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Nepagenten gefasst – Bilder sorgen für Zoff

| von Redaktion

Vorsicht: Falsche Polizisten unterwegs | Foto: Holland.guide

KAMERIK · Ein aufmerksames Ehepaar hat in letzter Minute einen raffinierten Betrug verhindert – und damit gleich zwei mutmaßliche Täter überführt. Während im niederländischen Kamerik ein angeblicher Polizist am Telefon versuchte, ein älteres Ehepaar zur Herausgabe von Wertsachen und PIN-Codes zu überreden, schaltete sich heimlich die echte Polizei ein. Die anschließende Festnahme war erfolgreich, doch ein weiterer Fall sorgt zeitgleich für heftige Diskussionen: In Arnhem veröffentlichte der Sohn eines Opfers Bilder eines mutmaßlichen Täters in sozialen Netzwerken – ein Fall, der die Grenzen zwischen Zivilcourage und strafbarer Doxing überschreitet.

Am Sonntag, dem 27. April, meldete ein Ehepaar aus Kamerik einen verdächtigen Anruf eines Mannes, der sich am Festnetz als Angehöriger eines polizeilichen Interventionsteams ausgab. Während der Mann versuchte, die Opfer dazu zu bringen, ihre Wertsachen – einschließlich Mobiltelefon und auf einem separaten Zettel notierter PIN – für eine angebliche Abholung bereitzulegen, handelte die Ehefrau umsichtig: Sie kontaktierte die Polizei parallel per Mobiltelefon. Diese konnte nicht nur das Gespräch live mithören, sondern dem Ehemann auch gezielt Anweisungen geben, bis ein zivil gekennzeichnetes Polizeifahrzeug vor Ort eintraf. Noch bevor die Täter zuschlagen konnten, nahm die Polizei zwei Personen – einen sogenannten Kurier und einen Fahrer – direkt bei der Ankunft an der Wohnadresse fest. Nach dem dritten Beteiligten, der den Anruf tätigte, wird noch gefahndet. Der Fall reiht sich ein in eine besorgniserregende Serie von Trickbetrügereien, bei denen falsche Polizisten gezielt ältere Menschen ansprechen und mit perfiden Methoden bestehlen. Allein in den Tagen rund um den 24. April wurden ähnliche Fälle in Varsseveld, Oisterwijk, Arnhem und anderen Orten bekannt. Die Masche ist immer gleich: Vertrauen erwecken, Druck aufbauen und mit polizeilichem Vorwand an wertvolle Gegenstände gelangen.

Neue Welle der Betrügereien durch falsche Polizisten

In mehreren niederländischen Städten häufen sich derzeit Vorfälle mit sogenannten Nepagenten – falschen Polizisten, die gezielt ältere Menschen ansprechen und mit geschickt inszenierten Geschichten Vertrauen aufbauen, nur um ihnen anschließend Wertgegenstände, Bankkarten und PINs zu entwenden. In Varsseveld zum Beispiel gelang es der Polizei dank einer aufmerksamen Nachbarin, einen 16-jährigen Täter direkt bei der versuchten Tat zu stellen. Dort hatten echte Beamte in der Nachbarwohnung auf den mutmaßlichen Täter gewartet, nachdem sie von der Anwohnerin verständigt worden waren. Der Jugendliche kam mit leeren Händen, doch bereits kurze Zeit später konnte ein weiterer Komplize – ein 20-Jähriger aus Vianen – identifiziert und festgenommen werden.

In Oisterwijk endete ein versuchter Trickbetrug sogar in einer handfesten Auseinandersetzung. Nachdem ein 21-jähriger Mann sich unter dem Vorwand einer Sicherheitsmaßnahme Zugang zur Wohnung einer Seniorin verschafft hatte, wurden der Sohn und der Enkel der Frau misstrauisch. Sie stellten den Mann, es kam zu einem Handgemenge, und die Familie sowie herbeieilende Nachbarn verfolgten den Täter bis zu einem Schulhof, wo er schließlich von der Polizei festgenommen wurde. Die Masche war dieselbe: angebliche Informationen über Einbruchsgefahr und das Angebot, zum Schutz der Bewohner vor Ort zu erscheinen. Tatsächlich ging es nur um Diebstahl.

Veröffentlichung von Täterbildern spaltet Meinung

Während einige Fälle erfolgreich von der Polizei aufgeklärt wurden, entwickelte sich ein Vorfall in Arnhem zu einem ethisch und rechtlich heiklen Thema. Dort wurde eine 92-jährige, an Demenz leidende Frau Opfer eines ähnlichen Tricks: Der Täter, ebenfalls als Polizist verkleidet, überredete sie mit einem vereinbarten Codewort, ihn in die Wohnung zu lassen. Er erbeutete Schmuck im Wert von bis zu 12.000 Euro. Der Sohn des Opfers entdeckte den Betrug über die Video-Türklingel und veröffentlichte das Bildmaterial samt Wuttext auf Facebook. Seine Hoffnung: Der Täter sollte identifiziert werden – möglichst schnell.

Doch dieser Schritt stößt bei der Polizei auf massive Kritik. Obwohl das Material auch an die Ermittlungsbehörden übergeben wurde, warnen diese eindringlich vor der Veröffentlichung solcher Inhalte in sozialen Netzwerken. Das könne nicht nur Ermittlungen gefährden, sondern seit 2024 auch als strafbares Doxing gewertet werden – also als absichtliches Veröffentlichen personenbezogener Daten mit dem Ziel der öffentlichen Bloßstellung. Besonders pikant: Die Polizei erinnert daran, dass auch ein Bild eines mutmaßlichen Täters als personenbezogen gilt, wenn dieser darauf identifizierbar ist.

Polizei ruft zur Vorsicht und Kooperation auf

Die Polizei betont, dass sie niemals telefonisch nach Wertsachen, PIN-Codes oder Bankkarten fragt und auch keine Mitarbeitenden zu Abholungen von Wertgegenständen schickt. Auch das Fotografieren von Besitztümern durch angebliche Polizisten sei ein sicheres Anzeichen für einen Betrug. In allen aufgeführten Fällen rät die Polizei zu sofortiger Kontaktaufnahme über die Notrufnummer 112, wenn ein Anruf oder eine Person verdächtig erscheint. Zudem sollten Bürgerinnen und Bürger stets nach dem offiziellen Polizeiausweis mit holografischen Sicherheitsmerkmalen fragen. Besonders ältere Menschen sowie deren Angehörige werden aufgefordert, sich über die Methoden der Betrüger zu informieren und wachsam zu bleiben.

Die aktuellen Fälle zeigen, wie kreativ und skrupellos Kriminelle vorgehen, um an Geld und Wertsachen zu kommen. Gleichzeitig machen sie deutlich, wie wichtig es ist, im Zweifel ruhig zu bleiben, sich Hilfe zu holen und keine vorschnellen Aktionen in sozialen Netzwerken zu starten, die rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnten.

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