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NATO-Gipfel legt Den Haag lahm

| von Redaktion

Johan de Wittlaan | Foto: Holland.guide

DEN HAAG · Ausnahmezustand durch Notverordnungen: Die niederländische Regierung hat am Mittwochabend umfassende Notverordnungen für die Stadt Den Haag beschlossen, um die Sicherheit beim NATO-Gipfel am 24. und 25. Juni 2025 zu gewährleisten. Insgesamt vier Gebiete der Stadt – darunter das World Forum, das Haagse Bos, die Zeestraat und ein Abschnitt der Küste – werden in den kommenden Wochen teilweise vollständig gesperrt. Bereits ab Mitte April beginnen die ersten Vorbereitungen mit Straßensperrungen, die massiven Einfluss auf Verkehr, Anwohner, Unternehmen und Tourismus haben. Es handelt sich laut Gemeente Den Haag um eine der größten Sicherheits­operationen in der Geschichte der Stadt.

Mit der am 9. April 2025 offiziell verabschiedeten Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung während der NATO-Tagung in Den Haag zieht die Stadt alle Register, um den internationalen Gipfel mit rund 6000 Teilnehmern aus über 40 Staaten abzusichern. Die umfassenden Sicherheitsmaßnahmen betreffen nicht nur die direkten Veranstaltungsorte, sondern auch angrenzende Stadtteile, Verkehrsadern, Küstenbereiche und sogar das maritime Gebiet vor Scheveningen.

Kernbereich der Absperrungen ist das World Forum im Stadtteil Scheveningen, wo am 24. und 25. Juni die Konferenz stattfindet. Dieses Gebiet wird bereits ab dem 19. Juni um 23:59 Uhr vollständig geschlossen und bleibt es bis zum 25. Juni, 20:00 Uhr. Zutritt erhalten lediglich akkreditierte Personen – einschließlich Staats- und Regierungschefs, Delegierte sowie registrierte Anwohner. Für letztere gilt eine strikte Zugangskontrolle. Fahrzeuge, einschließlich Fahrräder, sind verboten, der ÖPNV wird umgeleitet. Unternehmen und Einrichtungen im Umfeld bleiben geschlossen, Mitarbeitende müssen im Homeoffice arbeiten. Für viele Anwohner bedeutet dies faktisch eine fünftägige Isolation im eigenen Stadtviertel.

Auch andere Teile Den Haags sind betroffen: Ab dem 22. Juni um 12:00 Uhr bis zum 26. Juni um 11:00 Uhr wird die Zeestraat, ein zentrales Viertel mit mehreren Hotels und Gastronomiebetrieben, gesperrt. Dort logieren zahlreiche Teilnehmer der NATO-Tagung. Im benachbarten Haagse Bos wird das Areal rund um das Königspalais Huis ten Bosch ebenfalls abgesperrt, da König Willem-Alexander am Abend des 24. Juni ein offizielles Dinner für die Delegationen ausrichtet. In dieser Zeit ist der Zugang nur für Anwohner mit Sondergenehmigung möglich.

An der Küste von Scheveningen gelten maritime Sperrzonen. Zwischen dem 19. Juni, 23:59 Uhr und dem 25. Juni, 23:59 Uhr dürfen keine motorisierten Boote verkehren. Strände bleiben geöffnet, Aktivitäten wie Schwimmen, Kitesurfen oder Stand-up-Paddling sind bis 500 Meter vor der Küste erlaubt – jedoch unter Beobachtung der Behörden.

