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Veluwe in Flammen: Feuer außer Kontrolle

| letzte Änderung 03.04.2025 20:40 | von Redaktion

Brandweer | Foto: Holland.guide

EDE · Große Naturkatastrophe auf der Veluwe: Eine äußerst gefährliche Naturbrandlage hat sich am Donnerstagnachmittag in der Umgebung von Ede entwickelt. Infolge anhaltender Trockenheit und starker Winde greift ein sich rasant ausbreitender Brand im Gebiet zwischen der Ginkelse Heide und der Koeweg um sich. Die Sicherheitsregion Gelderland-Mitte hat die Lage zur Großkrise erklärt. Dutzende Feuerwehreinheiten aus der gesamten Region sind im Einsatz, während Behörden eindringlich davor warnen, sich dem Gebiet zu nähern. Straßen sind gesperrt, Rauch breitet sich kilometerweit aus – selbst in Amersfoort ist er zu riechen.

Hinweis der Redaktion: neue Informationen unten im Artikel

Die Veluwe steht in Flammen – und das Feuer zeigt bislang keine Anzeichen, kontrollierbar zu sein. Wie aus den Berichten von NOS, Omroep Gelderland und AD hervorgeht, begann der Brand gegen Donnerstagmittag im Heidegebiet bei der Koeweg in Ede und dehnte sich rasch auf weite Teile der umliegenden Naturflächen aus. Bereits kurz nach Ausbruch mussten zahlreiche Feuerwehreinheiten anrücken, darunter auch Kräfte aus Wageningen, Arnhem, Renkum und weiteren Orten. Die Sicherheitsregion Gelderland-Mitte sprach schnell von einer "sehr großen Naturbrandlage" und aktivierte die höchste Alarmstufe – Grip 3.

NL-Alert 3 april
3 april 2025 om 16:22Natuurbrand met veel rook op de Veluwe in omgeving Driesprong te Ede. Indien last van de rook, ga naar binnen en sluit ramen en deuren. Zet ventilatie uit. Nader info op @crisisGM *** Dutch Public Warning System. Fire with a lot of smoke in Veluwe in omgeving Driesprong te Ede. Stay out of the smoke! Close windows and doors. Switch ventilation systems off. More info on @crisisGM *** Naturbrand mit starker Rauchentwicklung auf der Veluwe in der Umgebung Driesprong bei Ede. Falls Sie unter dem Rauch leiden, gehen Sie ins Haus und schließen Sie Fenster und Türen. Schalten Sie Lüftungssysteme aus. Weitere Informationen unter @crisisGM

Besonders problematisch ist dabei der ständig drehende Wind, der die Löscharbeiten massiv erschwert. Ein Sprecher der Sicherheitsregion erklärte laut Omroep Gelderland, dass Einsatzkräfte mehrfach ihre Positionen räumen mussten, da sich der Wind plötzlich drehte und die Feuerfront dadurch unvorhersehbar verschob. Neben dem Feuer selbst stellt auch die massive Rauchentwicklung eine akute Gefahr dar. In einem NL-Alert wurde die Bevölkerung aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen, Lüftungen auszuschalten und die Umgebung zu meiden. Die Behörden betonen ausdrücklich, dass man dem betroffenen Gebiet fernbleiben soll – die N304 zwischen Ede und Apeldoorn sowie die N224 entlang der Ginkelse Heide wurden vollständig gesperrt.

Trockenheit als Brandbeschleuniger

Die Brandgefahr war bereits in den vergangenen Wochen stetig angestiegen. Der März 2025 war der trockenste März in den Niederlanden seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1906. In ganz Gelderland herrscht daher bereits seit Tagen Alarmstufe 2 für das Risiko von Naturbränden. Diese Einstufung bedeutet, dass alle zuständigen Akteure – von Förstern bis zu Feuerwehr und Sicherheitsdiensten – in erhöhter Alarmbereitschaft sind und schnellstmöglich auf Zwischenfälle reagieren müssen. Schon Anfang der Woche kam es bei Nunspeet und Harderwijk zu kleineren Bränden, deren Ursachen noch untersucht werden.

