Obdachlosigkeit in den Niederlanden: Alarmierende Zahlen steigen weiter
| von Redaktion

UTRECHT · Die Zahl der Obdachlosen in den Niederlanden steigt zum zweiten Jahr in Folge und erreicht Anfang 2024 eine alarmierende Höchstmarke von 33.000 Betroffenen. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des CBS (Centraal Bureau voor de Statistiek). Gegenüber 2022 bedeutet dies einen Anstieg um über 20 Prozent. Besonders beunruhigend ist, dass rund 70 Prozent der Betroffenen nicht in offiziellen Registern erfasst werden und somit oft durch das soziale Netz fallen. Die Situation spiegelt eine wachsende gesellschaftliche Herausforderung wider, die sowohl städtische als auch ländliche Gebiete betrifft. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die soziale Ungleichheit und den dringenden Handlungsbedarf.
Die Betroffenen sind vielfältig: Männer dominieren mit einem Anteil von 83 Prozent, während 20 Prozent zwischen 18 und 27 Jahre alt sind. Interessant ist die geografische Verteilung: Über zwei Drittel der Obdachlosen leben außerhalb der vier größten Städte, was auf eine Verlagerung der Problematik in kleinere Gemeinden hinweist.
CBS-Bericht zeigt erschreckende Trends
Laut CBS zählen als obdachlos nicht nur Menschen, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben, sondern auch jene, die vorübergehend bei Freunden oder Verwandten unterkommen. Anfang 2024 wurden etwa 10.000 Personen in offiziellen Registern erfasst, während weitere 23.000 Betroffene auf Schätzungen basieren. Diese "unsichtbaren" Obdachlosen, die keinerlei formale Unterstützung erhalten, stellen einen Großteil der Betroffenen dar.
Die Analyse verdeutlicht zudem, dass fast die Hälfte der Obdachlosen außerhalb der Niederlande geboren wurde, wobei der Anteil der in Europa Geborenen leicht ansteigt. Auffällig ist, dass der Anteil an obdachlosen Personen, die außerhalb Europas geboren wurden, in den vier größten Städten deutlich höher ist (45 Prozent) als in kleineren Gemeinden (33 Prozent). Dies unterstreicht die Vielschichtigkeit der Problematik.
Warum steigen die Zahlen?
Die Ursachen für den Anstieg sind komplex und vielschichtig. Die anhaltende Wohnungsnot, steigende Mieten und soziale Ungleichheit verschärfen die Situation. Besonders betroffen sind sozial schwächere Gruppen, darunter Migranten, Arbeitslose und Menschen ohne Zugang zu sozialen Sicherungssystemen. Wie das CBS berichtet, machen Menschen ohne Aufenthaltsstatus oder jüngere Erwachsene unter 18 Jahren einen Teil der "unsichtbaren" Betroffenen aus, die nicht in offiziellen Zahlen enthalten sind.
Obdachlosigkeit hat weitreichende Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft. Neben den individuellen Schicksalen belastet die steigende Zahl der Obdachlosen auch die sozialen Systeme und Notunterkünfte. Die langfristigen Auswirkungen auf die Integration und gesellschaftliche Stabilität sind erheblich. Sozialwissenschaftler warnen vor einer zunehmenden Polarisierung, wenn keine wirksamen Maßnahmen ergriffen werden.
Regionaler Fokus: Verlagerung der Problematik
Die geografische Verlagerung der Obdachlosigkeit aus den großen Städten in kleinere Gemeinden stellt neue Herausforderungen dar. Dort fehlt es oft an ausreichender Infrastruktur und sozialen Einrichtungen, um Betroffene angemessen zu unterstützen. Laut CBS leben mittlerweile 68 Prozent der Obdachlosen in Gemeinden außerhalb der vier größten Städte Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht (G4).
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Experten fordern eine ganzheitliche Strategie, die bezahlbaren Wohnraum schafft, soziale Sicherungssysteme ausbaut und die Integration fördert. Ohne nachhaltige Lösungen droht die Zahl der Obdachlosen weiter zu steigen, was die gesellschaftlichen Spannungen verschärfen könnte.
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