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Niederlande verschärfen Kampf gegen Vapes

| von Redaktion

Symbolbild | Bild von haiberliu auf Pixabay

DEN HAAG · Verschärfte Regeln gegen Vape-Missbrauch – Die Niederlande verschärfen gemeinsam mit elf weiteren EU-Staaten den Druck auf die Europäische Kommission: E-Zigaretten mit süßen Geschmackssorten, auffälligen Verpackungen und freiem Online-Zugang sollen EU-weit verboten werden. Ziel ist es, Jugendliche besser vor den massiven Gesundheitsgefahren durch das Vapen zu schützen. Die Niederlande gelten dabei als Vorreiter – mit einem nationalen Verbot von Geschmackssorten, dem geplanten Verkaufsverbot außerhalb von Tabakläden ab 2026 und dem Ruf nach neutraler Verpackung. Staatsekretär Vincent Karremans ruft zum EU-weiten Handeln auf, um den grenzüberschreitenden Verkauf zu stoppen und die illegale Verbreitung zu bekämpfen.

Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket wollen die Niederlande die Gesundheitsgefahren durch E-Zigaretten – sogenannte Vapes – eindämmen, insbesondere bei Jugendlichen. Der Staatssekretär für Jugend, Sport und Prävention, Vincent Karremans, betont die Dringlichkeit: Eine von sieben Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren vapet regelmäßig, trotz der bereits bestehenden Verbote. Seit dem 1. Januar 2024 ist der Verkauf aromatisierter Vapes – etwa mit Mango-, Erdbeereis- oder Mojito-Geschmack – untersagt. Erlaubt bleibt nur der neutrale Tabakgeschmack. Doch Schlupflöcher wie der Onlinehandel oder Käufe im benachbarten Ausland untergraben die Wirkung dieser Maßnahmen. Deshalb fordert Karremans gemeinsam mit elf weiteren EU-Staaten in einem Schreiben an die Europäische Kommission eine schnellstmögliche Überarbeitung der europäischen Tabakrichtlinie. Die Regelung solle einheitlich für alle Mitgliedstaaten gelten – inklusive neutraler Verpackung, Verkaufsbeschränkungen und einem Verbot verführerischer Geschmacksrichtungen. Flankiert wird die Initiative durch einen nationalen Aktionsplan, der auf Prävention, Entwöhnung und die Bekämpfung des illegalen Handels setzt.

EU-weites Vorgehen gegen süße Verlockungen

Sogenannte „Flavor Vapes“ stehen besonders im Fokus der Diskussion. Diese Geschmacksrichtungen machen das Vapen gerade für junge Menschen attraktiv. In den Niederlanden sind sie seit Anfang 2024 verboten, doch die Einhaltung ist schwierig – vor allem wegen der grenzüberschreitenden Bestellmöglichkeiten und illegaler Importe. Karremans fordert deshalb nicht nur eine Ausweitung des Geschmacksverbots auf ganz Europa, sondern auch neutral gestaltete Verpackungen für alle Vapes. Damit sollen gezielte Marketingstrategien, die auf Jugendliche abzielen, unterbunden werden.

Verbot auch im öffentlichen Raum

Bereits seit Juli 2020 gelten in den Niederlanden Rauchverbote auch für E-Zigaretten – unabhängig vom Nikotingehalt. In allen Bereichen, in denen das Rauchen untersagt ist, wie etwa in Gaststätten, öffentlichen Einrichtungen oder am Arbeitsplatz, ist auch das Vapen verboten. Ab 2026 sollen Vapes zudem ausschließlich in spezialisierten Tabakgeschäften verkauft werden dürfen – Onlinehandel und Supermarktregale sind dann tabu.

Aktionsplan gegen Vapen – mehr als nur ein Verbot

Mit dem neuen Aktionsplan will die Regierung über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen. Die Ziele sind klar: Illegale Produkte vom Markt entfernen, verhindern, dass Jugendliche mit dem Vapen beginnen, und gleichzeitig den Ausstieg für Konsumierende erleichtern. Im Zentrum stehen dabei verstärkte Kontrollen, höhere Bußgelder und mehr Aufklärungsarbeit. Die niederländische Lebensmittel- und Warenaufsicht (NVWA) hat allein in den ersten zwei Monaten des Jahres über 170.000 illegale Vapes beschlagnahmt. Diese Maßnahmen sollen nun europaweit adaptiert werden.

Vergleich mit Deutschland: Strenge, aber inkonsistente Regeln

Auch in Deutschland ist der Verkauf und Konsum von Vapes an Jugendliche unter 18 Jahren verboten – sowohl mit als auch ohne Nikotin. Das Tabakerzeugnisgesetz regelt zudem Verpackungspflichten, Inhaltsstoffkennzeichnung und eine maximale Nikotinkonzentration von 20 mg/ml. Doch anders als in den Niederlanden gibt es bislang kein generelles Verbot von Geschmackssorten. Zwar warnt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ausdrücklich vor den Risiken – etwa Atemwegsreizungen und einer möglichen Krebsgefahr – doch konkrete Verkaufsverbote aromatisierter Produkte fehlen. Der Konsum in der Öffentlichkeit ist ebenfalls eingeschränkt, wird jedoch in der Praxis oft nicht konsequent verfolgt.

Gesundheitsrisiken längst belegt

Das niederländische Trimbos-Institut kommt in seinen Studien zu dem Schluss, dass Vapes gesundheitsschädlicher sind als bislang angenommen. Neben einer hohen Nikotinaufnahme gibt es Hinweise auf vermehrte Krankenhausaufenthalte Jugendlicher mit Lungenschäden wie Lungenblutungen oder -kollaps. Karremans warnt: „Nach Heroin und Crack ist Nikotin die am stärksten abhängig machende Substanz.“ Viele Jugendliche wüssten gar nicht, ob ihr Vape Nikotin enthalte – oder wie viel.

Druck auf soziale Medien wächst

Neben der Produktregulierung fordern Karremans und seine Mitstreiter auch ein härteres Vorgehen gegen die Werbung auf Plattformen wie TikTok und Instagram. Diese sollen Inhalte mit Bezug zu Tabak- und Nikotinprodukten – insbesondere solche, die auf Minderjährige abzielen – aktiv löschen und verhindern, dass sie überhaupt hochgeladen werden. Die Verantwortung der Plattformen sei dabei zentral.

EU-Richtlinie auf dem Prüfstand

Die Neufassung der europäischen Tabakrichtlinie war ursprünglich für 2024 geplant, liegt jedoch derzeit auf Eis. Die zwölf unterzeichnenden Länder – darunter neben den Niederlanden auch Finnland, Frankreich, Irland, Luxemburg und Spanien – drängen auf eine zügige Umsetzung in 2025. Ziel ist ein klarer, EU-weiter Rechtsrahmen, der nationale Schlupflöcher schließt und den Gesundheitsschutz in den Vordergrund stellt.

Niederlande als Vorreiter

Die Niederlande nehmen beim Schutz der Jugend vor Vaping-Produkten eine Vorreiterrolle ein. Mit nationalen Verboten, dem gezielten Druck auf EU-Instanzen und einem Aktionsplan gegen illegale Produkte zeigt das Land, wie umfassender Jugendschutz aussehen kann. Doch ohne einheitliche EU-weite Regelungen droht ein Wettlauf mit dem Onlinehandel und der Industrie, der kaum zu gewinnen ist. Karremans‘ Appell nach Brüssel ist deshalb auch ein Appell an die gemeinsame Verantwortung Europas.

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