Auch heute wurde die Lage rasch eskaliert: Laut NOS war binnen kürzester Zeit kein Überblick mehr über die Ausbreitung möglich – der Rauch behindert die Sicht auf das Brandgebiet, selbst mit Luftunterstützung. Eine Löschhelikopter-Einheit wurde angefordert, mehr als zwanzig Tanklöschfahrzeuge sind mittlerweile im Einsatz. Wie AD berichtet, handelt es sich dabei wohl bereits um über hundert Einsatzkräfte.

Massive Rauchentwicklung bis nach Amersfoort

Nicht nur die unmittelbare Umgebung ist betroffen: Der Rauch breitet sich laut Angaben der Sicherheitsregion Utrecht über Dutzende Kilometer aus. Anwohner in Amersfoort, Leusden und Hoevelaken berichteten laut AD bereits am frühen Nachmittag über starke Rauchgerüche. Die Feuerwehr bat über soziale Medien darum, nur bei akuten Notfällen den Notruf 112 zu wählen, um die Leitungen für lebensbedrohliche Fälle freizuhalten. Parallel dazu wurden die Menschen erneut darauf hingewiesen, Fenster und Türen geschlossen zu halten – eine Maßnahme, die insbesondere in den angrenzenden Wohngebieten von großer Bedeutung ist.

Infrastruktur unter Druck

Die Verkehrswege rund um das Brandgebiet stehen unter enormem Druck. Die Hauptverbindungsstraße N304 wurde komplett gesperrt, ebenso Abschnitte der N224. Die Gemeinde Ede bat die Öffentlichkeit mehrfach, nicht in das Gebiet zu kommen. Laut der aktuellen Lageeinschätzung durch Omroep Gelderland wurde das Rathaus Ede in einen Krisenstab umgewandelt, um die Koordination der Maßnahmen auf kommunaler Ebene zu gewährleisten. Erste Evakuierungen stehen laut den vorliegenden Informationen nicht an – doch die Lage bleibt hochdynamisch.

Entspannung ungewiss

Gegen 16:45 Uhr vermeldete ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber AD eine leichte Abschwächung der Rauchentwicklung – jedoch ohne verbindliche Aussagen zur weiteren Entwicklung. Wie NOS berichtet, ist die genaue Ausbreitung des Brandes nach wie vor nicht vollständig bekannt. Die Behörden wollen die Situation weiter beobachten und rufen erneut zur Zurückhaltung und Kooperation mit den Einsatzkräften auf.

Video auf X.com

"Heftig! Die Edese Heide auf der Nordseite steht heftig in Flammen. Soweit ich verstanden habe, wurden nahezu alle verfügbaren Feuerwehrkorps auf und rund um die Veluwe um Hilfe gebeten."@graangeluk pic.twitter.com/NXFiS31H2C

Was ist die GRIP-Struktur?

Bei großen oder komplexen Vorfällen müssen Einsatzkräfte der Hilfsdienste (Feuerwehr, Polizei, medizinische Versorgung und Bevölkerungsschutz) schnell von ihrem regulären Arbeitsmodus in eine enge Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten und externen Partnern übergehen.

Um diesen Prozess strukturiert ablaufen zu lassen, wurde die sogenannte GRIP-Struktur entwickelt – GRIP steht für Gecoördineerde Regionale Incidentbestrijdings Procedure (Koordinierte regionale Einsatzstruktur bei Zwischenfällen). In dieser Struktur ist festgelegt, wann welche Krisenteams zusammenkommen und wie sie miteinander kooperieren. Je nach Ausmaß eines Vorfalls wird entschieden, auf welches GRIP-Niveau hochgestuft wird – von GRIP-1 bis GRIP-5.

Doch wie wird das GRIP-Niveau überhaupt bestimmt? Nachfolgend wird pro GRIP-Stufe erklärt, wann diese ausgelöst wird. Wie man sieht, ist die GRIP-Struktur kein einfaches Verfahren – sie bringt viele verschiedene Aspekte und Akteure zusammen, um große oder komplexe Ereignisse so effektiv wie möglich zu bewältigen.

