Steuerlast steigt: Waterschapsabgaben klettern rasant
| letzte Änderung 07.03.2025 08:07 | von Redaktion

NIEDERLANDE · Die niederländischen Waterschappen erheben in diesem Jahr rund 4,3 Milliarden Euro an Abgaben – ein Anstieg um mehr als 300 Millionen Euro im Vergleich zu 2024. Dies entspricht einer Erhöhung von über acht Prozent. Besonders betroffen sind Haushalte, die für die Wasserwirtschaftsaufgaben und die Abwasserreinigung tiefer in die Tasche greifen müssen. Innerhalb von fünf Jahren stiegen die Belastungen um ganze 41 Prozent, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. Während einige Haushalte glimpflich davonkommen, zahlen andere nahezu doppelt so viel wie in weniger belasteten Regionen.
Die 21 niederländischen Waterschappen verantworten sowohl den Hochwasserschutz und das Wassermanagement als auch die Abwasserreinigung. Für diese Aufgaben wird im Jahr 2025 eine Rekordsumme von 4,3 Milliarden Euro eingezogen, meldet das niederländische Statistikamt CBS heute. Die größte Steigerung verzeichnet die sogenannte Watersysteemheffing, die mit 2,3 Milliarden Euro ganze neun Prozent mehr als 2024 ausmacht. Diese Gebühr finanziert den Schutz vor Hochwasser, die Instandhaltung von Deichen und Wasserwegen sowie das Management von Wasserreserven.
Auch die Abwassergebühren (Zuiverings- und Verontreinigingsheffing) steigen kräftig: Mit 2,0 Milliarden Euro ergibt sich ein Zuwachs von knapp sieben Prozent. Diese Kosten müssen Haushalte, landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen gleichermaßen tragen. Besonders die Unterschiede zwischen den Regionen sorgen jedoch für Unmut. Die Höhe der Abgaben variiert erheblich je nach Wohnort und wird durch Faktoren wie die WOZ-Wert-Bewertung der Immobilie, die Anzahl der Haushaltsmitglieder und die spezifischen Tarife des jeweiligen Waterschap bestimmt.
Was sind Waterschappen? Ein Vergleich mit Deutschland
Waterschappen sind die ältesten demokratischen Institutionen der Niederlande und kümmern sich um das Wassermanagement des Landes. Sie sind verantwortlich für den Hochwasserschutz, die Wasserqualität sowie die Abwasseraufbereitung. Die Finanzierung erfolgt durch spezielle Abgaben, die direkt von Bürgern und Unternehmen entrichtet werden.
Ein direkter Vergleich mit Deutschland ist schwierig, da es dort keine eigenständigen Waterschappen gibt. In Deutschland übernehmen die Kommunen, Wasserverbände und Zweckverbände ähnliche Aufgaben, wobei die Finanzierung in der Regel über kommunale Steuern und Abwassergebühren erfolgt. Während in den Niederlanden die Waterschappen als autonome Institutionen agieren, ist die Wasserwirtschaft in Deutschland stärker an kommunale Verwaltungen gebunden.
Vergleich mit deutschen Deichverbänden
Teilweise lassen sich die Waterschappen mit den deutschen Deichverbänden vergleichen, da beide für den Hochwasserschutz verantwortlich sind. Dennoch gibt es wesentliche Unterschiede:
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Aufgabenbereich: Während Deichverbände in Deutschland primär für den Bau und die Instandhaltung von Deichen zuständig sind, übernehmen die Waterschappen in den Niederlanden eine umfassendere Rolle. Sie verwalten nicht nur Deiche, sondern auch das gesamte Wassersystem, einschließlich Abwasseraufbereitung, Wasserqualität und Wasserverteilung.
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Finanzierung: Deichverbände finanzieren sich in Deutschland häufig über Umlagen, die von Kommunen oder direkt von Anliegern erhoben werden. Waterschappen hingegen erheben ihre eigenen Steuern direkt von Haushalten, Unternehmen und Landwirten.
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Autonomie: Waterschappen sind eigenständige Körperschaften mit demokratisch gewählten Gremien, die über ihre Einnahmen und Ausgaben selbst entscheiden. Deutsche Deichverbände sind meist an Landes- oder Kommunalverwaltungen angebunden und haben weniger eigenständige Entscheidungsgewalt.
Was ist die WOZ-Waarde?
