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Schock-Alarm: Eierverzicht wegen Giftstoffen

| von Redaktion

Aufpassen: PFAS im Ei | Foto: Holland.guide

DEN HAAG · Gesundheitswarnung für ganz Niederlande – Das niederländische Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM) ruft eindringlich dazu auf, keine Eier von Hobbyhühnern mehr zu essen. Ein aktuelles landesweites Untersuchungsprogramm auf 60 Standorten ergab eine bedenklich hohe Belastung durch PFAS – chemische Industrie-Stoffe, die sich in den Eiern häufen können. Besonders problematisch: Bereits der Verzehr von weniger als einem Ei pro Woche kann an vielen Orten die gesundheitlich zulässige Aufnahmemenge überschreiten. Betroffen sind private Hühner in Gärten, Tierwiesen, Bauernhöfen und sozialen Einrichtungen – kommerzielle Supermarkteier gelten laut RIVM weiterhin als unbedenklich.

Die Ergebnisse des RIVM bestätigen den Ernst der Lage: In 31 von 60 untersuchten Regionen in den Niederlanden – also mehr als der Hälfte – überschreitet bereits ein einziges Ei pro Woche die sogenannte gesundheitliche Grenzmenge für PFAS-Aufnahme. Diese Chemikalien, die unter anderem in Outdoor-Bekleidung, Kochgeschirr und Löschschaum vorkommen, sind extrem langlebig, verteilen sich leicht in der Umwelt und reichern sich im menschlichen Körper an. Das RIVM warnt eindringlich, dass ein dauerhafter Kontakt mit PFAS das Immunsystem schwächen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, die Entwicklung ungeborener Kinder stören sowie Cholesterinwerte, Leberfunktion und sogar das Krebsrisiko negativ beeinflussen kann. In einer der Proben wurde ein PFAS-Gehalt festgestellt, der laut Medienberichten von NOS das Tausendfache des erlaubten Wertes betrug. Besonders gefährdet sind Kinder und Personen mit geringem Körpergewicht.

Verzicht auf Hobby-Eier empfohlen – auch auf dem Land

Das aktuelle RIVM-Gutachten spricht ein einheitliches Verzehrverbot für selbst erzeugte Eier in ganz Holland aus. Ob vom eigenen Gartenhuhn oder vom nahegelegenen Biobauernhof – solange die Eier nicht aus kommerzieller, durch die niederländische Lebensmittelaufsicht (NVWA) kontrollierter Haltung stammen, rät das Institut zum strikten Verzicht. Hintergrund ist die Unsichtbarkeit der Belastung: PFAS-Gehalt ist äußerlich nicht zu erkennen. Die Konzentrationen variieren von Ort zu Ort stark, jedoch ist die Verunreinigung in vielen Fällen so hoch, dass schon der gelegentliche Verzehr zum Gesundheitsrisiko wird. Frühere Warnungen des RIVM galten vor allem der Region um Dordrecht, wo der Chemiekonzern Chemours angesiedelt ist. Mittlerweile zeigen die neuen Daten jedoch: Das Problem betrifft das ganze Land. Auch NU.nl und AD berichten von auffällig hohen PFAS-Werten in Regionen wie Leeuwarden oder Zeeland.

Eine konkrete Ursache für die Belastung ist bislang nicht abschließend geklärt. Zwar gibt es Hinweise, dass Regenwürmer, die PFAS aus dem Boden aufnehmen und an Hühner weitergeben, eine Rolle spielen könnten – doch laut RIVM ist wahrscheinlich ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren für die hohe Belastung verantwortlich. Bodenqualität, alternative Futterquellen und lokale Einträge aus Luft oder Wasser stehen im Fokus weiterer Untersuchungen. Ergebnisse dieser Folgeforschung werden gegen Ende des Jahres erwartet.

PFAS: Versteckte Gefahr aus Industrie und Alltag

PFAS (Per- und Polyfluoralkylstoffe) sind eine Gruppe von etwa 5000 künstlich hergestellten Substanzen, die wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in zahlreichen Alltagsprodukten eingesetzt werden: Von Regenjacken über Antihaftpfannen bis hin zu Kosmetik und Elektronik. Doch ihre chemische Stabilität wird zunehmend zum Problem. Sie bauen sich nicht ab („forever chemicals“), verbreiten sich leicht über Luft und Wasser und reichern sich im Gewebe von Mensch und Tier an. Laut RIVM gilt in den Niederlanden schon jetzt, dass Menschen im Schnitt zu viele PFAS über Lebensmittel und Trinkwasser aufnehmen – Eier von Hobbyhühnern stellen dabei eine zusätzliche, gefährliche Belastung dar. Erste Gesundheitsschäden zeigen sich oft im Immunsystem, und können selbst bei langfristiger Aufnahme geringer Mengen auftreten. Das Institut betont daher die Bedeutung umfassender Reduktion der PFAS-Exposition.

Neben Aufklärung betreibt das RIVM im Auftrag des Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft auch Maßnahmen zur Begrenzung von Produktion und Einsatz der Stoffe. Gemeinsam mit europäischen Partnern wird derzeit an einem EU-weiten Verbot gearbeitet. Doch auch wenn die Verwendung von PFAS in Zukunft reduziert wird, bleibt ihre Belastung durch bestehende Altlasten bestehen. Das RIVM sieht daher in Verzicht und Verbraucherschutz den derzeit wichtigsten Hebel. Verbraucherinnen und Verbraucher werden ausdrücklich ermutigt, nur Eier mit offizieller Stempelkennzeichnung zu konsumieren – diese sind durch die NVWA geprüft und enthalten deutlich weniger PFAS.

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