Besonders drastisch fällt die Maßnahme rund um die Johan de Wittlaan aus – eine der wichtigsten Verkehrsachsen Den Haags. Diese wird ab dem 14. April für vier Monate komplett gesperrt, um Zufahrtsstraßen zu schaffen und temporäre Gebäude für den Gipfel zu errichten. Laut Angaben der Gemeente Den Haag und der ANWB führt dies bereits zu Ostern und in den Maiferien zu erheblichen Verkehrsproblemen. Die Route wird täglich von zehntausenden Fahrzeugen genutzt, insbesondere von deutschen und belgischen Urlaubern auf dem Weg nach Kijkduin oder Ockenburgh. Die ANWB warnt vor Ausweichverkehr auf kleine Nebenstraßen und empfiehlt eine breite Informationskampagne in Zusammenarbeit mit Rijkswaterstaat.

Notverordnung in vier Zonen: Was genau gilt wo?

Absperrungen rund um das World Forum

Die strengsten Maßnahmen gelten im sogenannten „Gebiet NATO-Top“. Dieses wird durch hohe Sicherheitszäune abgeriegelt, kontrolliert von Polizei und Militär. Der Zugang ist ausschließlich Personen mit offizieller Akkreditierung sowie gemeldeten Anwohnern mit Identitätsnachweis vorbehalten. Jeglicher Lieferverkehr, Umzüge oder Baumaßnahmen sind untersagt. Postsendungen werden auf Briefpost beschränkt, Paketdienste müssen an Übergabepunkte außerhalb der Sperrzone liefern.

Zeestraat: Touristenhotels unter Kontrolle

In der Zeestraat I und II – nahe dem Hilton und dem Carlton Ambassador Hotel – gelten zwischen dem 22. und 26. Juni ebenfalls strenge Zugangskontrollen. Gastronomiebetriebe, Einzelhandel und Fitnessstudios sind nur eingeschränkt oder gar nicht erreichbar. Auch hier dürfen Fahrzeuge weder ein- noch ausfahren. Anwohner und registrierte Geschäftsinhaber benötigen eine Voranmeldung bei der Stadtverwaltung.

Königlicher Empfang im Haagse Bos

Ein weiteres Areal wird am Abend des 24. Juni für 18 Stunden gesperrt: das Haagse Bos Noord rund um Huis ten Bosch, wo König Willem-Alexander Gastgeber eines offiziellen Staatsbanketts ist. Auch hier sind nur Anwohner mit Sondergenehmigung zugelassen. Das Gelände wird abgeriegelt, die Nutzung von Straßen, Gehwegen und Wegen im Park untersagt.

Sperrung des maritimen Raums

Zwischen dem 19. und 25. Juni ist der maritime Bereich vor Scheveningen durch eine Notverordnung reguliert. Motorisierte Boote sind verboten, ein sicherer Korridor für genehmigte Schiffsbewegungen wird von der Havenmeester kontrolliert. Freizeitnutzung der Küste bleibt mit Einschränkungen erlaubt.

Verkehr und ÖPNV massiv betroffen

Die bereits angelaufene Sperrung der Johan de Wittlaan betrifft nicht nur Anwohner, sondern auch zehntausende Pendler. Laut Gemeente Den Haag dient die Maßnahme der Einrichtung temporärer Strukturen sowie als Hauptzugang für Delegationen. Die ANWB warnt, dass gerade zu Ostern und während der Ferien ein hoher Ausweichverkehr zu erwarten ist, was auch das Umland belasten könnte.

Eine Stadt im Sicherheitsausnahmezustand

Den Haag steht vor einem beispiellosen logistischen Kraftakt. Die Koordination zwischen Stadt, Ministerien, Sicherheitsbehörden und internationalen Partnern ist enorm. Trotz Informationskampagnen und Sprechstunden im Fotomuseum zeigt sich: Für Anwohner, Touristen, Unternehmen und Pendler bedeutet der NATO-Gipfel vor allem Einschränkungen. Demonstrationen bleiben zwar weiterhin erlaubt, müssen jedoch wie üblich angemeldet werden. Die Notverordnung bleibt bis zum 26. Juni um 11:00 Uhr in Kraft. Eine endgültige Bewertung der Auswirkungen auf die Stadt wird erst nach dem Gipfel möglich sein.

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