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Rekorddürre zwingt Bauern zum Handeln

| von Redaktion

Kreisregner in Drenthe | Foto: Holland.guide

WESTERBORK · Noch nie war der März in den Niederlanden so trocken wie 2025 – mit nur sechs Millimetern Regen im Landesdurchschnitt wurde ein historischer Negativrekord erreicht. Besonders betroffen sind Landwirte, die durch fehlende Niederschläge und starke Winde zum Improvisieren gezwungen sind. Während sich Ackerbauern um ihre Keimlinge sorgen, begrüßen Viehhalter die Trockenheit als willkommene Verschnaufpause nach einem verregneten Vorjahr.

Die außergewöhnliche Trockenheit des März 2025 stellt niederländische Bauern vor akute Herausforderungen. Laut dem KNMI fiel im landesweiten Durchschnitt nur rund sechs Millimeter Regen – der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1906. Besonders drastisch ist die Lage in Regionen wie Groningen, wo laut RTV Noord innerhalb von neun Wochen gerade einmal 20 Millimeter Niederschlag registriert wurden. Für Landwirt Boelo Tijdens aus Nieuw-Beerta bedeutet das tägliche Improvisation: Die frisch eingesäten Felder müssen mit Sickerwasser aus Gräben beregnet werden, um überhaupt eine Keimung zu ermöglichen. Doch die Sorgen der Bauern beschränken sich nicht allein auf fehlenden Regen. Die starke Frühjahrssonne und die kalten Nächte – mit bis zu 13 Frosttagen allein in De Bilt – haben viele junge Pflänzchen zusätzlich geschädigt oder vernichtet. In Kombination mit Windböen, die das leichte Ackerland aufwirbelten, wurden selbst keimende Saaten teilweise wieder freigelegt oder verweht. Währenddessen hat die Trockenheit auch ökologische Folgen: Über hundert registrierte Naturbrände allein im März und zunehmende Schwierigkeiten für Weidevögel und Amphibien machen die Lage noch komplexer.

Bauern unter Druck – Beregnung aus Gräben als letzte Option

In vielen Teilen des Landes haben Bauern bereits im März begonnen, ihre Felder zu bewässern – eine Maßnahme, die üblicherweise erst im Hochsommer notwendig ist. Wie NOS berichtet, greifen Ackerbauern wie Tijdens auf Sickerwasser aus umliegenden Gräben zurück, um eine minimale Feuchtigkeit im Boden zu sichern. „Wenn wir nichts tun, wird es kritisch“, erklärt hij gegenüber RTV Noord. Besonders problematisch: Durch die ungewöhnlich starke Frühjahrssonne trocknet die oberste Bodenschicht sehr schnell aus, während die darunterliegenden Schichten dank des nassen Jahres 2024 noch einigermaßen feucht sind – ein paradoxer Zustand, der vor allem Keimlinge bedroht.

Rekordwerte bei Sonne und Temperaturdifferenzen

Das KNMI meldet für März 2025 nicht nur einen historischen Tiefstwert bei den Niederschlägen, sondern auch Rekorde bei den Sonnenstunden: Mit durchschnittlich 247 Sonnenstunden war es der sonnigste März seit Beginn der systematischen Messungen. Diese Sonneneinstrahlung treibt die Verdunstung an – eine Entwicklung, die auch der Klimaexperte Peter Siegmund als klaren Effekt des Klimawandels gegenüber NOS einordnet. Er verweist darauf, dass das meteorologische Trockenheitsdefizit mittlerweile etwa zehn Tage früher im Jahr einsetzt als noch Mitte des letzten Jahrhunderts.

Zudem sorgten große Unterschiede zwischen Tages- und Nachttemperaturen für zusätzliche Herausforderungen. So wurden tagsüber bis zu 22,8 °C gemessen, während nachts teilweise Temperaturen von –6,7 °C registriert wurden. Diese Kälte setzt besonders jungen Pflanzen wie Zuckerrüben und Zwiebeln stark zu, die aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegen Frost zusätzlich gefährdet sind. Einige Landwirte rechnen bereits mit dem vollständigen Neuaussäen ganzer Felder – ein kostspieliger und zeitaufwendiger Prozess.

Natur leidet – Tiere finden kein Wasser

Neben der Landwirtschaft ist auch die niederländische Natur massiv betroffen. Wie RTL Nieuws berichtet, verzeichnete das Nederlands Instituut Publieke Veiligheid im März über hundert Naturbrandmeldungen. Besonders gefährdet sind Regionen in Noord- und Zuid-Holland sowie in Brabant. Gleichzeitig geraten Tiere wie Frösche und Vögel zunehmend in Not: Flache Gewässer trocknen aus, Laich und Kaulquappen drohen zu verdursten. Laut Biologe Arnold van Vliet von der Wageningen Universität sind vor allem Weidevögel betroffen, deren Küken ihre Nahrung nicht mehr aus dem ausgetrockneten Boden holen können. Auch die langfristige Belastung durch frühere Dürrejahre und hohe Stickstoffwerte schwächt die Pflanzenwelt und reduziert die Widerstandskraft von Bäumen wie Buche und Eiche.

Maßnahmen der Wasserbehörden und neue Strategien

Angesichts der sich abzeichnenden Trockenperiode haben die niederländischen Wasserbehörden bereits reagiert. Wie NOS meldet, wurde an vielen Stellen das Wasser auf Sommerpegel angehoben und die Ableitung reduziert, um möglichst viel Wasser zu speichern. In Ridderkerk erinnert das Waterschap Hollandse Delta die Landwirte daran, dass große Entnahmen von Sickerwasser vorher gemeldet werden müssen. Auch strukturelle Anpassungen sind im Gange: Seit den Dürresommern 2018 und 2022 haben Bauern Maßnahmen wie das Abdämmen kleiner Entwässerungsgräben oder das Anlegen von Wasserpuffern ergriffen. Der Trockenheitsexperte Niko Wanders von der Universität Utrecht betont gegenüber RTL, dass sich seither die Mentalität verändert habe – mittlerweile werde selbst im Winter aktiv an Strategien gegen Trockenperioden gearbeitet.

Ausblick: Frühjahr bleibt angespannt

Prognosen des KNMI lassen für Anfang April keine Entspannung erwarten. In den nächsten zwei Wochen sind laut Siegmund kaum nennenswerte Niederschläge zu erwarten, bei gleichzeitig hoher Verdunstung durch anhaltenden Sonnenschein. Damit könnte das Defizit im Wasserhaushalt weiter wachsen – mit potenziell gravierenden Folgen für die gesamte Vegetationsperiode. Schon jetzt mehren sich die Stimmen, die einen früheren Beginn des Trockenheitsmonitorings fordern: Der 1. April als traditioneller Startpunkt sei im Zeitalter des Klimawandels womöglich zu spät.

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