Niederlande sollen sich „bis an die Zähne“ bewaffnen
| von Redaktion

VREDEPEEL · Deutliche Worte des Königs: Bei einem Besuch der Bestkaserne im limburgischen Vredepeel, wo ukrainische Soldaten von der niederländischen Armee ausgebildet werden, rief König Willem-Alexander eindringlich zur umfassenden Aufrüstung auf. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und globaler Spannungen sei die Zeit der sicher geglaubten Friedensordnung vorbei, betonte das Staatsoberhaupt. Die Niederlande müssten sich „bis an die Zähne bewaffnen“, um ihre Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten. Der Monarch forderte zugleich eine Wiederbelebung der nationalen Rüstungsindustrie und stellte klar: Wer nicht vorbereitet sei, handle fahrlässig – eine bemerkenswerte Aussage in einem Land, das traditionell friedensorientiert agiert.
König Willem-Alexander hat bei einem Besuch der Luitenant-generaal Bestkazerne in Vredepeel betont, dass die Niederlande in einer sich verändernden geopolitischen Lage nicht länger auf gewohnte Stabilität setzen können. In der Kaserne, in der unter anderem ukrainische Soldaten geschult werden, stellte der König die Frage nach der Verteidigungsfähigkeit des Landes in den Mittelpunkt. Es sei „nicht mehr selbstverständlich“, in einem Umfeld von Frieden und Sicherheit zu leben – eine Erkenntnis, die nach den Erfahrungen des Kriegs in der Ukraine deutlich geworden sei. Willem-Alexander plädierte daher für eine grundlegende sicherheitspolitische Wende, bei der nicht nur das Militär gestärkt, sondern auch die heimische Verteidigungsindustrie wieder reaktiviert werden müsse. Diese müsse in der Lage sein, im Konfliktfall Ausrüstung schnell und zuverlässig bereitzustellen – etwa Drohnen oder elektronische Gegenmaßnahmen. Laut NOS, AD und De Telegraaf forderte der König, dass sich die Gesellschaft nicht in falscher Sicherheit wiegen dürfe und bereit sein müsse, sich auf eine neue sicherheitspolitische Realität einzustellen.
Die neue Rolle der Verteidigungsindustrie
Die niederländische Verteidigungsindustrie soll laut König Willem-Alexander wieder handlungsfähig gemacht werden, um im Ernstfall zur Verteidigung des Landes beizutragen. In Vredepeel sprach er nachdrücklich davon, dass Produzenten wieder befähigt werden müssten, „für einen Konflikt zu produzieren“. Ein Fokus liegt dabei auf der Entwicklung und dem Einsatz moderner Drohnentechnologie. Wie De Telegraaf berichtet, probierte der König selbst ein unbemanntes Fluggerät aus, das unter anderem zur Minenerkennung durch ukrainische Streitkräfte genutzt wird. Dabei betonte er, dass nicht das Fliegen selbst, sondern die Fähigkeit des Operators, komplexe Aufgaben wie das Kartieren von Minenfeldern zu erledigen, entscheidend sei.
Im Zusammenhang mit der sich wandelnden Kriegsführung betonte der Monarch die Notwendigkeit, auch Abwehrtechnologien gegen gegnerische Drohnen zu verstärken. In Vredepeel wurde ihm demonstriert, wie sogenannte Jammers die Steuerung feindlicher Drohnen stören oder übernehmen können – eine Technologie, die laut Verteidigungsministerium insbesondere zum Schutz der bevorstehenden NATO-Konferenz in Den Haag Ende Juni zum Einsatz kommen soll.
Sicherheit als kollektive Aufgabe
Willem-Alexander machte bei seinem Besuch zudem deutlich, dass Sicherheit nicht allein Aufgabe des Militärs sei, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. In Anlehnung an frühere Aussagen zur geopolitischen Lage betonte der König erneut die Bedeutung einer starken Europäischen Union und einer kontinuierlichen transatlantischen Zusammenarbeit. Nur gemeinsam könne Europa den sicherheitspolitischen Herausforderungen begegnen. Der Ukrainekrieg habe laut NOS und AD eindrucksvoll gezeigt, dass bewaffnete Konflikte jederzeit erneut ausbrechen könnten – und dass die Niederlande bereit sein müssten, sich zu verteidigen.
Mit seiner Wortwahl durchbrach der König bewusst das bisherige diplomatische Vokabular: „Bis an die Zähne bewaffnet“ – eine Redewendung, die unmissverständlich klarmacht, wie ernst die Lage aus seiner Sicht ist. Auch wenn es sich um keine Regierungserklärung handelt, zeigt die Stellungnahme, dass sich das Staatsoberhaupt klar positioniert und ein Signal an Regierung, Wirtschaft und Gesellschaft sendet.
Symbolträchtiger Ort und klare Botschaft
Dass der Besuch in der Bestkaserne stattfand, ist nicht zufällig. Die Ausbildungsstätte, in der auch ukrainische Kräfte auf westliche Waffensysteme geschult werden – darunter das Patriot-Luftverteidigungssystem –, steht symbolisch für die direkte Verbindung zwischen niederländischer Verteidigungspolitik und den Auswirkungen internationaler Konflikte. Nur drei Patriot-Systeme verbleiben nach niederländischen Spenden an die Ukraine im Land, wie De Telegraaf berichtet – ein Umstand, der die Dringlichkeit der Forderungen des Königs unterstreicht.
Eine neue Verteidigungsdoktrin?
Die Aussagen des Königs fügen sich ein in eine wachsende Diskussion über die Neuausrichtung der niederländischen Verteidigungspolitik. Die Regierung ist bereits bemüht, Verteidigungsausgaben zu erhöhen und Kooperationen innerhalb der NATO zu stärken. Dass nun auch der Monarch so deutlich Position bezieht, ist bemerkenswert – nicht zuletzt, weil es dem traditionellen Zurückhaltungsgebot des niederländischen Königshauses widerspricht. Doch angesichts der aktuellen Lage scheint Willem-Alexander bereit, diesen Rahmen zu erweitern.
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