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Schock in Oude-Tonge: 80 Fabrikmitarbeiter mit Tuberkulose infiziert

| letzte Änderung 16.02.2025 20:30 | von Redaktion

Symbolbild | Bild von Leo auf Pixabay

OUDE-TONGE · Ein besorgniserregender Tuberkulose-Ausbruch in einer niederländischen Lebensmittelproduktion sorgt für Unruhe. Die GGD Rotterdam-Rijnmond bestätigt, dass 80 Mitarbeiter der Firma Maître in Oude-Tonge (Goeree-Overflakkee) positiv getestet wurden. Bereits Ende 2024 erkrankten zwei Kollegen schwer, einer verstarb. Unklar ist, ob die aktuelle Infektionswelle auf eine ansteckende Form der Krankheit zurückzuführen ist. Das RIVM ist bisher nicht in die Ermittlungen einbezogen. Die Behörden betonen, dass es sich um eine reguläre Maßnahme zur TBC-Kontrolle handelt.

Der Tuberkulose-Ausbruch in der Lebensmittelproduktion von Maître hat in Oude-Tonge erhebliche Besorgnis ausgelöst. Nachdem die GGD Rotterdam-Rijnmond Ende 2024 eine erste Untersuchung durchführte, die nur wenige Infektionen ergab, wurde in einem zweiten Screening eine alarmierende Zahl von 80 positiven Fällen festgestellt. Dies betrifft etwa die Hälfte der Belegschaft, meldet De Telegraaf.

Hintergrund und erste Untersuchungen

Die Krankheit wurde zunächst bei zwei Mitarbeitern diagnostiziert, von denen einer im November 2024 verstarb. Ein anderer, noch immer schwer erkrankter Kollege, gilt als möglicher Ausgangspunkt der Infektion. Trotz dieser Vorkommnisse hatte die erste Untersuchung nur sechs Personen erfasst. Von diesen wurden drei positiv getestet, allerdings ohne Anzeichen für eine akute Ansteckungsgefahr. Viele Mitarbeiter kritisierten, dass nicht alle getestet wurden und die Unternehmensleitung die Situation verharmlost habe.

Nach einer erneuten Evaluierung und dem Auftreten weiterer Symptome entschied sich die GGD, das Screening massiv auszudehnen. Am vergangenen Montag unterzogen sich 165 Mitarbeiter einem Tuberkulin-Hauttest (Mantoux-Test), von denen 80 eine positive Reaktion zeigten. Bei einigen war die Reaktion so stark, dass sie sofort zu einer weiterführenden Untersuchung nach Rotterdam geschickt wurden.

Unklarheit über Ansteckungsrisiko

Ob es sich um eine besorgniserregende Form von Tuberkulose handelt, ist noch nicht geklärt. Tuberkulose wird durch ein Bakterium verursacht und kann, wenn sie in der Lunge auftritt, über Tröpfcheninfektion ansteckend sein. In anderen Körperbereichen wie Lymphknoten oder Knochen ist sie hingegen nicht übertragbar, schreibt De Telegraaf. Laut RIVM lag die Zahl der Tuberkulosefälle in den Niederlanden in den letzten Jahren relativ konstant zwischen 600 und 750 pro Jahr. Ein Anstieg würde als besorgniserregend gelten.

Bemerkenswert ist, dass das RIVM bisher keine Kenntnis von den Fällen in Oude-Tonge hatte. Dies erklärt sich laut GGD damit, dass die Situation noch im Rahmen der regionalen Bekämpfung liegt. Nur bei Fällen mit überregionaler Bedeutung oder hohem Ausbruchspotenzial würde das RIVM offiziell hinzugezogen werden.

