Information

einfach auf den Punkt gebracht

Steuern rauf, Urlaub raus?

| von Redaktion

Im Zelt wird es vielleicht mal naß, dafür bleiben aber die 9% Mehrwertsteuer in diesem Bereich. | Foto: Holland.guide

DEN HAAG · Urlaub in den Niederlanden wird ab 2026 deutlich teurer. Das niederländische Kabinett plant, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Übernachtungen von derzeit 9 Prozent auf den regulären Satz von 21 Prozent zu erhöhen – ein Aufschlag von 12 Prozentpunkten. Betroffen sind Hotels, Ferienhäuser, Bed & Breakfasts und sogar möblierte Standcaravans. Nur klassisches Zelten auf Gras bleibt verschont. Branchenvertreter warnen eindringlich vor den Folgen: Viele Gäste könnten abwandern, sowohl ins Ausland als auch zu nicht regulierten Alternativen wie Airbnb. Kritiker sprechen von einem massiven Wettbewerbsnachteil – und davon, dass künftig ein All-inclusive-Urlaub am Mittelmeer oft günstiger sei als Ferien in Zeeland.

Urlaub in den Niederlanden: Preisschock ab 2026: Die geplante Mehrwertsteuererhöhung im niederländischen Gastgewerbe sorgt für erheblichen Unmut bei Hoteliers, Campingplatzbetreibern und Tourismusverbänden. Ab dem 1. Januar 2026 sollen sämtliche Übernachtungsangebote, die derzeit mit 9 Prozent besteuert werden, dem vollen Mehrwertsteuersatz von 21 Prozent unterliegen. Das betrifft nahezu alle klassischen Ferienunterkünfte wie Hotels, B&Bs, Pensionen, Ferienhäuser und auch viele Campingangebote. Lediglich das Zelten auf unbefestigten Grasflächen bleibt beim ermäßigten Satz – sofern kein fest installiertes Bad oder Küche vorhanden ist, meldet das AD heute ausführlich.

Branchenvertreter schlagen Alarm. Laut dem Branchenverband Recron drohen erhebliche Wettbewerbsnachteile gegenüber Nachbarländern wie Deutschland (7 Prozent) oder Belgien (6 Prozent). Lianne Jansen von Recron hofft auf eine letzte politische Korrektur, sobald eine vom Kabinett angekündigte Folgenabschätzung vorliegt, schreibt das AD. Die Realität sei eindeutig: Ferien in den Niederlanden drohen unerschwinglich zu werden, gerade für einkommensschwächere Haushalte.

Branche warnt: Urlauber fliegen lieber weg

Dass Gäste auf die Preissteigerung sensibel reagieren, zeigen Studien wie die von Accor Hotels beauftragte Untersuchung unter 200 Gästen in Amsterdam. 70 Prozent gaben an, empfindlich auf Preissteigerungen zu reagieren, 58 Prozent würden einen geplanten Aufenthalt in den Niederlanden überdenken. Die Konsequenzen: kürzere Urlaube, weniger Buchungen, Abwanderung in günstigere Segmente - oder ins Ausland.

Mikael Andersson von Landal GreenParks warnt gegenüber dem AD vor einem Dominoeffekt. Wer bislang inländisch verreist sei, weiche nun ins Ausland aus. Insbesondere All-inclusive-Angebote in Mittelmeerländern erscheinen im Vergleich preislich attraktiver. Diese Entwicklung treffe auch Schulklassen, Senioren und einkommensschwächere Gruppen hart. Zugleich könnte die touristische Infrastruktur in Regionen wie Zeeland oder Twente Schaden nehmen, wenn die Zahl der Besucher zurückgeht.

Luxuscamping im Steuer-Fokus

Ein besonders absurder Nebeneffekt: Der derzeit boomende Trend zu „Glamping“, also komfortablem Camping mit festem Bad, Küche und teils möblierten Zelten, wird durch die Steuerreform ausgebremst. Während klassische Zeltplätze auf Wiese beim alten Satz bleiben, gilt für möblierte Alternativen mit festen Einrichtungen künftig der volle Satz. Das erschwert Investitionen und langfristige Planungen für Campingplatzbetreiber erheblich, wie der Verband Hiswa-Recron betont.

Zweifel an den Staatskalkulationen

Die Regierung rechnet mit rund 1,2 Milliarden Euro Mehreinnahmen pro Jahr – 910 Millionen bei Hotels, 302 Millionen bei Ferienparks und Campingplätzen. Doch Studien wie jene von Decisio und Celth im Auftrag der Horeca Nederland bezweifeln diese Schätzungen. Demnach könnten dem Staat langfristig sogar Einnahmeverluste entstehen. Denn ein großer Teil des Umsatzes in der Branche entfällt auf nicht betroffene Leistungen wie Gastronomie oder Wellness. Zudem nutzen Geschäftsreisende die Möglichkeit zum Vorsteuerabzug, was den Mehrwertsteuereffekt weiter relativiert.

Signal an die Tourismuswirtschaft?

Aus Sicht vieler Betreiber ist die Steuererhöhung ein fatales Signal – gerade jetzt, wo viele Unternehmen noch unter der Last von Corona-Schulden und steigenden Personalkosten leiden. Hinzu kommt: Kommunen wie Amsterdam erheben parallel höhere Tourismusabgaben, was die finanzielle Belastung weiter verschärft. Branchenführer wie Erwin van der Graaf (Accor) berichten von Unverständnis auch auf internationaler Ebene: In keinem anderen europäischen Land würden Hotels auf diese Weise steuerlich unter Druck gesetzt.

Ausblick: Entscheidung steht noch aus

Formal muss das Gesetz noch vom niederländischen Parlament verabschiedet werden. Es gibt eine Übergangsregelung für Buchungen in 2025, die sich auf Aufenthalte in 2026 beziehen: Hier gilt bereits der neue Satz von 21 Prozent. Trotz aller Kritik hält das Kabinett bislang an der Maßnahme fest – unter dem Deckmantel der „Steuervereinfachung“. Doch ob sie sich für die Volkswirtschaft am Ende wirklich auszahlt, bleibt höchst fraglich.

In eigener Sache

Bitte unterstütze uns

Unsere Aktivitäten und diese Webseite bieten wir kostenlos an. Wir tun dies gerne und freiwillig. Um unseren Service weiterhin anbieten zu können, schalten wir Werbung und nutzen Affiliate-Links. Deine Unterstützung, sei es durch Mitarbeit oder eine Spende in Höhe einer Tasse Kaffee über PayPal, ist uns sehr willkommen und hilft uns enorm.

Vielen Dank dafür!


Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 5 plus 6.

Weitere Nachrichten