Information

einfach auf den Punkt gebracht

Stromnetz droht Blackout-Falle im Winter

| von Redaktion

Blackout im Winter möglich. | Foto: Holland.guide

TILBURG · Das niederländische Stromnetz gerät unter massiven Druck. Der Netzbetreiber Enexis warnt, dass in mehreren Regionen der Niederlande im kommenden Winter Stromabschaltungen nicht ausgeschlossen werden können. Grund dafür sind die wachsende Elektrifizierung in Haushalten und Unternehmen sowie die ohnehin angespannte Netzauslastung durch Solarstrom im Sommer. Besonders betroffen sind Städte wie Tilburg, Den Bosch, Etten-Leur, Uden und Ommen. Auch andere Netzbetreiber melden zunehmende Engpässe. Die Gefahr von Abschaltungen wächst – und damit die Sorge vor einem Blackout mitten im Winter.

Die angespannte Lage im niederländischen Stromnetz spitzt sich weiter zu. Insbesondere der Netzbetreiber Enexis schlägt Alarm gegenüber NU.nl: In bestimmten Regionen könnte es in „sehr außergewöhnlichen Situationen“ notwendig werden, den Strom gezielt abzuschalten, um größere Schäden an den Verteilstationen zu verhindern. Betroffen wären dabei unter anderem Städte wie Tilburg, Den Bosch, Etten-Leur, Uden und Ommen. Laut Enexis liegt das Problem in der stark steigenden Nachfrage, die das bestehende Stromnetz kaum noch bewältigen kann. Eine Überlastung der Verteilstationen könnte zu langwierigen Schäden führen. Daher sei ein kurzfristiges Abschalten in Notfällen das „allerletzte Mittel“, um einen großflächigen Ausfall zu verhindern. Nach Angaben von Enexis wird zwar alles unternommen, um solche Maßnahmen zu vermeiden, ausgeschlossen werden können sie jedoch nicht. Laut den Experten entstehen die größten Belastungsspitzen am frühen Abend, wenn viele Menschen gleichzeitig kochen, waschen oder ihre Elektroautos laden. Besonders heikel ist die Situation im Winter, da dann mehr Strom verbraucht wird und gleichzeitig weniger Einsparpotenzial besteht. Die Regierung reagiert mit einer Kampagne, die dazu aufruft, Stromspitzen zwischen 16 und 21 Uhr zu meiden. Auch andere Netzbetreiber wie Stedin und Liander melden punktuelle Probleme, besonders in Tourismusregionen wie Walcheren, wo während der Ferienzeiten die Stromnachfrage sprunghaft ansteigt.

Stromnetz unter Dauerstress

Immer mehr Haushalte und Unternehmen setzen auf elektrische Geräte, Fahrzeuge und Heizsysteme. Laut Jeike Wallinga, Dozentin für Energiewende an der Hochschule Windesheim, sei das Stromnetz dafür schlicht nicht ausgelegt, scheibt NU.nl. Der Boom bei Elektroautos, Wärmepumpen und Induktionsherden lasse die Stromnachfrage rasant steigen. Während die Überproduktion von Solarstrom im Sommer durch das Abschalten von Anlagen noch relativ einfach steuerbar sei, ist das Problem im Winter kaum zu entschärfen. Laut Energiefachmann Marien Boonman gegenüber NU.nl könnte es in den kommenden Monaten häufiger zu kritischen Situationen kommen, in denen der Strombedarf die Transportkapazität übersteigt. Die Netzbetreiber würden daher bereits jetzt die Bevölkerung auf mögliche Notmaßnahmen vorbereiten.

Regionale Notfallpläne greifen bereits

Nicht nur Enexis warnt vor möglichen Stromausfällen. Auch Stedin sieht in der Region Walcheren ein Problem. Besonders in der Weihnachtszeit, wenn Touristen mit Elektroheizungen und Küchengeräten anreisen, kommt es zu erheblichen Spitzenbelastungen. Zu Ostern konnte eine drohende Überlastung noch mit sechs Notstromgeneratoren abgewehrt werden. Der Netzbetreiber Liander meldet aktuell zwar noch keine akuten Gefahren, schließt jedoch für die Zukunft Abschaltungen nicht aus.

Energieunternehmen setzen auf neue Anreize

Parallel versuchen Netzbetreiber und Energieunternehmen, durch gezielte Maßnahmen die Belastung zu reduzieren. In insgesamt 21 stark betroffenen Stadtteilen, darunter Balkbrug, Ommen und Dronten, sollen Bewohner gezielt dazu bewegt werden, Strom zu Zeiten geringer Nachfrage zu nutzen. Essent, Eneco und Vattenfall bieten hierfür hohe Rabatte auf den Kauf von Heimspeichern an. Diese Batterien speichern überschüssige Energie aus Solaranlagen und geben sie bei Bedarf wieder ab. Zusätzlich werden „smarte Ladelösungen“ für Elektroautos gefördert, die gezielt nachts laden und so die Netzauslastung senken sollen.

Skepsis bei vielen Verbrauchern

Trotz der Rabatte bleiben viele Verbraucher skeptisch. In Balkbrug etwa haben einige Anwohner bereits in Solaranlagen und Elektrofahrzeuge investiert. Nun sollen sie weitere teure Geräte anschaffen, um das Stromnetz zu entlasten. Eine Bewohnerin zeigt sich enttäuscht, weil sie für ihren eingespeisten Solarstrom mittlerweile Rücklieferungsgebühren zahlen muss. Die Aussicht, nun auch noch in teure Heimspeicher investieren zu müssen, stößt bei vielen auf Unverständnis. Netzbetreiber und Energieunternehmen wissen, dass nicht alle Kunden mitziehen werden. Doch selbst wenn nur ein Teil der Haushalte mitmacht, könnten Überlastungen und Stromausfälle verhindert werden, so die Hoffnung der Betreiber.

Weitere Informationen

In eigener Sache

Bitte unterstütze uns

Unsere Aktivitäten und diese Webseite bieten wir kostenlos an. Wir tun dies gerne und freiwillig. Um unseren Service weiterhin anbieten zu können, schalten wir Werbung und nutzen Affiliate-Links. Deine Unterstützung, sei es durch Mitarbeit oder eine Spende in Höhe einer Tasse Kaffee über PayPal, ist uns sehr willkommen und hilft uns enorm.

Vielen Dank dafür!


Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 4 und 1.

Weitere Nachrichten