Tanker treibt manövrierunfähig vor Küste
| letzte Änderung 05.10.2025 11:12 | von Redaktion
Hinweis der Redaktion: neue Informationen unten im Artikel
IJMUIDEN · Ein unter singapurischer Flagge fahrender Tanker ist am Samstagabend westlich der niederländischen Küste manövrierunfähig geworden. Der 145 Meter lange Frachter „Eva Schulte“ verlor nach einem Ausfall der Hauptmaschine die Kontrolle und trieb in Richtung des Windparks Hollandse Kust Zuid. Nach Angaben der Küstenwache befand sich das Schiff rund 37 Kilometer westlich von IJmuiden, als die Besatzung gegen 19:30 Uhr den Notruf absetzte. Bei Windstärke 8 und Wellengang von bis zu fünf Metern versuchten Rettungskräfte, den Tanker unter Kontrolle zu bringen und von den Windturbinen fernzuhalten. Mehrere Einheiten der niederländischen Küstenwache (Kustwacht) und der Seenotrettung (KNRM) sind im Einsatz, unterstützt von Hubschraubern. Die Besatzung blieb zunächst an Bord.
Die Situation auf der Nordsee entwickelte sich am Abend zu einem der größten maritimen Einsätze der vergangenen Monate. Der Tanker „Eva Schulte“, beladen mit Dieselöl, geriet nach Angaben der niederländischen Küstenwache durch Motorprobleme in Seenot. Wie die NOS berichtete, hält der Anker wegen des stürmischen Wetters nicht, wodurch das Schiff weiter in Richtung des Windparks Hollandse Kust Zuid driftet. Die dort installierten 139 Windturbinen gelten als kritische Infrastruktur, deren Beschädigung erhebliche wirtschaftliche und ökologische Folgen haben könnte. Der Tanker befindet sich in einer exponierten Position auf offener See, rund 30 Kilometer vor Zandvoort. Die Wetterbedingungen erschweren die Hilfsmaßnahmen erheblich: Wellen erreichen Höhen von bis zu fünf Metern, bei Windstärken von sieben bis acht Beaufort. Zwischenzeitlich wurde bei IJmuiden sogar Windstärke 9 gemessen, womit offiziell Sturm herrscht.
Rettungsversuch unter schwierigen Bedingungen
Nach Angaben der Kustwacht wurde unmittelbar nach dem Notruf die Nothilfeschlepper „Multraship Protector“ in das betroffene Gebiet entsandt. Das Schiff liegt einsatzbereit in der Nähe der Windparks Hollandse Kust und soll den manövrierunfähigen Tanker sichern. Zusätzlich beteiligen sich zwei große Rettungsboote der KNRM aus IJmuiden und Scheveningen an der Operation. Auch zwei Hubschrauber stehen bereit, um im Notfall die 21-köpfige Besatzung zu evakuieren. Der Kapitän hat jedoch entschieden, dass die Crew vorerst an Bord bleibt, da die Möglichkeit besteht, den Defekt an der Hauptmaschine zu beheben.
Während die Rettungsschiffe versuchten, ein Schleppkabel zu befestigen, driftete die „Eva Schulte“ laut NOS weiter in Richtung Windpark. Ziel ist es, eine sichere Verbindung zwischen einem KNRM-Schiff und der Schleppeinheit der Küstenwache herzustellen, um den Tanker aus der Gefahrenzone zu ziehen. Das Vorhaben gestaltet sich schwierig, da hohe Wellen und starke Böen den Einsatz gefährlich machen. Die Kustwacht betonte am Abend, dass sämtliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen würden, um ein Kentern oder eine Kollision mit den Windturbinen zu verhindern.
Die Multraship Protector ist ein Nothilfeschlepper (Emergency Response Towing Vessel, ERTV), der im Auftrag der niederländischen Küstenwache (Kustwacht) die Schifffahrtssicherheit rund um die Windparks Hollandse Kust überwacht. Das 58,5 Meter lange Schiff liegt rund um die Uhr in Bereitschaft, um bei Notfällen – etwa wenn ein Schiff die Antriebskraft verliert und auf Windturbinen zutreibt – sofort eingreifen zu können.
