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Bevrijdingsdag 2025: Zwischen Gedenken und Tumult

| von Redaktion

Freiheitsfeuer in Wageningen beim Hotel de Wereld | Foto: Holland.guide

WAGENINGEN · Ein denkwürdiger Bevrijdingsdag liegt hinter den Niederlanden: 80 Jahre nach der deutschen Kapitulation wurde am symbolträchtigen Ort Wageningen das Bevrijdingsvuur von Premier Dick Schoof gemeinsam mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk entzündet. Doch die nationale Gedenkfeier geriet mehrfach aus dem Takt – Demonstrationen gegen das niederländische Regierungshandeln in Gaza führten zu Zwischenfällen auf dem 5 Mei Plein und beim Bevrijdingsfestival selbst. Während tausende Menschen friedlich feierten, setzten einzelne Protestaktionen kontroverse Akzente.

Der 5. Mai 2025 war ein Tag voller Kontraste: Während in vierzehn niederländischen Städten hunderttausende Menschen bei Festivals und Vrijheidsmaaltijden das 80-jährige Jubiläum der Befreiung feierten, wurde die offizielle Gedenkveranstaltung in Wageningen von politischen Protesten überschattet. Besonders im Fokus standen die Auftritte von Premier Schoof und Verteidigungsminister Brekelmans. Während Brekelmans seine Rede unter Unterbrechungen von "Free Palestine"-Rufen halten musste, wurde auf dem Festivalpodium eine Rauchbombe geworfen, nur wenige Sekunden nachdem Premier Schoof das Bevrijdingsvuur entzündet hatte. Beide Regierungschefs wurden umgehend von Sicherheitskräften vom Podium gebracht. Die Vorfälle führten nicht nur zu einem erhöhten Sicherheitsaufkommen, sondern warfen auch eine Debatte über den angemessenen Rahmen für politische Meinungsäußerung auf einem nationalen Gedenktag auf. Dennoch: Die Mehrheit der Veranstaltungen verlief ruhig – mit über 140.000 Teilnehmenden an Vrijheidsmaaltijden und mehreren zehntausend Besucherinnen und Besuchern bei Musikfestivals im ganzen Land.

Ein starkes Symbol: Das Bevrijdingsvuur in Wageningen

Der Auftakt der offiziellen Feierlichkeiten begann traditionell mit dem Entzünden des Bevrijdingsvuur. In diesem Jahr waren Premier Dick Schoof und sein polnischer Amtskollege Donald Tusk gemeinsam für diesen symbolischen Akt verantwortlich. Die Flamme steht für den Übergang vom Gedenken zur Feier der Freiheit und wurde anschließend von über 5000 Fackelläufern in alle Landesteile getragen – ein neuer Teilnehmerrekord. Tusk, der die diesjährige 5-mei-Lezing hielt, warnte in seiner Rede eindringlich vor den Gefahren autoritärer Aggression: „Krieg und Zerstörung sind in voller Härte zurück in Europa.“ Der polnische Premier unterstrich die Rolle europäischer Einigkeit und verwies auf die historische Verantwortung, Freiheit aktiv zu schützen.

Deutsche Soladaten laufen zum ersten Mal in Wageningen mit. | Foto: Holland.guide

Deutsche Soldaten erstmals Teil des Vrijheidsdefilé

Eine historische Premiere erlebte das Vrijheidsdefilé in Wageningen am 5. Mai 2025: Zum ersten Mal marschierten auch deutsche Soldaten offiziell mit. Es handelte sich dabei nicht um Veteranen des Zweiten Weltkriegs, sondern um ehemalige Bundeswehrsoldaten, die nach 1945 in internationalen UN-Missionen aktiv waren. Die Teilnahme wurde von der Organisation Wageningen45 bewusst initiiert, um den Wandel vom Gedenken zur aktiven Feier der Freiheit zu unterstreichen. Chris Janssen, Direktor von Wageningen45, erklärte: „Wir laden alle NATO-Partner zu diesem internationalen Defilé ein – also auch Deutschland. Wir freuen uns sehr über ihre Teilnahme.“

Die Entscheidung wurde im Vorfeld mit anderen Teilnehmerländern wie den USA und dem Vereinigten Königreich abgestimmt, die der Einladung mit Zustimmung begegneten. Auch für die deutschen Soldaten selbst war die Teilnahme bedeutsam: „Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber die Zukunft gestalten“, sagte einer der Teilnehmenden vor dem Marsch. Besonders symbolträchtig: Angeführt wurde die deutsche Gruppe von Nils Huizing, einem halb niederländischen Soldaten, der seine Teilnahme als große Ehre bezeichnete. Diese Neuerung markiert einen weiteren Schritt hin zu einem gemeinsamen europäischen Verständnis von Freiheit, Verantwortung und Zusammenarbeit.

