Silvester 2024/2025: Gewalt, Brände und Kritik an Feuerwerkskultur
| letzte Änderung 01.01.2025 20:09 | von Redaktion
DEN HAAG · Die Silvesternacht in den Niederlanden war von schweren Vorfällen geprägt: Ein tödlicher Unfall, zahlreiche Verletzte, Chaos in Städten und Gewalt gegen Einsatzkräfte. Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser zogen eine düstere Bilanz. Der Ruf nach einem landesweiten Feuerwerksverbot wird lauter.
Die Feierlichkeiten, die eigentlich die Freude über den Jahreswechsel ausdrücken sollen, offenbarten erneut massive Probleme mit Gewalt, Zerstörung und mangelnder Sicherheit. Besonders tragische Vorfälle wie der Tod eines 14-Jährigen in Rotterdam und schwere Verletzungen bei Jugendlichen zeigen die Dringlichkeit eines gesellschaftlichen Wandels.
Tragische Vorfälle: Ein Toter und viele Verletzte
In Rotterdam kam ein 14-jähriger Junge ums Leben, nachdem er mit schwerem Feuerwerk hantiert hatte. Trotz sofortiger Hilfe durch Rettungskräfte erlag er seinen Verletzungen. Ebenso tragisch war der Fall eines 13-jährigen Jungen in Kamperland, der schwer verletzt wurde, als er eine Cobra-6 anzündete. Zeugenaussagen beschreiben die schockierenden Szenen: Blut und Knochensplitter auf der Straße. Der Junge wurde mit einer Traumahelikopter ins Erasmus MC in Rotterdam gebracht und könnte dauerhaft an der Hand verstümmelt sein. Lokale Behörden fordern eine stärkere Sensibilisierung für die Gefahren von Feuerwerk.
Das Oogziekenhuis in Rotterdam behandelte 23 Patienten mit schweren Augenverletzungen. Die Hälfte der Opfer war minderjährig. Sechs Patienten mussten operiert werden, ein Mann verlor ein Auge. In Utrecht und anderen Städten gab es ebenfalls zahlreiche Verletzte durch Feuerwerk oder Gewalt.
Nachtrag: Zweiter Feuerwerkstoter in Tiel bestätigt Am Abend des 1. Januar wurde bekannt, dass ein weiterer Mensch durch ein Feuerwerksunglück ums Leben gekommen ist. In Tiel erlag ein 47-jähriger Mann aus Buren seinen schweren Verletzungen, die er am Silvesterabend durch die Explosion von Feuerwerk erlitten hatte. Trotz schneller medizinischer Versorgung und der Verlegung mit einem Traumahelikopter ins Krankenhaus konnte sein Leben nicht gerettet werden. Die Gemeinde Tiel bestätigte den Todesfall gegenüber Omroep Gelderland.
Eskalation in Utrecht: Straßenrennen, Brände und Gewalt
Besonders in Utrecht zeigte sich die angespannte Lage. Im Stadtteil Kanaleneiland fuhren Randalierer in einer organisierten Aktion mit Autos durch die Straßen, schossen Feuerwerk aus den Fahrzeugen und zündeten Brände. Bewohner berichteten, dass die Lage schlimmer war als in den Vorjahren. Die Polizei setzte die mobile Einheit (ME) ein, um die Ordnung wiederherzustellen. Insgesamt brannten in der Stadt 38 Fahrzeuge – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 24 im Vorjahr. Auch in Overvecht wurde die ME aktiv, nachdem Feuerwerkskörper auf Feuerwehrfahrzeuge und Einsatzkräfte geworfen wurden. Eine Person zündete sogar Feuerwerk in einem Löschfahrzeug.
Die Gemeinde Utrecht zeigte sich besorgt über die steigende Gewalt: „Der Einsatz von ME und die Angriffe auf Rettungskräfte sind inakzeptabel“, hieß es seitens der Gemeinde Utrecht. Trotz eines erstmals geltenden Feuerwerksverbots wurde weiterhin massiv Feuerwerk gezündet, was auf die langfristigen Herausforderungen bei der Umsetzung neuer Regelungen hinweist.
Brände und Sachschäden: Eine düstere Bilanz
Die Feuerwehr verzeichnete über 4100 Einsätze, 50 % mehr in Regionen wie Rotterdam-Rijnmond. In Alphen aan den Rijn brannten Baucontainer und Fahrzeuge, in Nijmegen wurde ein denkmalgeschütztes Gebäude komplett zerstört. Hinzu kamen zahlreiche Brände in Wohngebieten, darunter ein Dachbrand in Bergen op Zoom und eine in Flammen stehende Scheune in Kimswerd.
Die Luftqualität litt zudem durch die massiven Feinstaubemissionen. Das RIVM warnte besonders Menschen mit Atemwegserkrankungen, in den ersten Stunden des neuen Jahres im Haus zu bleiben.
Kommunikationsprobleme bei der Polizei: C2000-System überlastet
Zusätzlich zu den chaotischen Ereignissen behinderten technische Probleme die Arbeit der Einsatzkräfte. Das landesweite Kommunikationssystem C2000 fiel in der Silvesternacht aufgrund von Überlastung stundenweise aus. Das Backup-System war nur eingeschränkt nutzbar, was die Koordination der Rettungseinsätze erheblich erschwerte. Polizeivertreter kritisierten die anhaltenden Probleme scharf und forderten das Justizministerium auf, dringend Lösungen zu implementieren.
Forderungen nach einem landesweiten Feuerwerksverbot
Die Bürgermeister von Rotterdam, Amsterdam und Den Haag drängen auf ein landesweites Verbot von Feuerwerk. Trotz regionaler Maßnahmen eskalierten die Vorfälle vielerorts. Während der Pandemie zeigte sich, dass ein temporäres Verbot Verletzungen deutlich reduzierte. Dennoch bleibt die Regierung bisher bei der aktuellen Regelung, was viele Gemeinden zunehmend frustriert.
Die Silvesternacht 2024/2025 zeigt erneut die tief verwurzelten Probleme mit der Feuerwerkskultur in den Niederlanden. Neben massiven Schäden und Gewaltfällen bleibt die Frage, wie sich langfristig sicherere und friedlichere Traditionen etablieren lassen. Die Debatte um ein Feuerwerksverbot wird in den kommenden Jahren weiter an Brisanz gewinnen.
In eigener Sache
Bitte unterstütze uns
Unsere Aktivitäten und diese Webseite bieten wir kostenlos an. Wir tun dies gerne und freiwillig. Um unseren Service weiterhin anbieten zu können, schalten wir Werbung und nutzen Affiliate-Links. Deine Unterstützung, sei es durch Mitarbeit oder eine Spende in Höhe einer Tasse Kaffee über PayPal, ist uns sehr willkommen und hilft uns enorm.
Vielen Dank dafür!
Kommentare
Einen Kommentar schreiben