Der Schlepper wird von der Firma Multraship Towage & Salvage betrieben, die auch für Wartung, Einsatzbereitschaft und die elfköpfige Besatzung verantwortlich ist. Die Koordination erfolgt durch das Küstenwachtzentrum in Den Helder. Mit zwei MAN-Hauptmotoren von je 7.000 kW erreicht das Schiff eine Leistung von 198 Tonnen Bollard Pull und eine Geschwindigkeit von bis zu 17,5 Knoten. Die Multraship Protector wurde 2007 gebaut und hat ihren Heimathafen in Terneuzen.
Dieselöl-Ladung birgt Umweltgefahr
Die „Eva Schulte“ führt eine Ladung Dieselöl mit, was im Falle einer Beschädigung des Schiffes eine erhebliche Umweltgefahr darstellen würde. Angesichts der sensiblen Lage unweit des Windparks und der Küstenregion ist die Situation angespannt. Laut AD ist es der Besatzung zunächst gelungen, den Anker zu werfen, der jedoch dem Druck der stürmischen See nicht dauerhaft standhält. Die Küstenwache beobachtet die Lage kontinuierlich aus der Luft und vom Wasser aus. Die Hoffnung liegt nun auf einer erfolgreichen Schleppverbindung, um den Tanker in ruhigere Gewässer zu bringen.
Einsatzkoordination
Das Koordinationszentrum der Kustwacht in Den Helder führt die gesamte Rettungsaktion. Neben den See- und Luftkräften sind auch technische Spezialisten eingebunden, die die Maschinenprobleme der „Eva Schulte“ aus der Ferne analysieren. Die Wetterlage soll laut Prognose in der Nacht nur geringfügig abflauen, was die Chancen auf eine sichere Schleppung begrenzt. Die Behörden schließen nicht aus, dass im weiteren Verlauf der Nacht eine Evakuierung angeordnet werden muss, falls sich die Lage weiter verschlechtert.
Der Einsatz dauert zur Stunde an. Die niederländische Küstenwache hat die Bevölkerung gebeten, den Bereich weiträumig zu meiden, und verweist auf die hohe Gefahr durch Treibgut und schweres Seegang. Eine Entwarnung wurde bislang nicht gegeben.
Updates
04.10.2025, 22:45 Uhr
Die niederländische Küstenwache hat neue Informationen zum Einsatz vor der Küste veröffentlicht. Zunächst war gemeldet worden, dass der Tanker „Eva Schulte“ mit Dieselöl (Gasöl) beladen sei. Inzwischen wurde bestätigt, dass sich an Bord Schweröl (Stookolie) befindet.
Die Multraship Protector, der Nothilfeschlepper der Küstenwache, befindet sich weiterhin in unmittelbarer Nähe der „Eva Schulte“. Zusammen mit einem Rettungsboot der KNRM wird versucht, eine Schleppverbindung herzustellen, um den manövrierunfähigen Tanker in Sicherheit zu bringen. Die Wetterbedingungen erschweren den Einsatz erheblich: Es herrscht Windstärke 8 und der Seegang erreicht Wellenhöhen von bis zu fünf Metern.
Da sich die Multraship Protector bereits präventiv in der Nähe des Windparks Hollandse Kust Zuid befand, konnte sie rasch eingreifen. Neben den Rettungseinheiten auf See stehen zwei Hubschrauber der Küstenwache für eine mögliche Evakuierung der Besatzung bereit.
04.10.2025, 22:50 Uhr
• Position Eva Schulte auf Vesselfinder
• Position Multraship Protector auf Vesselfinder
04.10.2025, 23:06 Uhr
Im Dezember 2024 kam es bereits zu einem ähnlichen Vorfall auf der Nordsee, bei dem mehrere Frachtschiffe während eines Sturms in Schwierigkeiten gerieten. Besonders betroffen war das 82 Meter lange Frachtschiff „Valday“, das nach einem Maschinenausfall manövrierunfähig wurde und trotz geworfener Anker steuerlos über das Meer trieb.
