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Großrazzien in Europa: Drogen, Waffen, Kunst

| von Redaktion

© Ali Yerlikaya

ROTTERDAM · Internationale Großoperationen erschüttern kriminelle Netzwerke: In einer der größten koordinierten Polizeiaktionen der vergangenen Jahre haben Einsatzkräfte aus den Niederlanden, der Türkei und weiteren EU-Staaten am heutigen Dienstag mehrere internationale Verbrechenskomplexe ins Visier genommen. Ziel waren Drogenschmuggel, Waffenhandel und Kunstkriminalität – mit direkten Verbindungen in niederländische Städte wie Rotterdam, Den Haag, Arnhem, Tilburg und Alkmaar. Die Maßnahmen erfolgten im Rahmen synchronisierter Operationen, darunter die europaweite Aktion „ORKİNOS-BULUT“ sowie gezielte Zugriffe im Süden der Niederlande. Zahlreiche Verdächtige wurden festgenommen, Vermögenswerte in Millionenhöhe beschlagnahmt. Die Einsätze zeigen die enorme internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen organisierte Kriminalität – und wie stark die Niederlande im Zentrum der Aktivitäten stehen.

In Rotterdam, Den Haag und Arnhem nahm die Polizei vier Verdächtige fest, die laut Europol zum mittleren Führungskreis verschiedener Drogennetzwerke gehören. Sie sollen in Europa für die Verteilung von Kokain, Heroin und synthetischen Drogen verantwortlich gewesen sein. Die Festnahmen sind Teil der Operation „ORKİNOS-BULUT“, die am Dienstagmorgen unter Leitung des türkischen Innenministeriums und mit Beteiligung der Polizeibehörden aus insgesamt 17 Ländern durchgeführt wurde – darunter die Niederlande, Deutschland, Spanien und Belgien. Ziel waren vier große, international agierende kriminelle Organisationen. Laut Angaben von Europol verfügten die Gruppen zusammen über „eine immense Macht“ und zählten zu den „großen Spielern im europäischen Drogenhandel“ .

Parallel zu den Zugriffen im Drogenmilieu gingen niederländische Ermittler auch gegen Waffenhändler vor. In Tilburg und Goirle nahm die Polizei zwei Männer im Alter von 30 und 32 Jahren fest. Diese sollen über verschlüsselte Kommunikationsplattformen wie Telegram und Signal nicht nur Handfeuerwaffen, sondern auch Raketenwerfer, automatische Gewehre und Handgranaten angeboten haben . Bei der Durchsuchung von sechs Wohnungen, einer Garage und einem Firmengebäude stellte die Polizei Drogen, ein Feuerwaffe, illegales Feuerwerk, Bargeld, Kryptowährungen und ein umfangreiches Drogenlager sicher. Ein dritter Verdächtiger wurde vor Ort ebenfalls festgenommen. Die Ermittlungen begannen bereits 2023 und wurden vom Landelijk Parket sowie belgischen Behörden unterstützt. Auch hier zeigt sich der grenzüberschreitende Charakter des organisierten Verbrechens – und die Notwendigkeit internationaler Polizeikooperation.

ORKİNOS-BULUT: Türkisch-europäische Großoffensive

Die Operation „ORKİNOS-BULUT“, die vom türkischen Innenminister Ali Yerlikaya angekündigt wurde, richtete sich gegen vier transnationale Drogenkartelle. In enger Zusammenarbeit mit Europol und den Polizeibehörden von 17 Ländern – darunter Australien, Frankreich, USA und Iran – wurden 234 hochrangige Mitglieder der kriminellen Organisationen festgenommen, davon neun im Ausland und 225 in der Türkei . 10 Personen standen auf der internationalen Fahndungsliste (Red Notice). Neben Drogenhandel und Geldwäsche werden den Gruppen auch Mord, Entführung, Nötigung, Erpressung und gezielte Anschläge vorgeworfen.

Insgesamt wurden Vermögenswerte im geschätzten Wert von 13 Milliarden Türkischen Lira konfisziert – darunter 681 Immobilien, 127 Fahrzeuge und Beteiligungen an 113 Firmen. Auch Bankkonten der Verdächtigen wurden eingefroren. Europol bezeichnete den Einsatz als Teil einer übergeordneten Strategie zur Zerschlagung krimineller Netzwerke in der EU .

Waffenhandel und digitale Plattformen: Ermittlungen in Brabant

Die Festnahmen in Tilburg und Goirle markieren einen weiteren wichtigen Schritt im Kampf gegen den florierenden illegalen Waffenhandel in den Niederlanden. Die beiden Hauptverdächtigen sollen ein Netzwerk betrieben haben, das über Messenger-Dienste Kriegswaffen verkaufte. In einer Wohnung wurde zudem ein dritter Verdächtiger beim Verpacken von harten und weichen Drogen entdeckt und verhaftet.

Die Polizei stellte bei den Durchsuchungen nicht nur ein funktionstüchtiges Schusswaffe sicher, sondern auch rund 17.500 Euro Bargeld, 7.000 Dollar in Kryptowährung sowie mehrere Kilo Kokain. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Waffenhandel eng mit Drogengeschäften verknüpft ist. „Diese Personen liefern die Mittel, mit denen andere Verbrechen verübt werden“, so ein Ermittler laut Polizeibericht .

Besonders besorgniserregend: Die zunehmende Verlagerung illegaler Handelsaktivitäten auf leicht zugängliche Plattformen wie Telegram. Die niederländische Polizei warnt davor, dass Kriminelle auf dem sogenannten Clear Web operieren, also in Bereichen des Internets, die für jedermann erreichbar sind – was das Risiko für unbeteiligte Bürgerinnen und Bürger erhöht.

Kunstkriminalität: Weitere Festnahme nach Museumseinbruch in Assen

Im Zusammenhang mit dem spektakulären Kunstdiebstahl im Drents Museum in Assen wurde heute ein fünfter Verdächtiger in Alkmaar festgenommen. Es handelt sich um einen 36-jährigen Mann, der nach Ermittlungen der Polizei möglicherweise in den Raub verwickelt ist. Die gestohlenen goldenen Kunstschätze sind weiterhin verschwunden. Bei der Hausdurchsuchung wurden digitale Speichermedien sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung .

Europaweite Verbrechensbekämpfung nimmt Fahrt auf

Ob Drogenhandel, Waffenverkäufe oder Kunstraub – die heutige Polizeiaktion unterstreicht die enorme Bandbreite organisierter Kriminalität und die Notwendigkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Die Niederlande sind dabei nicht nur Transitland, sondern auch Handlungszentrum für unterschiedlichste kriminelle Aktivitäten. Die laufende „Woche gegen unterminierende Kriminalität“ (14.–20. April) zeigt auf eindrückliche Weise, wie sehr organisierte Kriminalität in unsere Gesellschaft eingreift – und wie wichtig der Einsatz von Justiz, Polizei und Öffentlichkeit ist, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken .

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