Neue Enthüllungen: Bolle Jos’ Macht in Sierra Leone
| von Redaktion

DEN HAAG · Eine brisante Videoaufnahme belegt die engen Verbindungen von Jos Leijdekkers, alias „Bolle Jos“, zu hochrangigen Beamten in Sierra Leone. Der niederländische Drogenboss, der in Europa zu insgesamt 47 Jahren Haft verurteilt wurde, bewegt sich offenbar unbehelligt im innersten Machtzirkel des westafrikanischen Landes. In dem Video, das Follow the Money und AD veröffentlichten, ist Leijdekkers auf der Geburtstagsfeier von Alusine Kanneh, dem Chef der Einwanderungsbehörde, zu sehen. Neben ihm steht Andrew Jaiah Kaikai, der Leiter der nationalen Drogenfahndung. Während Leijdekkers Geschenke verteilt und feiert, wird deutlich, dass er weit mehr als nur ein flüchtiger Krimineller ist – er hat sich in Sierra Leone eine regelrechte Machtbasis aufgebaut. Diese Enthüllung wirft ernste Fragen über die Möglichkeiten seiner Auslieferung auf, die durch seine politischen Verbindungen erheblich erschwert wird.
Die neuen Aufnahmen bestätigen, was bereits seit Monaten vermutet wird: Jos Leijdekkers hat sich in Sierra Leone nicht nur versteckt, sondern sich aktiv in das politische und wirtschaftliche Gefüge des Landes eingekauft. Die Feier im luxuriösen Restaurant LOR (übersetzt: „Das Gold“) zeigt nicht nur die enge Beziehung des Drogenbosses zu einflussreichen Beamten, sondern auch, dass er in höchsten Regierungskreisen gut vernetzt ist. Kanneh, der den Abend in goldenem Licht zelebriert, hatte noch vor wenigen Wochen behauptet, Leijdekkers nicht zu kennen – eine Behauptung, die durch die neuen Bilder nun entlarvt wurde.
Der anwesende Chef der Drogenfahndung, Andrew Jaiah Kaikai, ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. In seiner vorherigen Funktion als Einwanderungschef stand er bereits im Verdacht, Pässe an Kriminelle auszugeben – ein Verdacht, der sich nun durch Leijdekkers’ nachgewiesene Präsenz in Sierra Leone weiter verhärtet. Dass der Mann, der für den Kampf gegen den Drogenhandel verantwortlich ist, in vertrauter Atmosphäre mit einem der größten Kokainhändler Europas feiert, verdeutlicht die Dimension der Korruption im Land.
Auch die politischen Implikationen sind nicht zu unterschätzen. Bereits im Januar tauchten Bilder auf, die Leijdekkers in einer Kirche zeigen – nur zwei Reihen hinter Präsident Julius Maada Bio und seiner Frau. Noch brisanter: Er soll eine Beziehung mit deren Tochter, Agnes Bio, haben. Diese Verbindung könnte ihm nicht nur Schutz bieten, sondern auch wirtschaftliche Vorteile verschaffen, insbesondere in einem Land, das als Umschlagplatz für den internationalen Kokainhandel immer wichtiger wird.
Ein logistisches Paradies für den Drogenhandel
Sierra Leone spielt eine zunehmend entscheidende Rolle im internationalen Drogenschmuggel – und Leijdekkers scheint diesen Umstand geschickt zu nutzen. Nach Recherchen von Follow the Money und AD verfügt er über eigene Hafenanlagen sowie geheime Landebahnen im Landesinneren. Diese Infrastruktur ermöglicht es ihm, Kokain aus Südamerika nach Westafrika und weiter nach Europa zu transportieren. Die geostrategische Lage des Landes, kombiniert mit schwachen staatlichen Strukturen und korrupter Justiz, bietet ideale Bedingungen für seine kriminellen Geschäfte.
Laut Quellen aus niederländischen Ermittlerkreisen sei Leijdekkers’ Einfluss so groß, dass er nahezu ungehindert agieren könne. Sein Vermögen, das auf eine jährliche Milliarde Euro geschätzt wird, erlaubt es ihm, sich loyale Unterstützer in der Regierung zu sichern. Die Enthüllungen deuten darauf hin, dass er sich regelrecht „eingekauft“ hat – nicht nur in die Politik, sondern auch in die Sicherheitsorgane des Landes.
Schutz durch die Regierung?
Neben Kanneh und Kaikai soll Leijdekkers auch gute Beziehungen zum ehemaligen Polizeichef Ambrose Sovula unterhalten, der bereits in einem Kokainskandal verwickelt war. Bilder zeigen ihn beim Neujahrsgottesdienst gemeinsam mit dem niederländischen Drogenboss. Dass sich eine der einflussreichsten Figuren der Sicherheitsbehörden öffentlich mit einem international gesuchten Kriminellen zeigt, verdeutlicht, wie tief die Verflechtungen reichen.
Doch es geht noch weiter: Auf Fotos, die Follow the Money und AD analysiert haben, sind uniformierte Sicherheitskräfte mit roten Baretten zu sehen, die offenbar eine von Leijdekkers genutzte Immobilie bewachen. Die Vermutung liegt nahe, dass er nicht nur politische, sondern auch militärische Unterstützung genießt.