Bei GRIP-3, wie bei diesem Brand, erfordert die Art des Vorfalls die direkte Einbindung des Bürgermeisters (zum Beispiel bei drohender oder bestehender gesellschaftlicher Unruhe) oder es besteht Anlass zur politischen Abstimmung mit anderen Institutionen. Zusätzlich zu CoPI (Kommando Ort des Geschehens) und ROT (Regionale Einsatzleitung) wird dann ein kommunales Krisenteam (GBT – Gemeentelijk Beleidsteam) eingerichtet. Dieses Team berät über mögliche Maßnahmen und über die Kommunikation gegenüber Presse und Öffentlichkeit.

Updates

Update 19:00 Uhr:

Die Lage in Ede bleibt angespannt. Der Großbrand auf der Heide breitet sich weiter aus, trotz massiven Einsatzes von inzwischen 330 Feuerwehrkräften aus mehreren Sicherheitsregionen. Unterstützung kommt nun auch vom niederländischen Verteidigungsministerium: Ein Chinook-Transporthubschrauber mit einer 7600-Liter-Wasserbehälter-Einheit ist im Einsatz, begleitet von weiteren Fahrzeugen der Landstreitkräfte. Der Brand hat bereits ein Einsatzfahrzeug durch extreme Hitze beschädigt. In der Umgebung kam es vereinzelt zu freiwilligen Evakuierungen, offizielle Notunterkünfte werden bislang nicht benötigt. Die Rauchentwicklung ist weiterhin sehr stark - der NL-Alert hat viele Menschen aufgrund technischer Probleme nicht erreicht, die Gemeinde Ede erneuert deshalb ihre eindringliche Warnung: Fenster und Türen geschlossen halten, Lüftung abschalten und das Gebiet meiden.

Update 19:05 Uhr:

Erste Erkenntnisse zur Brandursache liegen nun vor: Auslöser des Feuers war offenbar eine Übung des niederländischen Verteidigungsministeriums. Das bestätigte die Gemeinde Ede gegen 18:52 Uhr. Weitere Details zur genauen Art der Übung oder zu möglichen Versäumnissen wurden bislang nicht veröffentlicht. Die Ermittlungen zur genauen Ursache und zum Ablauf der Geschehnisse laufen.

Update 20:37 Uhr:

Die Großbrandlage in Ede ist unter Kontrolle – das gab der stellvertretende Bürgermeister Arnold Versteeg am Abend offiziell bekannt. Zwar sei das Feuer noch nicht vollständig gelöscht, doch die akute Ausbreitungsgefahr bestehe nicht mehr. Zwei Feuerwehrpelotons bleiben für die Nachlöscharbeiten im Einsatz. Versteeg betonte, dass sich das Feuer aufgrund des starken Windes rasch ausgebreitet habe und ein großes Gebiet betroffen sei. Die Rauchentwicklung war weithin sichtbar und spürbar.

Seit dem Nachmittag waren über 500 Feuerwehrleute aus dem ganzen Land im Einsatz, aufgeteilt in insgesamt 12 Pelotons mit jeweils vier Löschfahrzeugen. Kräfte kamen u. a. aus den Regionen Gelderland-Midden, VNOG, VRU, VRGZ und IJsselland. Versteeg lobte den schnellen und engagierten Einsatz der Helfer und zeigte sich erleichtert, dass es keine Verletzten gab – trotz des immensen Ausmaßes. Leider sei dabei wertvolle Natur verloren gegangen.

Zur Ursache der Brandkatastrophe erklärte Versteeg, dass laut ersten Erkenntnissen eine bei einer Militärübung eingesetzte Rauchgranate den Brand ausgelöst habe. Die Militärpolizei (KMAR) führt derzeit eine faktenbasierte Untersuchung zur genauen Brandentstehung durch.

Auch zur Infrastruktur gibt es aktuelle Informationen: Die N304 zwischen Ede und Otterlo bleibt weiterhin gesperrt, Anwohner dürfen jedoch passieren. Die Abfahrt Ede-Noord der A30 sowie die N224 sind wieder freigegeben. Das Bürgertelefon der Gemeinde Ede wurde um 20:30 Uhr geschlossen und ist ab morgen wieder zu den regulären Zeiten erreichbar.

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