Papst tot – Konklave mit Eijks harter Hand
| von Redaktion

UTRECHT · Der Tod von Papst Franziskus hat die katholische Welt in Trauer versetzt – und die Weichen für einen möglichen Richtungswechsel im Vatikan gestellt. Mit der Einberufung des Konklaves in Rom rückt auch der einzige wahlberechtigte Kardinal aus den Niederlanden ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Wim Eijk. Der 71-jährige Erzbischof von Utrecht zählt zum erzkonservativen Flügel des Kardinalskollegiums und gilt als Vertreter einer strengen Auslegung der katholischen Lehre. Während progressive Kräfte den Weg Franziskus’ fortsetzen wollen, hoffen andere auf eine Rückkehr zu klaren Dogmen – mit Eijk als möglichem Hoffnungsträger.
Der Tod von Papst Franziskus am Ostermontag markiert nicht nur das Ende einer Ära, sondern leitet eines der geheimnisvollsten Rituale der katholischen Kirche ein: das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes. Mit dabei: der niederländische Kardinal Wim Eijk – Arzt, Theologe, Bioethiker und bekennender Vertreter eines erzkonservativen Katholizismus. Eijk ist nicht nur stimmberechtigt, sondern gilt laut De Telegraaf und anderen niederländischen Medien auch als „papabile“, also als möglicher Kandidat für das Amt des Papstes. Obgleich er kein Favorit ist, wird sein Name zunehmend genannt – auch deshalb, weil sich unter jüngeren Katholiken wieder mehr Anhänger traditioneller Positionen finden. Doch Eijks Lebenslauf ist geprägt von Kontroversen: seine Aussagen zu Homosexualität, Genderfragen, Scheidung und liturgischer Praxis haben in den Niederlanden wie international für heftige Debatten gesorgt. Besonders seine Schrift De band van de liefde sorgte 2022 mit präzisen Anweisungen zu sexueller Moral für Stirnrunzeln – und Zustimmung bei Traditionalisten. Während Eijks theologische Präzision von konservativer Seite als notwendig verteidigt wird, werfen ihm Kritiker Unbarmherzigkeit vor. Dass er dennoch auch für gemäßigte Kardinäle interessant sein könnte, liegt an seinem Verhalten nach der vatikanischen Erlaubnis zur Segnung homosexueller Paare: Die niederländische Bischofskonferenz, deren Ton er maßgeblich prägt, reagierte überraschend zurückhaltend – ein diplomatisches Geschick, das in Rom registriert wurde.
Eijk zwischen Dogma und Dialog
Wim Eijk ist kein Mann der leisen Töne. Seit Jahrzehnten steht er für eine kompromisslose Auslegung der katholischen Lehre. Nach einem Medizinstudium und Promotion über Euthanasie wandte sich der gebürtige Duivendrechter dem Priestertum zu – und hat sich seither als eine der prägendsten konservativen Stimmen im niederländischen Katholizismus etabliert. Eijk wurde 1999 Bischof von Groningen-Leeuwarden, 2007 Erzbischof von Utrecht, 2012 Kardinal. In seiner Amtszeit sorgte er immer wieder für Schlagzeilen: sei es durch sein rigides Vorgehen gegen homosexuelle Lebensformen, durch das Schließen zahlreicher Kirchen oder durch die harsche Kritik an Papst Franziskus’ Öffnung gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen. So warf er dem Papst im Jahr 2018 öffentlich vor, die Kirche ins „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ (Apok. 17,5) zu führen. Gleichzeitig wurde seine Theologie auch von der Glaubenskongregation unter Kardinal Müller unterstützt – einem weiteren konservativen Schwergewicht. Doch Eijk bleibt umstritten: Seine Gegner in den Niederlanden werfen ihm Kälte, Autoritarismus und mangelnde Kommunikationsbereitschaft vor. Kritiker erinnern sich an das abrupte Schließen von Ausbildungsstätten und den Rauswurf prominenter Laienmitarbeiter. Aufsehen erregte auch seine Rolle im Streit um das katholische Prädikat der Universität Nijmegen. In den Augen vieler symbolisiert Eijk eine Kirche, die sich verschließt – für andere hingegen bewahrt er Klarheit in einer Zeit des Wandels. Ob er selbst Ambitionen auf das Papstamt hat, lässt er offen. Doch die Kombination aus theologischer Tiefe, Disziplin und globaler konservativer Rückendeckung macht ihn zu einer Figur, die in Rom genau beobachtet wird.
Konklave: Rituale, Regeln und Kräfteverhältnisse
Das Konklave, das nun in den kommenden Tagen beginnen wird, ist eines der ältesten und zugleich verschlossensten Wahlverfahren der Welt. Laut NU.nl werden alle Kardinäle unter 80 Jahren zur Teilnahme verpflichtet – aktuell sind es 138 von insgesamt 252. Während der Zusammenkunft in der Sixtinischen Kapelle sind alle Kommunikationsmittel nach außen untersagt. Ziel ist es, jede weltliche Einflussnahme zu verhindern. Mindestens zwei Drittel der Stimmen sind nötig, um einen neuen Papst zu wählen. Findet sich nach mehreren Wahlgängen keine Mehrheit, kann die Regel geändert und die Auswahl auf die zwei stärksten Kandidaten beschränkt werden. Aus niederländischer Sicht ist es das erste Mal seit 2013, dass Wim Eijk an einem Konklave teilnimmt. Die Wahlchancen eines Europäers stehen traditionell nicht schlecht – von 266 bisherigen Päpsten kamen 217 aus Italien. Dennoch wäre ein Niederländer auf dem Heiligen Stuhl eine kleine Sensation.
Franziskus’ Vermächtnis und Eijks Kontrastprogramm
Papst Franziskus wird in den Nachrufen als bescheidener, zukunftsgerichteter Papst gewürdigt. Laut RTV Utrecht erinnerte sich Eijk an persönliche Gespräche, in denen Franziskus stets dazu aufrief, nicht in der Vergangenheit zu verharren, sondern nach vorn zu blicken. Doch genau an dieser Zukunftsorientierung schieden sich die Geister: Eijks Kritik an liberalen Tendenzen innerhalb der Kirche war häufig scharf, etwa wenn es um die Zulassung protestantischer Ehepartner zur Kommunion oder um das Thema Gender ging. Franziskus hingegen versuchte, den Brückenschlag zur modernen Gesellschaft zu wagen – ein Weg, der unter einem Papst Eijk wohl abrupt enden würde. Dabei bleibt offen, ob das Konklave tatsächlich in diese Richtung gehen wird. Beobachter wie De Telegraaf verweisen auf eine laute konservative Minderheit im Kardinalskollegium, vor allem aus Afrika und Asien. Zugleich sehen viele auch die Gefahr, dass eine Rückkehr zu dogmatischer Strenge die Kluft zur Gesellschaft weiter vergrößern könnte. Eijks Anhänger glauben hingegen, dass nur eine klare Linie die Kirche aus ihrer Krise führen kann.
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