Schutzräume gegen Klimakrisen: Jetzt handeln!
| von Redaktion

DEN HAAG · Deutlicher Appell an die Kommunen: Angesichts zunehmend extremer Wetterereignisse fordert die niederländische Wissenschaftliche Regierungskommission (WRR) in einem neuen Bericht die zügige Einrichtung öffentlicher Schutzräume. Das bisherige Klima-Adaptationskonzept greift zu kurz, da es sich zu stark auf physische Schutzmaßnahmen konzentriert. Der WRR empfiehlt, öffentliche Orte wie Bibliotheken, Sportkantinen oder Nachbarschaftszentren so auszustatten, dass sie im Krisenfall Schutz bieten können – insbesondere für besonders gefährdete Menschen mit geringem Einkommen oder schwachem sozialen Netz.
Die Anpassung an den Klimawandel erfordert laut WRR nicht nur bauliche Schutzmaßnahmen wie Deiche oder Wasserauffangsysteme, sondern vor allem auch Investitionen in soziale Infrastruktur. Denn Klimakatastrophen wie Hitzewellen, Überschwemmungen oder Dürren treffen die Bevölkerung nicht nur physisch, sondern auch sozial – besonders diejenigen, die in kleinen Wohnungen ohne Kühlung leben, über kein soziales Netz verfügen oder ohnehin wirtschaftlich benachteiligt sind. Wie aus dem am Donnerstag an Infrastrukturminister Barry Madlener übergebenen WRR-Bericht Mens en klimaat. De kracht van sociale infrastructuur bij adaptatie hervorgeht, ist die Bevölkerung nur dann ausreichend geschützt, wenn neben technischen Lösungen auch gesellschaftlicher Zusammenhalt und konkrete Schutzangebote gestärkt werden.
Öffentliche Orte als „Klima-Shelter“
Die WRR empfiehlt den Kommunen, bereits bestehende öffentliche Orte wie Bahnhöfe, Gemeindehäuser, Schulen oder Sporteinrichtungen schnellstmöglich zu benennen und auszustatten, um als Schutzräume bei extremem Wetter dienen zu können. Es müsse für alle Bürgerinnen selbstverständlich und klar sein, wohin sie sich bei Hitzewellen oder Überflutungen wenden können. Derzeit wisse laut WRR ein Großteil der Bevölkerung nicht, ob es solche Schutzräume überhaupt gebe und wo sie sich befänden. Eine klare Kommunikation und sichtbare Ausstattung dieser Orte sind laut der Experten unerlässlich.
Beispiel Dordrecht: Vorsorge durch Planung
Ein positives Beispiel ist Dordrecht: Die Stadt, die von drei Flüssen umgeben ist, hat in höher gelegenen Neubaugebieten wie De Staart und dem Maasterras gezielt Schutzräume eingerichtet. Auch in Amsterdam und Rotterdam gibt es bereits Maßnahmen, die Klimaanpassung mit sozialer Resilienz verknüpfen. Doch solche Ansätze sind laut WRR noch längst nicht flächendeckend etabliert.
Soziale Aspekte nicht länger vernachlässigen
Das WRR-Papier unterstreicht, dass insbesondere Alleinstehende, ältere Menschen und Personen mit geringem sozialem Rückhalt in Krisensituationen besonders gefährdet sind. Soziale Infrastruktur wie Bibliotheken, Nachbarschaftszentren oder Freizeitangebote bietet nicht nur Kühlung oder Zuflucht, sondern auch Informationen, Austausch und gegenseitige Hilfe. Diese Orte sollten gezielt in besonders gefährdeten Stadtvierteln gestärkt und ausgebaut werden, um die gesellschaftliche Resilienz insgesamt zu erhöhen.
Forderung nach nationaler Koordination
Neben Maßnahmen auf lokaler Ebene empfiehlt die WRR die Schaffung eines nationalen Koordinators für Schutzräume, der die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Provinzen, Wasserbehörden und Zentralregierung koordiniert. Eine solche übergeordnete Stelle könne nach Vorbild des Deltaprogramms zur Stärkung der Wasserinfrastruktur dazu beitragen, Synergien zu nutzen und bewährte Modelle national zu verbreiten.
Gesellschaftliche Resilienz entscheidend
Die WRR betont, dass soziale Faktoren wie gegenseitiges Vertrauen, Handlungskompetenz und Wissen entscheidend dafür sind, wie gut eine Gesellschaft mit Klimarisiken umgehen kann. Investitionen in soziale Infrastruktur und klare Kommunikationsstrategien sind daher ebenso zentral wie technische Vorkehrungen. Denn die Realität des Klimawandels ist längst eingetreten – und mit ihr die Notwendigkeit, nicht nur Dämme zu bauen, sondern auch Netzwerke der Hilfe und Solidarität.
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