt von der Welle der Hilfsbereitschaft. Gemeinsam mit Partnern wie Stichting De Vrolijkheid, TeamUp, VluchtelingenWerk Nederland und dem Wolkentheater soll das Geld nun für alternative Freizeitangebote verwendet werden.
Politische Brisanz und symbolischer Protest
Der Fall zeigt exemplarisch die Spannungen zwischen einem restriktiven Asylkurs und gesellschaftlicher Solidarität. Die ursprüngliche Idee des COA, den amv'ers ein Freizeitprogramm während des sensiblen Dorffestes zu bieten, war nicht neu: Solche Ausflüge sind laut COA jährlich üblich und sollen zur Deeskalation beitragen. Die Planung auf den 17. Mai zielte bewusst darauf ab, einem möglichen Wiederaufflammen der Vorjahreskonflikte vorzubeugen. Dass dieser pragmatische Ansatz plötzlich als Provokation wahrgenommen wurde, zeigt, wie politisiert der Asyldiskurs mittlerweile ist.
Die Ministerin berief sich bei ihrer Ablehnung auf das im Koalitionsvertrag verankerte Prinzip der „sobere opvang“ (nüchterne Unterbringung) und ein „lik-op-stukbeleid“ (Konsequenzen bei Fehlverhalten). Doch viele Kommentatoren und Spender empfinden gerade den gestrichenen Ausflug als Beispiel für eine entmenschlichte Auslegung dieser Prinzipien. In ihrer GoFundMe-Beschreibung spricht Brinkman davon, dass Fabers Kurs „nicht streng, sondern herz- und seelenlos“ sei – eine Sichtweise, die offenbar viele teilen. Bereits wenige Stunden nach dem Start hatte seine Aktion mehrere zehntausend Euro eingebracht.
Auch der Freizeitpark Efteling selbst wurde in die Kontroverse hineingezogen. Laut eigenen Angaben war man über das konkrete Vorhaben des COA nicht informiert, betonte aber, dass in der Efteling „jeder willkommen“ sei. Eine politische Bewertung lehnte das Unternehmen ausdrücklich ab. Auch das COA hielt sich mit Kommentaren zurück, zeigte aber Verständnis für die Enttäuschung der Jugendlichen und betonte, man wolle diese „nicht länger zum Gegenstand medialer Aufmerksamkeit“ machen.
Die Rolle der Medien und der öffentlichen Wahrnehmung
Die Debatte wurde wesentlich von Reaktionen in sozialen Medien geprägt – allen voran Fabers Tweet. Die mediale Aufbereitung, etwa durch NOS, AD, RTL Nieuws und NU.nl, brachte das Thema binnen Stunden auf die nationale Agenda. Besonders bemerkenswert war dabei die Geschwindigkeit, mit der aus einem regional geplanten Ausflug ein Symbolstreit über Menschlichkeit, Steuerpolitik und politische Kommunikation wurde. Aussagen wie die von Wilders oder Faber erreichten ein Millionenpublikum – mit entsprechenden Reaktionen.
Zugleich wurde sichtbar, wie groß die Bereitschaft innerhalb der Bevölkerung ist, auf politische Härte mit menschlicher Wärme zu reagieren. Die Spendenbereitschaft wird vom COA als „hartverwarmend“ (herzerwärmend) beschrieben. Das gespendete Geld wird nun in Freizeitprojekte fließen, die traumatisierten Kindern in Asylzentren zugutekommen – auch wenn die Fahrt in den Freizeitpark Efteling letztlich nicht stattfinden wird.
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