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USA-Reise für queere Menschen riskanter

| von Redaktion

Regenbogenflagge | Foto: Holland.guide

DEN HAAG · Die niederländische Regierung hat das Reise­hinweis für die Vereinigten Staaten aktualisiert – speziell für lhbtiq+-Personen. Hintergrund sind gesetzliche Entwicklungen in mehreren US-Bundesstaaten sowie präsidentielle Dekrete unter Donald Trump, die zunehmend negative Auswirkungen auf die Rechte queerer Menschen haben. Transgender und non-binäre Personen sind davon besonders betroffen. Das Außenministerium warnt: Wichtige Daten in Visa oder ESTA-Anträgen müssen dem bei Geburt eingetragenen Geschlecht entsprechen, und die US-Behörden akzeptieren nur „M“ oder „V“ – keine „X“-Angabe. Die Reiseempfehlung bleibt zwar offiziell „grün“, doch das Ministerium verweist deutlich auf die steigenden Risiken für bestimmte Personengruppen.

Seit dem 25. März 2025 ist die Reisehinweise des niederländischen Außenministeriums für die Vereinigten Staaten um einen entscheidenden Passus erweitert worden: Wer als lhbtiq+-Person in die USA reisen möchte, sollte sich auf teils deutlich abweichende gesetzliche Rahmenbedingungen gefasst machen. Vor allem Transgender und non-binäre Personen müssen mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Der bislang eher allgemeine Hinweis auf „unterschiedliche kulturelle Normen“ wurde durch konkrete Warnungen ersetzt. In mehreren US-Bundesstaaten gelten inzwischen Gesetze, die queeren Personen, insbesondere im Gesundheitsbereich, diskriminieren können. Auch auf Bundesebene wurde die Situation für lhbtiq+-Personen durch mehrere Maßnahmen unter Präsident Trump verschärft.

So akzeptieren die US-Behörden seit dem 25. Januar 2025 nur noch „M“ oder „V“ als Geschlechtsangabe bei Visa- und ESTA-Anträgen. Die Angabe „X“, wie sie in niederländischen Pässen vorkommen kann, wird nicht mehr berücksichtigt – ein Umstand, der für non-binäre Menschen faktisch ein Reisehindernis darstellt. Darüber hinaus verlangt das ESTA-Formular nun auch die Angabe des bei Geburt zugewiesenen Geschlechts. Für Personen, deren amtliche Dokumente bereits angepasst wurden, ist damit unklar, ob sie künftig problemlos einreisen dürfen.

Organisationen wie das Transgender Netwerk raten trans Personen mittlerweile explizit davon ab, in die USA zu reisen – es sei denn, es bestehe ein zwingender Grund. Auch das COC Nederland äußert sich besorgt und spricht von einer alarmierenden Entwicklung, die über rein praktische Hürden hinausreiche: Die Maßnahmen seien nicht nur diskriminierend, sondern stellten auch eine Verletzung grundlegender Menschenrechte dar. Während nicht-trans lhbtiq+-Personen derzeit noch weniger stark betroffen seien, sei die Verunsicherung in der gesamten Community groß.

Reiseeinschränkungen durch Gesetzeswandel

In den USA bestehen aktuell große Unterschiede zwischen den Bundesstaaten in Bezug auf den rechtlichen Schutz von lhbtiq+-Personen. Einige Staaten haben gezielt lokale Gesetze erlassen, die etwa die medizinische Versorgung oder rechtliche Anerkennung von trans Personen einschränken. Dies kann insbesondere für Reisende aus liberaleren Staaten – wie den Niederlanden – zu einem Kulturschock und realen Gefahren führen. Die niederländische Regierung verweist daher auf zusätzliche Informationsseiten für lhbtiq+-Personen, etwa die des Human Rights Campaigns.

De-facto-Ausschluss für Non-binäre Menschen

Ein besonderer Fokus liegt auf Menschen mit einem „X“ im Pass. Seit die US-Behörden nur noch „M“ oder „V“ als Geschlechtskennzeichnung akzeptieren, ist eine legale Einreise mit einem „X“-Pass faktisch unmöglich. Laut Transgender Netwerk wird dies als „soziale Auslöschung“ empfunden. Der Verein warnt, dass selbst für trans Männer und Frauen mit angepassten Papieren neue Hürden bestehen, da ESTA und Visa künftig nach dem ursprünglichen Geburtsgeschlecht fragen.

Trumps Dekrete verschärfen Lage

Donald Trump hat seit seiner Rückkehr in die Präsidentschaft mehrere Erlasse unterzeichnet, die die Situation weiter verschärfen. So sind bestimmte Begriffe wie „gender identity“ oder „non-binary“ aus offiziellen Dokumenten gestrichen worden. Zudem dürfen US-Behörden keine Regenbogenflaggen mehr hissen. Für trans Jugendliche wurden Gesundheitsleistungen per Gesetz gestrichen, was bereits jetzt Auswirkungen auf Reisende und Immigranten hat.

Internationale Reaktionen und wachsende Sorge

Auch Interessenvertretungen in den Niederlanden zeigen sich alarmiert. Philip Tijsma, Sprecher von COC Nederland, sprach gegenüber NOS von Menschenrechtsverletzungen an transgender Personen. Er nannte die Maßnahmen „schrecklich“ und kritisierte, dass die USA Pässe anderer Länder mit einer dritten Geschlechtsoption nicht akzeptieren. Zudem betonte er, dass sich die gesamte lhbtiq+-Gemeinschaft Sorgen mache. Zwar seien aktuell insbesondere trans Personen betroffen, doch die Community werde insgesamt als Sündenbock behandelt, so Tijsma laut NOS.

Bereits vor den Niederlanden hatten auch Deutschland und Dänemark ihre Reisehinweise für die USA angepasst. Alle betroffenen Regierungen verweisen auf rechtliche und gesellschaftliche Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, die besonders für lhbtiq+-Personen problematisch sein könnten.

Ministerium verweist auf Eigenverantwortung

Trotz der verschärften Lage bleibt der offizielle Farbcode des niederländischen Reisehinweises für die USA weiterhin grün – Reisen sind also grundsätzlich erlaubt. Doch das Außenministerium ruft insbesondere queere Menschen dazu auf, sich intensiv vorzubereiten, die Einreisevoraussetzungen genau zu prüfen und sich im Zweifel mit den US-Konsulaten in Frankfurt oder Brüssel in Verbindung zu setzen. Die US-Botschaft in den Niederlanden bleibt vorerst bis Juni geschlossen.

Mehr als nur ein Verwaltungsakt

Was auf den ersten Blick wie eine Anpassung bürokratischer Vorgaben erscheint, hat in Wahrheit weitreichende Auswirkungen auf die Reisefreiheit und Lebensrealität queerer Menschen. Die Entscheidung, ob man in die USA reist, ist für viele lhbtiq+-Personen nicht mehr nur eine Frage von Zeit und Budget – sondern eine Grundsatzentscheidung über Sichtbarkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung.

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