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Solarmarkt Niederlande vor dem Aus?

| von Redaktion

Solaranlagenbetreiber haben es schwer | Foto: Holland.guide

AMSTERDAM · Der niederländische Solarmarkt steht vor einer drastischen Veränderung: Ab 2027 entfällt die Salderingsregelung, wodurch sich die Rentabilität von Solaranlagen erheblich verschlechtern wird. Erste Energielieferanten, wie Greenchoice, haben ihre Tarife für die Zeit nach der Regeländerung bekannt gegeben, und die Zahlen sind alarmierend: Die Rückeinspeisevergütung fällt auf rund 5,4 Cent pro kWh, während die Einspeisekosten weiterhin bestehen bleiben. Dies bedeutet, dass Solarstrom für private Haushalte fast wertlos wird – ein Haushalt mit 12 Solarmodulen wird nur noch etwa 8 Euro pro Jahr für eingespeisten Strom erhalten, rechnet Keuze.nl aus. Die Folge: Eine massive Verteuerung der Stromrechnung für Millionen von Solaranlagenbesitzern.

Die Abschaffung der Salderingsregelung bedeutet, dass Haushalte ihren selbst produzierten Strom nicht mehr mit dem zugekauften Strom verrechnen können. Bislang konnten Besitzer von Solaranlagen den gesamten eingespeisten Strom 1:1 mit dem Netzstrom verrechnen, was zu erheblichen Einsparungen führte. Ab 2027 wird die Rückeinspeisevergütung jedoch drastisch gesenkt und liegt bei manchen Anbietern nur noch bei 5,4 Cent pro kWh. Gleichzeitig fallen sogenannte Einspeisekosten an, die den Eigenverbrauch unattraktiver machen. Das bedeutet für viele Haushalte eine monatliche Mehrbelastung von bis zu 80 Euro, sofern sie nicht in Speicherlösungen investieren.

Was bedeutet das für die Verbraucher?

Hausbesitzer mit Solaranlagen stehen vor einem Dilemma. Wer seinen selbst erzeugten Strom nicht direkt verbrauchen kann, verliert Geld. Die meisten Haushalte verbrauchen aktuell nur etwa 30 % ihres Solarstroms direkt, während der Rest ins Netz eingespeist wird. Diese Einspeisung war bislang durch die Salderingsregelung lukrativ – ab 2027 jedoch nicht mehr. Experten raten dazu, möglichst viel Strom selbst zu nutzen, etwa durch Batteriespeicher oder den Betrieb stromintensiver Geräte in den Sonnenstunden. Wer das nicht kann, wird hohe Zusatzkosten tragen müssen.

Eine mögliche Lösung, um den Eigenverbrauch zu optimieren, ist die Anschaffung einer sogenannten "Thuisbatterij" (Solarspeicher). Diese kann dazu beitragen, Solarstrom für den Eigenverbrauch zwischenzuspeichern. Allerdings warnt die niederländische Verbraucherplattform Radar vor aggressiven Verkaufsmethoden einiger Anbieter. Unternehmen wie Solaar, Batterijnet und Zonnepaneelmeester stehen in der Kritik, da Kunden oft mit hohen Vertragsstrafen konfrontiert werden, wenn sie ihre Kaufentscheidung rückgängig machen wollen. Zudem weist die Organisation Milieu Centraal darauf hin, dass die Kapazität vieler Hausbatterien zu gering ist, um die gespeicherte Energie effizient zu nutzen, insbesondere in den Wintermonaten.

Überlastung des niederländischen Stromnetzes

Ein weiteres großes Problem ist die zunehmende Überlastung des niederländischen Stromnetzes. Essent und Greenchoice weisen darauf hin, dass der rasante Anstieg an Solaranlagen zu einer ungleichen Verteilung von Strom führt. Während tagsüber viel Energie produziert wird, wird sie oft nicht sofort verbraucht. Dies führt dazu, dass das Netz überlastet wird, insbesondere an sonnigen Tagen mit geringem Verbrauch. Laut Essent verursacht dies negative Energiepreise, sodass es für Haushalte mit Solaranlagen sogar teurer werden kann, Strom zurückzuliefern.

Netzbetreiber warnen bereits seit Jahren davor, dass das Stromnetz die rapide steigende Anzahl an Solaranlagen nicht bewältigen kann. In einigen Regionen werden bereits neue Anschlüsse für Solaranlagen beschränkt oder verweigert. Dies bedeutet, dass Haushalte, die künftig Solarmodule installieren möchten, möglicherweise gar nicht mehr die Möglichkeit haben, ihren überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen, schreibt Enexis.

Die Energiekonzerne versuchen, durch neue Tarifmodelle und Kostenanpassungen den Druck auf das Netz zu verringern. Greenchoice plant beispielsweise, den Strompreis tagsüber günstiger zu machen als nachts, um Verbraucher dazu zu animieren, ihre Energie direkt zu nutzen anstatt sie ins Netz einzuspeisen. Zudem wird empfohlen, energieintensive Geräte wie Waschmaschinen oder E-Autos bevorzugt tagsüber zu nutzen.

Unterschied zur Regelung in Deutschland

In Deutschland gibt es eine Einspeisevergütung, die zwar über die Jahre gesunken ist, aber dennoch jeweils für 20 Jahre stabil bleibt. Private Anlagenbetreiber erhalten aktuell eine festgelegte Vergütung für eingespeisten Strom, die sich nach der Marktpreisentwicklung richtet. Zudem sind Speicherförderungen und spezielle Tarife für Eigenverbrauch weiter verbreitet als in den Niederlanden. Die niederländische Politik hingegen hat sich für eine drastische Abschaffung der Salderingsregelung entschieden, wodurch sich die Rahmenbedingungen für Solaranlagenbesitzer deutlich verschlechtern.

Politische Debatte und Auswirkungen auf den Solarmarkt

Die niederländische Regierung argumentiert, dass die Salderingsregelung für Netzbetreiber hohe Kosten verursacht und das Stromnetz überlastet. Kritiker sehen darin jedoch einen Rückschritt in der Energiewende. Die unsichere Gesetzeslage hat bereits jetzt Auswirkungen auf den Markt: Die Nachfrage nach Solaranlagen ist eingebrochen, Installationen liegen weit unter dem Niveau der letzten Jahre. Viele Haushalte und Unternehmen zögern mit Investitionen, da die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen zunehmend infrage gestellt wird.

Zudem haben Energieunternehmen wie Engie und Greenchoice bereits angedeutet, dass Verbraucher nach 2027 möglicherweise noch höhere Einspeisekosten tragen müssen. Das bedeutet, dass sich die Konditionen weiter verschlechtern könnten.

Lohnt sich Solarenergie in den Niederlanden noch?

Die Zeit der rentablen Solarinvestitionen in den Niederlanden scheint sich dem Ende zuzuneigen. Wer bereits Solarmodule besitzt, sollte versuchen, möglichst viel Strom selbst zu verbrauchen oder in Speicherlösungen zu investieren. Für Neukunden stellt sich die Frage, ob sich eine Investition noch lohnt, da die Vergütungen stark gesenkt und neue Kosten eingeführt werden. Die Entwicklung in den kommenden Jahren wird stark davon abhängen, wie weitere Energieanbieter ihre Tarife gestalten und ob politische Gegenbewegungen entstehen.

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