Diplomatische Sackgasse
Die niederländischen Behörden haben bereits ein formelles Auslieferungsgesuch gestellt – allerdings nicht direkt in Sierra Leone, sondern über die Botschaften in Ghana und Brüssel. Der Grund: Die Sicherheitslage für niederländische Diplomaten in Sierra Leone wird als zu riskant eingestuft. Dies allein verdeutlicht, wie prekär die Situation ist.
Bislang reagierten die Behörden in Sierra Leone ausweichend. Während man öffentlich beteuert, mit internationalen Ermittlern kooperieren zu wollen, gibt es kaum Hinweise darauf, dass tatsächlich Maßnahmen gegen Leijdekkers ergriffen werden. Stattdessen wurde im Februar eine niederländische Journalistin festgenommen, die über den Fall berichtete. RTL-Reporterin Sophie van Leeuwen wurde von der Polizei als mutmaßliche Spionin festgesetzt – eine Aktion, die Kritiker als Warnschuss für investigative Journalisten interpretieren.
Kann internationale Diplomatie Druck ausüben?
Angesichts der festgefahrenen Lage setzt die niederländische Regierung nun verstärkt auf internationalen Druck. Minister David van Weel von Justiz und Sicherheit sprach jüngst mit seinem sierra-leonischen Amtskollegen Alpha Sesay. Auch andere westafrikanische Länder wie Guinea, Liberia und Mali wurden gewarnt: Sollte Leijdekkers versuchen, aus Sierra Leone zu fliehen, sollen sie ihn umgehend festnehmen.
Doch ob dieser Plan aufgeht, bleibt fraglich. Leijdekkers’ Netzwerke sind weitreichend, und solange er in Sierra Leone über mächtige Verbündete verfügt, erscheint eine baldige Festnahme unwahrscheinlich. Die entscheidende Frage ist: Wird sich das Blatt irgendwann gegen ihn wenden? In korrupten Machtstrukturen bleibt derjenige nur solange unangetastet, wie es den Mächtigen nützt. Sollte sich die politische Lage ändern oder einflussreiche Gönner den Schutz entziehen, könnte sich das Blatt schnell wenden.
Fazit: Ein unantastbarer Drogenboss?
Die neuesten Enthüllungen bestätigen, dass Bolle Jos nicht nur ein Unterschlupf in Sierra Leone gefunden hat, sondern sich in den Machtapparat des Landes eingebettet hat. Seine engen Verbindungen zur Regierung, zu Sicherheitskräften und zur Präsidentenfamilie machen eine baldige Auslieferung nahezu unmöglich.
Dennoch steigt der internationale Druck, und es bleibt abzuwarten, ob dies langfristig zu einem politischen Umdenken in Sierra Leone führen könnte. Doch bis dahin bleibt Leijdekkers einer der meistgesuchten, aber gleichzeitig unangreifbarsten Kriminellen Europas – geschützt von einem System, das er sich offenbar gekauft hat.
Weitere Informationen
- Politie: Fahndung nach Jos Leijdekkers
- EU Most Wanted List
- AD: Feestend met de elite bouwt Bolle Jos een enorme machtspositie op in Afrika
- Follow the Money: Drugsbaron Bolle Jos deelt cadeaus uit aan de machthebbers van Sierra Leone
Fahndungsaufruf: Jos Leijdekkers alias „Bolle Jos“
Die niederländische Polizei fahndet weiterhin nach Jos Leijdekkers (geb. 01.07.1991), auch bekannt als „Bolle Jos“, einem der meistgesuchten Verbrecher Europas. Leijdekkers wird mit groß angelegtem Drogenhandel, Geldwäsche und schweren Gewalttaten in Verbindung gebracht. Für entscheidende Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, wurde eine Belohnung von 200.000 Euro ausgesetzt.
Hintergrund der Fahndung
- Verbrechen: Verurteilt zu 24 Jahren Haft (Stand 25. Juni 2024) wegen der Organisation von sechs Kokaintransporten (insgesamt 7.000 kg), einer bewaffneten Überfallaktion und der Anordnung einer geplanten Tötung.
- Zusätzliche Ermittlungen: Leijdekkers wird verdächtigt, in die Verschwinden und mutmaßliche Ermordung von Naima Jillal (seit Oktober 2019 vermisst) verwickelt zu sein.
- Rolle in der Kriminalität: Führende Figur in der internationalen Kokainmafia; monatliche Umsätze von geschätzten 70-170 Millionen Euro.
Aktueller Aufenthaltsort
Leijdekkers hat keinen festen Wohnsitz und hält sich vermutlich seit längerer Zeit im Ausland auf. Hinweise deuten darauf hin, dass er in Sierra Leone untertaucht. Es existieren Aufnahmen, die ihn in unmittelbarer Nähe der politischen Elite des Landes zeigen.
Warnung
Leijdekkers gilt als gefährlich. Bitte nähern Sie sich nicht der gesuchten Person. Jede direkte Kontaktaufnahme ist zu vermeiden.
Kontakt
Falls Sie Informationen zu seinem Aufenthaltsort haben oder Leijdekkers gesehen haben, melden Sie sich bitte umgehend bei der Polizei.
- Telefon/SMS/WhatsApp: +31 6 38 88 44 93
- E-Mail: tips-jos@politie.nl
- Online-Tippformular: Über die Webseite der niederländischen Polizei.
Alle Hinweise werden streng vertraulich behandelt.
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