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Uhren ticken ab morgen wieder anders

| von Redaktion

Die Sommerzeit (Zomertijd) gibt es auch in den Niederlanden. | Abbildung: Holland.guide

DEN HAAG · In der Nacht auf Sonntag beginnt auch in den Niederlanden die Sommerzeit. Punkt 2:00 Uhr wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt – auf 3:00 Uhr. Für Nachtarbeiter bedeutet das eine kürzere Schicht, für alle anderen: eine Stunde weniger Schlaf, aber dafür ab sofort längere Abende mit Tageslicht. Die Umstellung gehört seit Jahrzehnten zum Frühjahr in Europa – auch wenn sie regelmäßig für Diskussionen sorgt. Bis Ende Oktober gilt nun die Sommerzeit, bevor am 26. Oktober die Uhren wieder zurückgestellt werden.

In ganz Europa – und damit auch in den Niederlanden – werden in dieser Nacht zum Sonntag die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Die Zeitumstellung markiert offiziell den Beginn der Sommerzeit, die bis zum 26. Oktober andauert. Seit 1977 gehört das alljährliche Verstellen der Uhren fest zum niederländischen Kalender. Damals wurde es eingeführt, um Energie zu sparen und sich den Regelungen der Nachbarländer anzupassen. Seit 1981 gilt eine gemeinsame EU-weite Regelung, nach der die Sommerzeit immer am letzten Sonntag im März beginnt. In der Praxis bedeutet das, dass es morgens zunächst länger dunkel bleibt, dafür aber abends eine Stunde länger hell ist – ein Effekt, den viele Menschen besonders in den Frühjahrs- und Sommermonaten zu schätzen wissen. Für Nachtarbeiter hat die Umstellung übrigens ganz praktische Folgen: Ihre Schicht ist heute um eine Stunde kürzer, da die Stunde zwischen zwei und drei Uhr „übersprungen“ wird.

Die Uhr dreht sich weiter – trotz altem Streit

Seit Jahren wird europaweit über den Sinn und Unsinn der Zeitumstellung diskutiert. In den Niederlanden wie auch in vielen anderen EU-Ländern gibt es weder einen klaren politischen Kurs noch eine gesellschaftliche Mehrheit für oder gegen eine feste Zeitregelung. Das niederländische Außenministerium stellte 2018 fest, dass keine der drei Optionen – dauerhafte Sommerzeit, dauerhafte Winterzeit oder die Beibehaltung des Wechsels – eine Mehrheit findet. Das Thema ist komplex, wie eine Untersuchung im Auftrag der damaligen Innenministerin Ollongren zeigte: Gesundheitlich wäre die dauerhafte Winterzeit die bessere Wahl, für die Verkehrssicherheit spräche eher die Sommerzeit. Doch die praktischen Unterschiede sind groß: Bei ständiger Sommerzeit würde es in den Wintermonaten erst nach 9:00 Uhr morgens hell werden – was wiederum den Biorhythmus vieler Menschen belasten kann.

Gesundheitliche und gesellschaftliche Auswirkungen

Chronobiologen wie Marijke Gordijn von der Rijksuniversiteit Groningen betonen laut RTL, dass das Umstellen der Uhren den menschlichen Biorhythmus stören kann. Besonders Kinder, ältere Menschen und sogenannte Abendtypen haben nach der Umstellung Schwierigkeiten mit dem Einschlafen und Aufwachen. Studien, wie die 2019 vom RIVM veröffentlichte Metaanalyse sowie aktuelle Analysen von Neumann und Blanckenburg aus dem Jahr 2025, weisen auf eine Reihe gesundheitlicher Risiken hin: schlechterer Schlaf, höhere Anfälligkeit für depressive Verstimmungen, sogar ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte in den Tagen nach der Umstellung. Das RIVM empfiehlt deshalb, langfristig auf die Zeitumstellung zu verzichten – und wenn überhaupt, dann solle die „Standardzeit“ (Winterzeit) beibehalten werden, da sie dem natürlichen Tagesrhythmus am nächsten komme.

Europäische Einigung bleibt aus

Obwohl das Europäische Parlament bereits 2019 für die Abschaffung der Zeitumstellung stimmte und 2021 ursprünglich als das letzte Jahr mit Zeitwechsel vorgesehen war, ist seitdem kaum etwas passiert. Die EU-Staaten müssen sich nämlich erst darauf einigen, ob sie dauerhaft bei der Sommer- oder Winterzeit bleiben wollen – und genau daran scheitert es bisher. Die Niederlande haben mehrfach signalisiert, dass sie sich mit Nachbarländern wie Deutschland, Belgien und Frankreich abstimmen möchten. Solange dort keine klare Entscheidung fällt, bleibt auch in Den Haag alles beim Alten. Politisch gesehen wurde das Thema zwar mehrfach angesprochen, zuletzt aber aus der Agenda gestrichen – es gilt aktuell als „Thema ohne Priorität“, wie RTL Nieuws-Reporter Fons Lambie zusammenfasst.

Die ursprüngliche Idee verblasst

Die Einführung der Sommerzeit in den 1970er-Jahren war eng mit dem Ziel verknüpft, Energie zu sparen. Durch längeres Tageslicht am Abend sollten Lampen später eingeschaltet werden, was Stromkosten senkt. Heute ist der tatsächliche Spareffekt jedoch minimal – laut einer Einschätzung von Ex-Ministerin Ollongren sogar kaum messbar. Moderne Beleuchtung, energieeffiziente Geräte und ein verändertes Verbrauchsverhalten relativieren diesen Nutzen. Zudem zeigt die aktuelle Forschung, dass unter Umständen sogar mehr Energie verbraucht werden könnte, etwa durch vermehrte Nutzung von Klimaanlagen an warmen Sommerabenden.

Ein Thema mit vielen Perspektiven

Während viele Menschen die längeren Abende im Sommer genießen, empfinden andere die Zeitumstellung als störend oder gar gesundheitlich belastend. In der Tierhaltung zum Beispiel kann das plötzliche Vorziehen des Tagesablaufs zu Problemen führen – Kühe lassen sich nicht einfach eine Stunde früher melken. Auch in der Landwirtschaft und im Gartenbau müssen technische Systeme angepasst werden, etwa zur Bewässerung oder Lichtsteuerung. Die Zeitumstellung betrifft also weit mehr als nur das menschliche Schlafverhalten – sie zieht sich durch viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

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