Die WOZ-Waarde (Waardering Onroerende Zaken) ist die steuerliche Bewertung von Immobilien in den Niederlanden. Sie wird jährlich von den Gemeinden festgelegt und dient als Grundlage für verschiedene Abgaben, darunter auch die Waterschapsabgaben. Die Berechnung erfolgt anhand des geschätzten Marktwerts der Immobilie zum Stichtag 1. Januar des Vorjahres.
Ein höherer WOZ-Wert führt automatisch zu höheren Steuern, darunter auch zur Erhöhung der Grundsteuer (OZB) und der Waterschapsheffingen. Da die Immobilienpreise in den Niederlanden in den letzten Jahren stark gestiegen sind, hat dies ebenfalls zu einer steigenden Belastung durch die Waterschapsabgaben geführt. Der WOZ Wert kann unter der offiziellen Webseite wozwaardeloket.nl für jede niederländische Immonilie öffentlich eingesehen werden.
Regionale Unterschiede: Wer zahlt wie viel?
Die Erhöhung der Waterschapssteuern trifft Haushalte unterschiedlich hart. Am teuersten ist es für Mehrpersonenhaushalte im Waterschap Wetterskip Fryslân, wo jährlich 679 Euro fällig werden. Zum Vergleich: Im Waterschap De Dommel in Noord-Brabant zahlen Haushalte mit derselben Immobilienbewertung nur 370 Euro pro Jahr. Einpersonenhaushalte zahlen entsprechend weniger, aber auch hier gibt es signifikante Unterschiede: In Friesland liegt die Gebühr bei 474 Euro, während sie in De Dommel nur 206 Euro beträgt.
Besonders drastisch ist die langfristige Entwicklung in bestimmten Regionen. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Abgaben im Waterschap Amstel, Gooi en Vecht, das große Teile von Amsterdam umfasst, um 78 Prozent erhöht. Im Gegensatz dazu fiel die Erhöhung in Hunze en Aa's mit 13 Prozent vergleichsweise moderat aus.
Höhere Kosten auch für Landwirte
Neben Haushalten sind auch Landwirte massiv von den steigenden Wassergebühren betroffen. Die Höhe der Abgaben richtet sich nach dem Wert der landwirtschaftlichen Gebäude, der Größe des Landes und dem Verschmutzungsgrad des Wassers. Ein durchschnittlicher Bauernhof mit 50 Hektar Land und einer Immobilienbewertung von 550.000 Euro zahlt 2025 je nach Region zwischen 3.500 und 10.400 Euro an Abgaben. Besonders kostspielig ist es im Hoogheemraadschap van Delfland, wo Landwirte fast das Dreifache dessen zahlen, was in Vallei en Veluwe fällig wird.
Warum steigen die Abgaben so stark?
Die Ursachen für den massiven Anstieg der Waterschapsheffingen sind vielfältig. Einerseits steigen die Kosten für den Hochwasserschutz durch den Klimawandel: Intensivere Regenfälle und steigende Meeresspiegel erfordern Investitionen in Deiche, Pumpanlagen und andere Schutzmaßnahmen. Andererseits verteuern sich auch die Abwasserreinigung und Infrastrukturwartung durch strengere Umweltvorschriften und gestiegene Energiekosten.
Die starke regionale Spreizung der Belastungen hängt zudem mit der unterschiedlichen Finanzpolitik der Waterschappen zusammen. Einige von ihnen haben früher hohe Investitionen getätigt und müssen nun die Kosten auf die Steuerzahler umlegen. Andere haben in der Vergangenheit sparsam gewirtschaftet oder alternative Finanzierungsmodelle genutzt, wodurch ihre Abgabensteigerung weniger drastisch ausfällt.
Mehr Belastung für Bürger und Unternehmen
Die niederländischen Haushalte und Unternehmen müssen sich 2025 auf höhere Wassergebühren einstellen. Mit einer durchschnittlichen Erhöhung um acht Prozent sind die Belastungen so hoch wie nie zuvor. Besonders Haushalte in Regionen mit starker WOZ-Wert-Steigerung oder hohem Investitionsbedarf der Waterschappen zahlen oft hunderte Euro mehr als anderswo.
Ob die Abgaben in den kommenden Jahren weiter steigen, hängt von der Entwicklung des Klimaschutzes, den Bauvorhaben zur Hochwassersicherung und der allgemeinen Wirtschaftslage ab. Klar ist jedoch: Die Wasserwirtschaft bleibt eine teure Angelegenheit für niederländische Bürger.
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