Reaktionen und Maßnahmen von Van Loon Group

Die Muttergesellschaft Van Loon Group teilte mit, dass sie am 18. Oktober 2024 über den ersten bestätigten Fall informiert wurde. Daraufhin führte die GGD im November und Dezember 2024 ein erstes Kontakt- und Screening-Verfahren durch, bei dem drei positive Fälle festgestellt wurden. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde das Screening im Februar 2025 ausgeweitet, um weitere Infizierte frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Laut Unternehmensangaben wurden die betroffenen Mitarbeiter umgehend zu weiterführenden Untersuchungen, einschließlich Röntgenaufnahmen der Lunge und Bluttests, an die GGD in Rotterdam verwiesen. Die Van Loon Group betont, dass sie eng mit der GGD zusammenarbeitet, deren Maßnahmen strikt befolgt und ihre Mitarbeiter regelmäßig informiert.

Geringes Risiko für die öffentliche Gesundheit?

Die GGD Rotterdam-Rijnmond betont gegenüber De Telegraaf, dass keine akute Gesundheitsgefahr für die öffentliche Bevölkerung bestehe. Alle bisher getesteten Fälle würden den regulären Prozess der Tuberkulose-Bekämpfung durchlaufen. Es gebe bisher keine Hinweise darauf, dass eine überregionale Verbreitung droht oder Krankenhausaufenthalte notwendig sind. Dennoch bleibt unklar, ob bereits weitere Personen angesteckt wurden.

Mehr Tuberkulosefälle in den Niederlanden 2023

Die Zahl der Tuberkulosefälle in den Niederlanden ist im Jahr 2023 auf 710 gestiegen, das sind 12 % mehr als im Vorjahr (634 Fälle in 2022). Dennoch bleibt die Zahl unter dem Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Pandemie (777 Fälle pro Jahr). Besonders betroffen waren die Lungen, 471 Patienten hatten eine Lungentuberkulose, davon 213 mit offener, ansteckender Form.

Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig: Nach den Corona-Maßnahmen kann sich Tuberkulose wieder leichter verbreiten, zudem kommen mehr Menschen aus Ländern mit hoher Tuberkulose-Rate in die Niederlande. Etwa 80 % der Patienten wurden im Ausland geboren, die meisten aus Eritrea (89), Somalia (60) und Marokko (37).

Entwicklung der Tuberkulosefälle in den letzten Jahren:

  • 2019: 754 Fälle
  • 2020: 621 Fälle
  • 2021: 673 Fälle
  • 2022: 634 Fälle
  • 2023: 710 Fälle

Herausforderungen bei der Tuberkulose-Bekämpfung

Die Tuberkulose-Prävention in den Niederlanden basiert auf systematischen Screenings und einer schnellen Behandlung infizierter Personen. Impfungen gegen Tuberkulose sind in den Niederlanden unüblich und werden nur bestimmten Risikogruppen empfohlen. Dies könnte erklären, warum die Infektionsrate innerhalb der Fabrik so hoch ist. Bisher wurden keine Maßnahmen zur vorübergehenden Schließung der betroffenen Produktionsstätte bekannt gegeben, schreibt De Telegraaf.  Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation weiter ausweitet und ob die Gesundheitsbehörden auf nationaler Ebene aktiv werden müssen.

Tuberkulose Impfung in den Niederlanden

In den Niederlanden erhalten Kinder, deren Eltern aus Ländern mit hoher Tuberkuloseverbreitung stammen, eine Impfung gegen die Infektionskrankheit. Die sogenannte BCG-Impfung schützt nicht vollständig, reduziert jedoch das Risiko einer schweren Erkrankung. Die Impfung wird in den linken Oberarm gespritzt und kann zusammen mit anderen Standardimpfungen erfolgen. Nach etwa vier bis acht Wochen bildet sich an der Einstichstelle häufig eine kleine Wunde, die von selbst abheilt und eine Narbe hinterlassen kann. Vor der Impfung kann bei Kindern über einem Jahr oder nach einem Aufenthalt im Ausland eine Hauttestung erforderlich sein, um festzustellen, ob bereits eine Immunität besteht. Die Impfung verursacht in der Regel kein Fieber oder andere ernsthafte Nebenwirkungen. Eltern, die sich Sorgen machen oder Fragen haben, können sich an die Gesundheitsbehörde GGD wenden. Weitere Informationen sind auf der Website des Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM) unter www.rivm.nl/tuberculose verfügbar.

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