Die Küstenwache koordinierte eine umfangreiche Rettungsaktion, an der mehrere Rettungsboote und Schlepper, darunter die Multraship Commander und die KNRM-Rettungsboote Antoinette und Koos van Messel, beteiligt waren. Erst nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen gelang es, eine Schleppverbindung herzustellen. Dabei wurde ein Besatzungsmitglied der Multraship Commander verletzt und mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Zwei weitere Personen erlitten leichte Verletzungen.
Nachdem sich das Wetter beruhigt hatte, konnte die „Valday“ schließlich in Richtung des Rotterdamer Hafens geschleppt werden. Der Vorfall zeigte bereits damals, wie kritisch Motorenausfälle bei starkem Sturm auf der Nordsee sind und wie stark die Einsätze von Nothilfeschleppern wie der Multraship-Flotte von Wetterbedingungen und Wellengang abhängen.
04.10.2025, 23:16 Uhr
Der Küstenwache ist es gelungen, eine Schleppverbindung mit der manövrierunfähigen „Eva Schulte“ herzustellen. Dabei leistete das Rettungsboot „Kitty Roosmale Nepveu“ der KNRM entscheidende Unterstützung. Vorrangiges Ziel ist es nun, den Tanker aus der Gefahrenzone und vom Windpark Hollandse Kust Zuid wegzuschleppen.
Zuvor hatte die Küstenwache mitgeteilt, dass sich das Schiff nur rund einen Kilometer vom Windpark entfernt befand und weiterhin in dessen Richtung trieb. An Bord der „Eva Schulte“ befinden sich 21 Crewmitglieder. Eine Evakuierung wurde bislang nicht angefordert; die Entscheidung darüber liegt beim Kapitän.
04.10.2025, 23:41 Uhr
Die Multraship Protector hat die manövrierunfähige „Eva Schulte“ sicher im Schlepp und zieht den 145 Meter langen Tanker gegen den Wind in westlicher Richtung von der Gefahrenzone weg. Unterstützt wird die Aktion weiterhin durch das Rettungsboot „Kitty Roosmale Nepveu“ der KNRM, das in unmittelbarer Nähe bleibt, um bei Problemen sofort eingreifen zu können.
Die Bedingungen auf See sind extrem: Bei einer aktuellen Windstärke 7 drücken Windböen von bis zu 60 km/h und Wellenhöhen von mehreren Metern mit enormer Kraft auf Rumpf und Aufbauten des Tankers. Das Schleppseil steht dabei unter einer Zugkraft von vielen Tonnen, um das Schiff stabil auf Kurs zu halten. Jeder Kurswechsel erfordert millimetergenaue Abstimmung zwischen Schlepper und Tanker. Es ist eine hochriskante Operation, bei der Material und Mannschaft bis an ihre Grenzen gehen.
Trotz der widrigen Umstände gelingt es der Crew der Multraship Protector, den Frachter langsam, aber stetig vom Windpark Hollandse Kust Zuid wegzuziehen. Die Lage bleibt angespannt, doch der kontrollierte Schleppvorgang gilt als entscheidender Schritt zur Stabilisierung der Situation auf der windigen Nordsee.
04.10.2025, 23:50 Uhr
Nach Angaben der Küstenwache wird die „Eva Schulte“ derzeit an einen sicheren Ort geschleppt und dort auf Position gehalten. Die Lage gilt als stabilisiert. Die Multraship Protector hält den Tanker weiterhin unter Kontrolle, während das Rettungsboot „Kitty Roosmale Nepveu“ der KNRM in der Nähe bleibt, um die Schleppoperation abzusichern.
Trotz des anhaltenden stürmischen Wetters mit Windstärke 7 bis 8 und schwerem Seegang gelingt es den Einsatzkräften, den Kurs zu halten. Die Küstenwache teilte mit, dass weitere Updates erst am Sonntagmorgen erfolgen, sofern sich die Situation in der Nacht nicht verändert.
05.10.2025, 11:12 Uhr
Die niederländische Küstenwache meldet am Sonntagmorgen, dass die Lage weiterhin stabil ist. Die Besatzung der „Eva Schulte“ konnte die Hauptmaschine reparieren. Derzeit wird geprüft, ob der Tanker aus eigener Kraft weiterfahren kann oder ob ein Abschleppen in einen Hafen erforderlich bleibt.
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