80 Jahre danach: Namenlesen in Westerbork
| von Redaktion

WESTERBORK · Auf dem Gelände des ehemaligen Durchgangslagers Westerbork findet in diesen Tagen eine besondere Gedenkveranstaltung statt: Vom 22. bis zum 27. Januar 2025 werden die Namen und Lebensdaten von mehr als 100.000 niederländischen Holocaustopfern vorgelesen. Diese eindringliche Zeremonie, die anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz organisiert wird, soll an die Schicksale von Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma erinnern, die während des Zweiten Weltkriegs verfolgt, deportiert und ermordet wurden.
Die Veranstaltung ist rund um die Uhr zugänglich und wird von Hunderten Freiwilligen, darunter prominente Persönlichkeiten und Jugendliche, getragen. Sie ist nicht nur eine Mahnung an die Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf, die Erinnerung wachzuhalten.
Ein starkes Zeichen der Erinnerung
Zum fünften Mal richtet das Herinneringscentrum Kamp Westerbork die Veranstaltung „Namen Lezen“ aus. Sechs Tage und fünf Nächte lang werden ohne Unterbrechung die Namen der Opfer verlesen. Der Auftakt wurde am 22. Januar von Eva Weyl gestaltet, die als Kind selbst im Lager inhaftiert war. Sie wurde 1945 befreit und gibt ihre Erfahrungen heute an kommende Generationen weiter. Den Abschluss am 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, bildet Hans Peeper, ein Überlebender von Westerbork und Bergen-Belsen, meldet NOS.
Die Bedeutung dieser Veranstaltung liegt weit über dem symbolischen Akt des Vorlesens hinaus. „Solange ein Name genannt wird, bleibt die Erinnerung lebendig“, betont Bertien Minco, Direktorin der Gedenkstätte. Die aktive Beteiligung von Jugendlichen, die die Aufgabe übernehmen, das Andenken in die Zukunft zu tragen, unterstreicht den Wunsch, die Geschichte in das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft einzubetten.
Gedenken durch Begegnung und Bildung
Neben dem Vorlesen der Namen bietet das Gelände von Westerbork ein umfangreiches Begleitprogramm. Besucher können an Workshops, Vorträgen und Theatervorstellungen teilnehmen. Besonders eindrucksvoll sind die persönlichen Geschichten von Überlebenden und deren Nachfahren. Am Sonntag wird beispielsweise Elisabeth Oets über das Tagebuch ihres Großvaters sprechen, das dessen Erfahrungen während der Verfolgung dokumentiert.
Am Samstag liegt der Fokus auf der Kultur und Geschichte der Sinti und Roma. Eine Theatervorstellung unter dem Titel „Unter den Sternen“ beleuchtet deren Lebensgeschichten. Für die jüngere Generation gibt es Workshops, die in Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendorganisationen organisiert werden, um das Bewusstsein für die historische Tragweite zu stärken.
Eine Veranstaltung für alle Generationen
Das „Namen Lezen“ richtet sich an ein breites Publikum: Überlebende, Angehörige, Interessierte und junge Menschen sind eingeladen, sich aktiv zu beteiligen oder der Gedenkveranstaltung beizuwohnen. Die Veranstalter betonen die besondere Bedeutung der Weitergabe der Geschichten und Erfahrungen, um das kollektive Gedächtnis wachzuhalten. Unterstützt wird die Veranstaltung durch eine tägliche Podcast-Serie, die persönliche Erlebnisse und Eindrücke zusammenfasst.
Das Programm endet am 27. Januar um 14:30 Uhr, genau 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, mit dem letzten vorgelesenen Namen. Die Zeremonie ist ein stiller, aber kraftvoller Appell, das Gedenken an die Opfer des Holocaust lebendig zu halten.
Weitere Informationen
- NOS: Schaue bis einschließlich Montag live das Vorlesen der Namen der niederländischen Holocaust-Opfer.
- Namen Lezen
- Kamp Westerbork
- 80 Jahre Freiheit in den Niederlanden
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