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Inflation bleibt hoch – Wirtschaft rutscht ab

| von Redaktion

Dei Niederlande werden weiterhin teurer. | Foto: HOLLAND.guide

DEN HAAG · Die Teuerung in den Niederlanden hält trotz leichter Entspannung auf hohem Niveau an. Wie das Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) mitteilt, lag die Inflation im März 2025 bei 3,7 Prozent. Damit setzt sich der Trend stabil hoher Verbraucherpreise fort, auch wenn der Wert leicht unter dem Februarwert (3,8 Prozent) liegt. Zugleich verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage zunehmend. Die Konjunkturklok des CBS zeigt, dass 12 von 13 Wirtschaftsindikatoren inzwischen unter ihrem langfristigen Durchschnitt liegen – ein deutlich negativeres Bild als noch im Vormonat. Die Kluft zwischen stabiler Konsumlaune und sinkendem wirtschaftlichen Vertrauen wächst.

Die Inflationsrate in den Niederlanden liegt mit 3,7 Prozent weiterhin spürbar über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank. Vor allem die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln, Getränken und Tabak (plus 7,1 Prozent) sowie bei Dienstleistungen (plus 4,7 Prozent) treiben die Verbraucherpreise. Besonders auffällig: Energiepreise sind im Jahresvergleich erneut gesunken, was die Inflationsrate insgesamt etwas dämpft. Dennoch steigen die Preise im Monatsvergleich weiter: Im März lag der CPI 0,4 Prozent über dem Februarwert. Das deutet auf eine anhaltend hohe Belastung für die Haushalte hin – insbesondere im Vergleich zu Deutschland, wo die Inflationsrate laut Destatis im selben Zeitraum lediglich bei 2,2 Prozent lag.

Auch wenn die Konsumausgaben im Januar laut CBS gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent zulegten, trüben andere Indikatoren das wirtschaftliche Gesamtbild. Das Investitionsvolumen ist rückläufig, die Zahl der Arbeitslosen steigt, und sowohl das Verbraucher- als auch das Produzentenvertrauen befinden sich weiterhin deutlich unter dem langjährigen Mittel. Der Konjunkturindikator des CBS fiel im März auf –0,68, ein neuer Tiefpunkt nach monatelangem Rückgang. Dies unterstreicht, dass sich die Wirtschaft in einer Phase der Stagnation oder gar Kontraktion befindet, während die Inflation hartnäckig hoch bleibt.

Verbraucherpreise steigen weiter – aber nicht überall gleich

Die Detailauswertung des CBS zeigt eine deutliche Zweiteilung der Preisentwicklung. Während die Preise für Industriegüter ohne Energie und Kraftstoffe im März nur um 1,6 Prozent stiegen, fielen die Energiepreise im Jahresvergleich um 3,4 Prozent. Das entlastet Haushalte zwar beim Tanken oder Heizen, reicht aber nicht aus, um die starken Teuerungen in anderen Bereichen auszugleichen. Besonders stark betroffen sind Lebensmitteleinkäufe – mit einem Preisanstieg von über sieben Prozent ein empfindlicher Faktor für viele Haushalte.

Die niederländische Variante des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HICP), die auch für die europäische Vergleichbarkeit wichtig ist, liegt mit 3,4 Prozent ebenfalls über dem EU-Zielwert. Im Gegensatz zum nationalen CPI berücksichtigt der HICP keine Wohnkosten – ein Umstand, der die Unterschiede zwischen nationaler und internationaler Inflationsmessung erklärt. Für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist jedoch der HICP maßgeblich – und der zeigt, dass die Niederlande aktuell zu den Ländern mit höherer Inflationsdynamik gehören.

Wirtschaftliches Stimmungsbild trübt sich weiter ein

Während Konsum und Export im Januar 2025 laut CBS noch leicht zulegten, verdüstert sich das Bild im März deutlich. Die Investitionen gingen zurück, vor allem bei Maschinen und im Transportsektor. Gleichzeitig steigt die Zahl der Arbeitslosen – im Februar lag die Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent, mit einem Zuwachs von 7.000 Personen monatlich. Auch die Zahl der Unternehmenspleiten nahm im Februar zu – ein Anstieg um 14 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Die „Conjunctuurklok“, das wichtigste Instrument zur Beurteilung der Konjunktur, zeigt einen neuen Tiefstand: Zwölf von dreizehn Indikatoren liegen unter dem langjährigen Trend. Das ist ein klares Signal für eine konjunkturelle Abkühlung. Gleichzeitig fällt das Vertrauen der Konsumenten weiter – der Index sank im März auf –34 Punkte. Auch die Produzenten sehen die Zukunft pessimistischer als im Vormonat. Beide Gruppen bleiben damit unter dem 20-Jahresdurchschnitt.

Gemischte Signale aus dem Arbeitsmarkt

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt zwiespältig. Einerseits steigt die Zahl der offenen Stellen weiter: Im vierten Quartal 2024 gab es rund 404.000 unbesetzte Stellen – ein Zuwachs von 7.000. Andererseits steigt gleichzeitig die Zahl der Arbeitslosen. Das deutet auf ein Ungleichgewicht im Arbeitsmarkt hin: Fachkräftemangel in bestimmten Branchen trifft auf Arbeitslosigkeit in anderen Bereichen. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden stagnierte im vierten Quartal – auch dies ein Hinweis auf eine eher stagnierende Konjunktur.

Wohnungsmarkt bleibt Sonderfall

Trotz aller wirtschaftlichen Unsicherheiten zeigt sich der Wohnungsmarkt erstaunlich stabil. Im Februar 2025 lagen die Preise für bestehende Eigenheime um 10,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Gegenüber dem Vormonat stagnierte der Preis, was auf eine mögliche Beruhigung hindeuten könnte. Der Immobilienmarkt scheint sich derzeit weitgehend von der allgemeinen Konjunktur abzukoppeln.

Zähe Lage mit wenig Bewegung

Zusammenfassend bleibt das Bild: Die Inflation ist zwar leicht gesunken, aber weiterhin zu hoch. Gleichzeitig schwächt sich die wirtschaftliche Dynamik weiter ab. Investitionen und Vertrauen sinken, Arbeitslosigkeit und Unsicherheit nehmen zu. Die Wirtschaft steht vor einer doppelten Herausforderung: Hohe Preise und eine wankende Konjunktur. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der leichte Aufschwung bei Export und Industrieproduktion ausreicht, um gegenzusteuern – oder ob sich die wirtschaftliche Schieflage weiter verschärft.

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