Zwei Minuten Stille für Gaza
| von Redaktion

LEIDEN · Symbolischer Protest für medizinische Neutralität: Im Leids Universitair Medisch Centrum (LUMC) haben am Freitagmittag Dutzende Mitarbeitende und Studierende zwei Minuten still gestanden – eine stille Aktion für den freien Zugang zu medizinischer Versorgung in Gaza. Das Krankenhaus war Auftakt einer landesweiten staffelaufmäßig geplanten Aktionsreihe, an der sich alle sieben niederländischen Universitätskliniken beteiligen. Die Veranstaltung war bewusst unpolitisch gehalten und betonte das universelle Recht auf medizinische Hilfe – auch in Kriegsgebieten.
Der zentrale Boerhaaveplein des LUMC füllte sich am Freitagmittag mit Forschenden, Professoren, medizinischem Personal und Studierenden. Punkt 12 Uhr verstummte die Menge für zwei Minuten – eine stille Geste, um auf die dramatische Lage in der Gazastreifen aufmerksam zu machen. Initiatorin Martine de Vries, Professorin für normativ-medizinische Ethik, hielt eine eindringliche Rede, in der sie auf die erschütternde Situation der Gesundheitsversorgung in Gaza hinwies. Von den einst 36 Krankenhäusern sind laut WHO nur noch fünf zumindest teilweise funktionstüchtig. Die Aktion sei keine politische Demonstration, sondern Ausdruck der Solidarität mit Patientinnen, Patienten und Fachkräften in Krisengebieten. Sie rief zur Verteidigung international anerkannter medizinischer Grundsätze auf, darunter Neutralität im Gesundheitswesen und der Schutz ziviler Infrastruktur.
Eine stille Mahnung für ein fundamentales Menschenrecht
Am LUMC wurde am Freitag der Startschuss für eine ungewöhnliche Aktionsform gegeben: stille Solidarität. Ohne Banner, ohne Slogans – aber mit einer klaren Botschaft. Die Initiative ging von medizinischen Fachkräften selbst aus und war ausschließlich für LUMC-Mitarbeitende und Studierende zugänglich. Die zwei Minuten Stille sollten auf das aufmerksam machen, was in der medialen Berichterstattung häufig untergeht: die Versorgungslage in Gaza.
Die WHO hatte am Vortag gemeldet, dass nur noch 19 der 36 Krankenhäuser in Gaza zumindest teilweise funktionsfähig seien. Sieben dieser Einrichtungen seien laut der Organisation derart unterversorgt, dass sie kaum über die Fähigkeit zur notfallmedizinischen Versorgung hinaus kämen.
Martine de Vries brachte es in ihrer Rede auf den Punkt: „Die Hilfeleistende deiner Feinde ist nicht deine Feindin.“ Diese Aussage stellte sie in den Kontext medizinischer Neutralität – ein Prinzip, das sie als universell verteidigte. Das LUMC teilte mit, dass man als Einrichtung für das Recht auf sichere Gesundheitsversorgung für alle eintrete, auch in Krisenregionen.
Staffelaktion mit Vorbildcharakter
Das Besondere an der Aktion in Leiden ist, dass sie den Auftakt einer Serie bildet. Auch in den kommenden Tagen sollen ähnliche Veranstaltungen in den übrigen sechs niederländischen Universitätskliniken stattfinden. Laut Leidsch Dagblad ist der Aufruf zu dieser „landesweiten Staffelaktion“ bereits von Ärztinnen und Ärzten aller UMCs unterzeichnet worden.
Dabei soll jede Veranstaltung im gleichen Geist ablaufen: unpolitisch, ohne äußere Zeichen – und dennoch klar in der Aussage. Es geht nicht um eine Parteinahme, sondern um das Eintreten für ein Recht, das über jede politische oder militärische Konfrontation hinausgeht: das Recht auf medizinische Versorgung.
Für die Initiatorinnen und Unterstützenden ist die Genehmigung der Aktion durch den Vorstand des LUMC ein bedeutsames Signal. De Vries sagte laut Medisch Contact, dass sie hoffe, andere Kliniken würden sich ermutigt fühlen, dem Beispiel zu folgen.
Unterstützung durch das LUMC
Obwohl die stille Aktion auf private Initiative zurückgeht, erhielt sie ausdrückliche Rückendeckung durch das LUMC. Eine Sprecherin erklärte gegenüber Medisch Contact, dass das Krankenhaus die Aktion verstehe und unterstütze. Das LUMC stehe für das universelle Recht auf medizinische Sicherheit – für alle Menschen weltweit.
Die stille Aktion soll auch an Salih El Saddy erinnern, einen niederländischen Arzt in Weiterbildung zum Hausarzt am Erasmus MC, der sich derzeit in Gaza befindet. Die Teilnehmenden kehrten nach der Aktion still an ihre Arbeitsplätze zurück – ein klares Zeichen, dass medizinisches Engagement auch im Alltag fortbesteht.
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