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Stromnetz am Limit: Stedin fordert Verzicht auf Stromverbrauch in Spitzenzeiten

| von Redaktion

Stedin: Bitte kein Strom zwischen 16 und 21 Uhr verbrauchen. | Foto: HOLLAND.guide

UTRECHT · Der niederländische Netzbetreiber Stedin ruft Haushalte und Unternehmen dazu auf, zwischen 16:00 und 21:00 Uhr den Stromverbrauch zu reduzieren. Grund ist die steigende Belastung des Stromnetzes, die zu häufigeren Stromausfällen führen könnte. Trotz massiver Investitionen in den Netzausbau kann Stedin mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten. In manchen Regionen müssen bereits Notstromaggregate eingesetzt werden, um Engpässe zu überbrücken. Besonders in den Provinzen Utrecht, Zeeland und Südholland ist die Netzbelastung problematisch.

Stedin, der für das Stromnetz in großen Teilen der Niederlande verantwortlich ist, steht vor einer wachsenden Herausforderung: Das Netz erreicht zunehmend seine Kapazitätsgrenzen. Trotz eines Investitionsvolumens von über einer Milliarde Euro im letzten Jahr und dem Bau von mehr als 1000 Kilometern neuer Stromleitungen reicht die Infrastruktur nicht aus, um den steigenden Energiebedarf zu decken. Der Boom von Elektroautos, Wärmepumpen und Solaranlagen hat die Nachfrage nach Elektrizität explodieren lassen, während das Netz gleichzeitig an vielen Stellen bereits an seine Belastungsgrenzen gerät, meldet De Telegraaf.

Ursachen und Folgen der Netzüberlastung

Die massive Elektrifizierung von Haushalten und Unternehmen führt zu einer regelrechten „Verstopfung“ des Stromnetzes. Besonders in den Abendstunden, wenn viele Menschen zu Hause sind und Geräte gleichzeitig genutzt werden, steigt der Energieverbrauch sprunghaft an. Stedin warnt davor, dass ohne eine Reduzierung des Verbrauchs in diesen Spitzenzeiten häufigere Stromausfälle drohen.

Zusätzlich hat der Netzbetreiber in bestimmten Regionen bereits begonnen, auf Dieselaggregate zur Stabilisierung der Stromversorgung zurückzugreifen. In der Provinz Zeeland mussten während der Weihnachtszeit Notstromaggregate eingesetzt werden, um Engpässe auszugleichen, schreibt NOS. Auch für die bevorstehenden Osterfeiertage wird eine ähnliche Maßnahme erwogen.

Stedins Appell: Stromnutzung anpassen

Um das Netz zu entlasten, fordert Stedin Verbraucher dazu auf, den Stromverbrauch in die Mittagsstunden oder die späten Abendstunden zu verlagern. Besonders das Aufladen von Elektroautos, die Nutzung energieintensiver Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und das gleichzeitige Einschalten mehrerer großer Verbraucher sollten in den Abendstunden vermieden werden. Wer eine Photovoltaikanlage besitzt, solle bevorzugt tagsüber Strom verbrauchen, um das Netz nicht zusätzlich zu belasten.

Auch das niederländische Landeskonzept zur Netzstabilisierung (Landelijk Actieprogramma Netcongestie, LAN) sieht vor, durch intelligente Lastverteilung die Belastung des Stromnetzes zu reduzieren. Dabei sollen Netzbetreiber, Unternehmen und Haushalte durch eine flexible Nutzung der Energie zusammenarbeiten, um kritische Spitzenbelastungen zu vermeiden.

Langfristige Lösungen und staatliche Maßnahmen

Bis 2030 plant Stedin den Bau von 5000 neuen Transformatorstationen, um die Netzkapazität zu erweitern. Darüber hinaus sind in Kooperation mit TenneT neue Hochspannungsleitungen in Planung, die ab 2029 zusätzliche Kapazitäten bereitstellen sollen, so De Telegraaf. Dennoch dürften kurzfristige Engpässe weiterhin bestehen bleiben.

Ein weiteres Problem ist der langwierige Netzausbau. Aufgrund des Fachkräftemangels und begrenzter Ressourcen dauern die Arbeiten länger als geplant. Auch Behördenprozesse und Genehmigungsverfahren verzögern den Ausbau. Die niederländische Regierung hat bereits reagiert und Stedin finanzielle Unterstützung in Höhe von 500 Millionen Euro gewährt. Bis 2032 sollen insgesamt 8 Milliarden Euro in die Netzmodernisierung investiert werden.

Was Verbraucher jetzt tun können

Haushalte und Unternehmen können durch ihr Verhalten dazu beitragen, Stromausfälle zu vermeiden und das Netz zu entlasten. Dazu gehören:

  • Nutzung von Haushaltsgeräten außerhalb der Spitzenzeiten
  • Gezieltes Laden von Elektroautos in den Mittagsstunden
  • Verwendung von Zeitschaltuhren zur Steuerung von Geräten
  • Nutzung von Batteriespeichern, um tagsüber erzeugten Solarstrom abends zu verbrauchen
  • Optimierung des Heiz- und Kühlsystems, um Energie effizienter zu nutzen

Die niederländische Energiewende bringt erhebliche Herausforderungen mit sich. Trotz massiver Investitionen kann das Stromnetz nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten. Verbraucher sind daher aufgerufen, ihren Stromverbrauch anzupassen, um Engpässe zu vermeiden und langfristig eine stabilere Energieversorgung zu gewährleisten.

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