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Erschütterung in Groningen: Erdbeben sorgt für Angst

| letzte Änderung 16.02.2025 17:56 | von Redaktion

Waveform plot | Quelle: KNMI

GRONINGEN · In der Nacht auf Donnerstag hat ein Erdbeben der Stärke 2,2 die niederländische Provinz Groningen erschüttert. Das Epizentrum lag bei Usquert, rund 20 Kilometer nördlich der Stadt Groningen. Die Erschütterung ereignete sich um 00:22 Uhr auf einer Tiefe von drei Kilometern. Laut dem KNMI handelt es sich um eine induzierte Erschütterung, die durch die jahrzehntelange Gasförderung verursacht wurde. Bewohner der Umgebung berichteten von lauten Knallen und spürbaren Erschütterungen ihrer Häuser. Eine offizielle Schadensbilanz liegt noch nicht vor, dennoch verweist die Gemeinde Het Hogeland Betroffene auf das Institut für Bergbauschäden Groningen (IMG).

Das Erdbeben, dessen Epizentrum sich zwischen dem geschlossenen Groningen-Gasfeld und dem weiterhin aktiven Gasfeld bei Warffum befand, war in mehreren umliegenden Ortschaften zu spüren. Insbesondere in Warffum, Rottum und Winsum meldeten Anwohner starke Erschütterungen. Zahlreiche Menschen berichteten, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. "Das gesamte Haus hat gewackelt", schilderte eine Bewohnerin aus Warffum an NOS. In Usquert spürten die Menschen nicht nur das Beben, sondern hörten auch ein dumpfes Grollen. Viele Betroffene empfanden die Situation als erschreckend, auch wenn keine Verletzten gemeldet wurden.

Ursachen und Auswirkungen der Erdbeben in Groningen

Erdbeben in Groningen sind kein neues Phänomen, sondern eine direkte Folge der Gasförderung, die in der Region jahrzehntelang betrieben wurde. Auch wenn das große Groningen-Gasfeld im vergangenen Jahr offiziell geschlossen wurde, führen die durch die Gasentnahme entstandenen Druckunterschiede weiterhin zu seismischer Aktivität. Zudem wird in kleineren Feldern, darunter das nahegelegene Warffum, weiterhin Erdgas gefördert. Diese Umstände machen Groningen zu einer der am meisten von menschengemachten Erdbeben betroffenen Regionen Europas.

Erdbeben in Groningen sind typischerweise relativ oberflächlich, was dazu führt, dass die Erschütterungen stärker gespürt werden als bei natürlichen Beben in großen Tiefen. Besonders problematisch ist die Bodenstruktur der Region: Die Mischung aus Klei- und Torfschichten verstärkt die seismischen Wellen, sodass bereits vergleichsweise schwache Erdbeben erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen können.

Reaktionen aus Politik und Wissenschaft

Die erneuten Erdbeben werfen Fragen auf, inwiefern die Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Gasförderung ausreichen. Die Gemeinde Het Hogeland zeigte sich besorgt und wies darauf hin, dass das Ereignis viele Bürger verunsichert habe. "Wir verstehen, dass eine Erschütterung dieser Art große Sorgen bereitet", heißt es in einer Stellungnahme der Gemeindeverwaltung. Betroffene können sich an spezielle Beratungsstellen wenden, darunter die sogenannten Erdbeben-Coaches, die bereits in der Vergangenheit nach schweren Beben Hilfe geleistet haben.

Seismologen des KNMI betonten, dass weitere Erschütterungen nicht ausgeschlossen werden können. Die langfristigen geologischen Folgen der jahrzehntelangen Gasförderung seien noch nicht absehbar. Auch wenn sich die niederländische Regierung 2023 offiziell von der großflächigen Gasförderung verabschiedet hat, bleibt die Problematik bestehen. Experten weisen darauf hin, dass die Spannungen im Untergrund nur langsam abgebaut werden und daher noch Jahrzehnte lang Erdbeben auftreten könnten.

Historische Parallelen und Forderungen nach Entschädigung

Das aktuelle Erdbeben mit einer Magnitude von 2,2 ist vergleichbar mit den stärksten Beben des vergangenen Jahres. Die schwerste jemals gemessene Erschütterung in der Region ereignete sich 2012 in Huizinge mit einer Stärke von 3,6. Damals wurden zahlreiche Gebäude beschädigt, was zu politischen Konsequenzen und einer Neuausrichtung der Energiepolitik führte.

Viele Bewohner fordern eine schnellere Bearbeitung der Entschädigungsanträge. Das Institut für Bergbauschäden Groningen (IMG) ist für die Regulierung der Schäden zuständig, jedoch klagen Betroffene immer wieder über lange Bearbeitungszeiten. Die niederländische Regierung steht unter Druck, die Betroffenen besser zu unterstützen. Ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen, bleibt abzuwarten.

Das erneute Erdbeben zeigt, dass die Folgen der Gasförderung in Groningen noch lange nicht bewältigt sind. Trotz der Schließung des großen Gasfelds halten die seismischen Aktivitäten an. Viele Menschen in der Region leben weiterhin in Angst vor neuen Beben und warten auf eine umfassende Lösung des Problems. Ob sich die Lage in Zukunft verbessert, hängt von der politischen Reaktion und weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen ab.

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