Störungen während der offiziellen Gedenkfeier

Bereits am Vormittag war die Rede von Verteidigungsminister Ruben Brekelmans durch pro-palästinensische Demonstranten unterbrochen worden. Aktivisten waren über Absperrungen auf das 5 Mei Plein gelangt, skandierten politische Parolen und wurden anschließend von der Polizei abgeführt. Später kam es zu einem weiteren Zwischenfall, als während der offiziellen Eröffnung des Bevrijdingsfestivals auf dem Hauptpodium in Wageningen eine Rauchbombe gezündet wurde. Sowohl Schoof als auch Tusk mussten das Podium fluchtartig verlassen. Die Polizei nahm fünf Personen fest. Bürgermeister Floor Vermeulen nannte das Verhalten der Demonstranten „inakzeptabel“ und sprach beiden Regierungschefs persönlich sein Bedauern aus. (Bildaufnahmen: siehe unten im Artikel)

Solidarität und Vielfalt: Vrijheidsmaaltijden im ganzen Land

Trotz der Unruhen zeigte sich das Land in weiten Teilen vereint. In über 80 Prozent der Gemeinden wurden Vrijheidsmaaltijden abgehalten. Mehr als 140.000 Menschen kamen zusammen, um bei Suppe und Gesprächen über Freiheit und Zusammenhalt zu reflektieren. Auch König Willem-Alexander und Königin Máxima nahmen an einer solchen Mahlzeit in Den Haag teil. Das Rezept für die diesjährige Vrijheidssoep (Freiheitssuppe) stammte von Jet van Nieuwkerk. Der Gedanke hinter der Aktion: Freiheit als verbindende Erfahrung über Alters- und Herkunftsgrenzen hinweg.

Musik, Helikopterflüge und Jugendkultur

Auch die traditionelle musikalische Untermalung durfte nicht fehlen. Die sogenannten „Ambassadeurs van de Vrijheid“ – in diesem Jahr unter anderem Sänger Antoon, Zoë Tauran und die Band Rondé – traten auf mehreren Festivals auf. Per Helikopter reisten sie quer durch das Land, um auf den Hauptbühnen aufzutreten. In Haarlem beispielsweise sorgte Sängerin Roxy Dekker für einen Besucheransturm von über 45.000 Menschen, sodass zwischenzeitlich die Eingänge geschlossen werden mussten.

Wageningen als Zentrum der Erinnerung

Die historische Bedeutung von Wageningen als Ort der Kapitulation der deutschen Truppen 1945 verlieh den Feierlichkeiten besonderes Gewicht. Rund sechzig Veteranen aus den Niederlanden, Großbritannien und Kanada waren anwesend und wurden unter großem Applaus in Golfcarts und alten Taxis durch die Stadt gefahren. Auch ehemalige Dutchbat-Soldaten und über 2500 aktive Soldaten aus neun Ländern beteiligten sich. Die Vorsitzende von Wageningen45, Tanja Haseloop-Amsing, würdigte in ihrer Ansprache ausdrücklich den Beitrag der Veteranen zur Freiheit Europas.

Einordnung und Ausblick

Bevrijdingsdag 2025 offenbarte die Spannung zwischen Erinnerung, Feier und aktuellem politischem Protest. Während Premier Schoof die Störungen als „bedauerlich“ bezeichnete und sich dennoch „nicht unsicher gefühlt“ habe, unterstrichen viele Redner den Wert von Meinungsfreiheit – jedoch auch die Bedeutung des Anlasses. Die gesellschaftliche Diskussion über den richtigen Ort und Moment für politischen Protest dürfte nach diesem 5. Mai weitergehen. Gleichzeitig zeigte der Tag eindrücklich, wie lebendig das kollektive Gedenken und das Bewusstsein für Freiheit in den Niederlanden auch acht Jahrzehnte nach Kriegsende geblieben sind.

Verschiedene niederländische Medien

@balletjemayo70 auf X.com

"Ein Haufen Halunken, diese Aktivisten während der Feier zum #Bevrijdingsdag #5Mei. Respekt für Verteidigungsminister @Defensie Ruben Brekelmans, der einfach ruhig mit seiner Rede fortfuhr. #Wageningen"  (balletjemayo @balletjemayo70 auf X.com)

@Frank_Huijbers auf X.com

"Die Feier der Freiheit zu stören – da muss man erst mal drauf kommen. Schön auch zu sehen, wie Marco Kroon ohne zu zögern eingreift."  (Frank Huijbers @Frank_Huijbers auf X.com)

@apHeller auf X.com

"Rauchbombe auf der Bühne, als Premier Schoof das Bevrijdingsfestival eröffnet."  (Albert Heller @apHeller auf X.com)

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