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Stromausbau verzögert sich um Jahre

| von Redaktion

Strommasten in Gelderland | Foto: Holland.guide

ARNHEM · Massive Ausbauverzögerungen im Stromnetz sorgen für Unruhe: Der staatliche Netzbetreiber TenneT hat bekannt gegeben, dass sich der Ausbau des Hochspannungsnetzes in den niederländischen Provinzen Gelderland, Utrecht und der Flevopolder erheblich verzögert. Statt 2029 rechnet man nun frühestens mit einer Fertigstellung im Jahr 2033, bei weiteren Rückschlägen sogar erst 2035. Betroffen sind vor allem Großverbraucher und Produzenten von Wind- und Solarstrom, die dringend auf neue oder stärkere Anschlüsse warten. Die Ursache liegt in langwierigen Verfahren, ungeklärten Standortfragen und komplizierter Grundstücksbeschaffung. Die Auswirkungen betreffen jedoch weit mehr als nur Industrie und Energiewirtschaft – die Verzögerung bremst die Energiewende und den Wohnungsbau.

Die Energiewende stockt – zumindest im Herzen der Niederlande. TenneT, der Betreiber des nationalen Hochspannungsnetzes, muss einräumen, dass mehrere zentrale Projekte in Utrecht, Gelderland und der Flevopolder deutlich hinter dem Zeitplan liegen. Ursprünglich war die Fertigstellung der Ausbaumaßnahmen für das Jahr 2029 vorgesehen. Doch wie TenneT mitteilt, verschiebt sich die Inbetriebnahme nun auf 2033, bei weiteren Komplikationen sogar bis 2035. Betroffen sind insbesondere jene Unternehmen, Kommunen und Versorgungsbetriebe, die dringend eine höhere Netzkapazität benötigen – zum Beispiel für den Betrieb von Ladestationen, Wärmepumpen oder Produktionsanlagen. Auch Neubauprojekte stehen vor der Herausforderung, überhaupt eine Stromversorgung zugesichert zu bekommen. Die Situation ist laut TenneT „äußerst besorgniserregend“ – so sei der Druck auf das Netz „bereits heute außergewöhnlich hoch“, wie Tennet-Netzplanungsdirektor Robert Kuik betont.

Ursachen der Verzögerung

Ein zentrales Problem stellt der geplante Bau eines neuen Hochspannungsstations in Utrecht-Nord dar. Ohne diese zentrale Schaltstelle kann das bislang zusammenhängende Netz von Gelderland, Utrecht und der Flevopolder nicht wie geplant in vier unabhängige Teilnetze aufgeteilt werden. TenneT begründet die Verzögerung mit langwierigen Verfahren zur Standortwahl, Widerstand aus der Bevölkerung sowie Schwierigkeiten beim Grunderwerb. Wie das AD berichtet, wurde der ursprünglich anvisierte Standort aufgrund naturschutzrechtlicher Bedenken in der Nähe des UNESCO-Welterbes Hollandse Waterlinies ausgeschlossen. Nun rückt das Gebiet Haarrijn westlich der Autobahn A2 in den Fokus, doch auch hier sind neue Untersuchungen erforderlich – ein Umstand, der weitere Verzögerungen verursacht.

Konsequenzen für Wirtschaft und Energiepolitik

Der Ausbau ist essenziell, um der stetig steigenden Stromnachfrage zu begegnen. Wie die NOS meldet, nimmt die Elektrifizierung in allen Lebensbereichen rasant zu: Konsumenten heizen und fahren elektrisch, Unternehmen produzieren zunehmend mit grünem Strom. Doch das Netz hat seine Belastungsgrenze längst erreicht. Die Netzbetreiber warnen, dass sich die Auswirkungen der Verzögerung bald auch auf die Allgemeinheit ausweiten könnten. So könnte es zu Engpässen bei der Stromversorgung von Neubauwohnungen, Supermärkten oder Schulen kommen.

Regionale Unterschiede und Maßnahmen

In der Flevopolder betrifft die Verzögerung laut TenneT nur den südlichen Teil – der Norden (Noordoostpolder, Urk) ist an ein separates Netz angeschlossen und bleibt unberührt. In Gelderland wiederum verzögern sich Projekte wie der Ausbau der Stationen in Doetinchem, Dodewaard oder Druten. Besonders kritisch ist die Lage in Utrecht, wo Stedin als regionaler Netzbetreiber mehr als 1.500 Kunden auf der Warteliste hat. Auch Liander meldet hunderte offene Anfragen in den Nachbarprovinzen. Beide Netzbetreiber schließen gegenüber AD nicht aus, dass künftig auch kleinere Verbraucher wie Privathaushalte oder Kleinunternehmen auf Wartelisten gesetzt werden müssen – eine Maßnahme, die aktuell zwar noch nicht in Kraft ist, deren Wahrscheinlichkeit jedoch deutlich gestiegen ist.

Lösungsansätze und Aufruf zur Zusammenarbeit

TenneT, die Provinzen, das Ministerium für Klima und Grüne Entwicklung sowie die regionalen Netzbetreiber setzen weiterhin auf eine intensive Kooperation und versuchen, durch flexible Vertragsformen, verstärkte Eigenversorgung und zeitlich angepassten Verbrauch – etwa außerhalb der Abendspitzen – kurzfristige Entlastung zu schaffen. Die von TenneT und dem Ministerium präsentierten „Verschnellungsmaßnahmen“ werden laut TenneT derzeit auf ihre Wirkung hin untersucht. Der Netzbetreiber appelliert dabei deutlich an Kommunen und Behörden, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und die Umsetzung der Netzausbauprojekte zu priorisieren.

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