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Tempo 130: Niederlande geben Gas

| von Redaktion

Dynamische Fahrstreifen haben oft ein Tempolimit von 100 km/h | Foto: Holland.guide

DEN HAAG · Schrittweise Rückkehr zur Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h: Seit dem 14. April 2025 darf auf drei niederländischen Autobahnabschnitten wieder ganztägig 130 Kilometer pro Stunde gefahren werden. Die Maßnahme ist Teil der „Actieagenda Auto“, mit der das Infrastrukturministerium die Mobilität und Flexibilität von Autofahrern stärken will. Die betroffenen Strecken liegen auf der A7 (Afsluitdijk und bei Winschoten bis zur deutschen Grenze) sowie auf der A6 (Lelystad-Noord bis Ketelbrug). Ein weiterer Abschnitt auf der A37 soll vor dem Sommer folgen. Voraussetzung für die höhere Geschwindigkeit ist die vollständige Beschilderung durch Rijkswaterstaat, die derzeit umgesetzt wird.

Die Rückkehr zur höheren Höchstgeschwindigkeit markiert einen politischen Richtungswechsel. Unter Minister Barry Madlener (Infrastruktur und Wasserstaat) wird die Bedeutung des Autos als bevorzugtes Verkehrsmittel in den Niederlanden neu betont. Laut Ministerium sei das Auto für viele Menschen und Unternehmen unverzichtbar, da es Komfort, Geschwindigkeit und Flexibilität bietet. Die jetzt erfolgte Freigabe der 130 km/h gilt ganztägig und nicht wie zuvor nur nachts. Allerdings betrifft dies zunächst nur drei ausgewählte Strecken mit einer Gesamtlänge von 117 Kilometern. Für eine vierte Strecke auf der A37 laufen aktuell vorbereitende Maßnahmen. Diese schrittweise Einführung erlaubt es dem Ministerium, potenzielle Auswirkungen auf Lärm und Stickstoffemissionen gezielt zu untersuchen, bevor weitere Strecken freigegeben werden. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass keine negativen Folgen für angrenzende Natura-2000-Gebiete entstehen. Die endgültige Freigabe erfolgt erst nach Aufstellung entsprechender Verkehrsschilder. Damit verbunden ist die Botschaft an die Autofahrer: Es darf schneller gefahren werden - aber nicht zwingend. Wer weiterhin lieber 100 km/h fährt, ist dazu ebenfalls berechtigt.

Hintergrund: Die Actieagenda Auto

Mit der „Actieagenda Auto“ verfolgt die niederländische Regierung mehrere Ziele: die Erschließung neuer Wohngebiete, eine Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie die Vermeidung von Staus. Der Fokus liegt auf der Optimierung der bestehenden Infrastruktur. Jährlich soll mindestens ein bislang auf Eis gelegtes Straßenbauprojekt wieder aufgenommen werden. Der Anteil des Autoverkehrs ist in den Niederlanden nach wie vor hoch – etwa 70 % aller Reisekilometer werden mit dem Pkw zurückgelegt. Die jetzige Maßnahme zielt daher auf eine Verbesserung des Verkehrsflusses und eine Stärkung der Wahlfreiheit für Autofahrer.

Die Entscheidung für die drei Pilotstrecken beruht auf umfangreichen Analysen. Das Ministerium betont, dass eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit nur dort erfolgt, wo dies ohne zusätzliche Umwelt- oder Lärmschutzmaßnahmen möglich ist. Grundlage bilden sogenannte indikative Berechnungen, mit denen mögliche Grenzwertüberschreitungen ermittelt werden. Erst wenn ausgeschlossen ist, dass die Maßnahme negative Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit oder Natur hat, wird der nächste Schritt eingeleitet: die tatsächliche Umsetzung vor Ort mit neuer Beschilderung.

Die aktuell freigegebenen Abschnitte gelten dabei als unkritisch: Der Afsluitdijk etwa ist eine langgezogene Deichverbindung mit wenig angrenzender Bebauung, die sich für Tests mit höherer Geschwindigkeit eignet. Auch die A6 und A7 in Richtung Deutschland weisen vergleichsweise geringe Verkehrsbelastung und Umweltkonflikte auf. Die Auswahl dieser Strecken soll als Vorlage für weitere Freigaben dienen. In den kommenden Monaten will das Ministerium zusätzliche Autobahnen prüfen und bis zum Sommer eine Übersicht vorlegen, welche Abschnitte als nächstes für 130 km/h in Frage kommen.

Der Minister betont, dass der Fokus auf praktikable Lösungen liegt: Statt umfangreicher Umbauten oder langer Genehmigungsverfahren konzentriert sich die Maßnahme auf Strecken, bei denen sofortige Anpassungen möglich sind. Damit wird auch politischen Druck begegnet, der sich gegen die ursprünglich 2020 eingeführte Reduktion der Höchstgeschwindigkeit am Tag auf 100 km/h gerichtet hatte. Diese war damals als Maßnahme zur Reduktion der Stickstoffemissionen eingeführt worden – ein Problem, das insbesondere in der Nähe von Schutzgebieten weiterhin politisch sensibel ist.

Wie lange es dauert, bis landesweit weitere Strecken freigegeben werden, hängt laut Ministerium maßgeblich von den Ergebnissen der laufenden Umweltprüfungen ab. Die nächsten Monate gelten daher als Testphase für eine Rückkehr zur alten Regelung – jedoch ohne das Risiko, neue Umweltkonflikte zu provozieren. Minister Madlener verspricht, die Tweede Kamer – das niederländische Parlament – rechtzeitig zu informieren, sobald neue Abschnitte identifiziert sind.

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