Massiver Protest gegen Israels Politik in Den Haag
| von Redaktion

DEN HAAG · Noch nie seit Jahrzehnten haben in den Niederlanden so viele Menschen gegen die Nahostpolitik der Regierung demonstriert. Am Sonntag versammelten sich nach Angaben der Veranstalter bis zu 150.000 Menschen in Den Haag zur zweiten "Rode Lijn"-Demonstration, um ein Ende der niederländischen Unterstützung für Israels Vorgehen im Gazastreifen zu fordern. Die rot gekleidete Menge zog in einem symbolischen Marsch vom Malieveld zum Vredespaleis und zurück. Auch Premier Dick Schoof meldete sich zu Wort, jedoch nicht auf der Bühne.
Mit roten Fahnen, Protestplakaten und einer klaren Botschaft zogen zehntausende Demonstrierende am Sonntagnachmittag durch die Innenstadt von Den Haag. Nach Angaben der Organisatoren,darunter Amnesty International, Oxfam Novib, Artsen zonder Grenzen und Pax, nahmen rund 150.000 Menschen an dem Protest teil. Eine unabhängige Schätzung der Nachrichtenagentur ANP sprach gegen 13:30 Uhr von mindestens 70.000 Teilnehmenden, betonte aber, dass der Zustrom zu diesem Zeitpunkt noch anhielt. Die „Rode Lijn“-Aktion, die bereits am 18. Mai mit rund 100.000 Demonstranten für Aufsehen sorgte, wurde erneut als Marsch vom Malieveld zum Vredespaleis organisiert. Ziel war es, der niederländischen Politik eine unmissverständliche rote Linie aufzuzeigen – gegen das ihrer Ansicht nach zu zögerliche Verhalten gegenüber den israelischen Angriffen in Gaza.
Hintergrund der Demonstration
Die zweite Ausgabe der „Rode Lijn“-Demonstration stand unter dem Eindruck wachsender öffentlicher Kritik am Verhalten der niederländischen Regierung im Nahostkonflikt. Die Veranstalter fordern ein sofortiges politisches Umdenken: Die wirtschaftliche, militärische und diplomatische Unterstützung Israels solle eingestellt werden, solange Menschenrechtsverletzungen im Gazastreifen andauern. Ein vollständiges Waffenembargo und Sanktionen gegen illegale Siedlungen in besetzten Gebieten gehören zu den Hauptforderungen, wie Amnesty-Direktorin Dagmar Oudshoorn laut NOS betonte.
Breite Unterstützung und hohe Teilnahme
Das Malieveld war laut AD bereits gegen 13 Uhr mit Menschenmassen gefüllt. Viele Demonstrierende reisten mit überfüllten Zügen aus dem ganzen Land an – so voll, dass laut NS (Nederlandse Spoorwegen) nicht alle Fahrgäste befördert werden konnten. Oxfam Novib setzte sogar Crowd-Counting-Experten ein, die anhand von Luftbildern und Flächendichte die Teilnehmerzahl auf 150.000 schätzten – eine der größten Demonstrationen in den Niederlanden der letzten Jahrzehnte.
Symbolik und Route
Wie schon im Mai bestand der Protest aus einer symbolischen roten Linie: Teilnehmende trugen rote Kleidung, führten rote Bänder und Plakate mit sich und zogen geschlossen die zuvor abgestimmte Route vom Malieveld zum Vredespaleis und über den Hofvijver zurück. Laut Omroep West waren auch viele Familien, ältere Menschen und Kinder mit dabei. Parolen wie „Free Palestine“, „No bombs on babies“ und „Stop deze massamoord“ prägten das Bild.
Kritik an Premier Schoof
Demissionair Premier Dick Schoof war von den Veranstaltern eingeladen worden, auf dem Malieveld zu sprechen. Er blieb der Veranstaltung jedoch fern. Erst am Nachmittag äußerte er sich über das Netzwerk X (vormals Twitter): „Wir sehen euch und wir hören euch“, schrieb er. Er betonte, dass auch das Kabinett sich für ein Ende des Leidens in Gaza einsetze – öffentlich und hinter den Kulissen. Dennoch blieb seine Reaktion für viele Demonstrierende unzureichend.
Internationale Dimension
Wie NOS berichtet, war Den Haag nicht der einzige Protestschauplatz. Parallel fanden ähnliche „Rode Lijn“-Demonstrationen in Brüssel, Montreal und anderen Städten statt. Amnesty und weitere Organisationen betonten die Notwendigkeit internationaler Solidarität, besonders angesichts der jüngsten Eskalation zwischen Israel und dem Iran.
Friedlicher Ablauf mit starken Bildern
Die Polizei begleitete die Veranstaltung sichtbar, aber zurückhaltend. Laut allen vorliegenden Medienberichten, etwa von De Telegraaf und NOS, verlief der Protest friedlich. Die Teilnehmer*innen zeigten sich diszipliniert und entschlossen. Auch die Demonstrierenden machten deutlich, dass es ihnen um Frieden und Menschenrechte gehe, nicht um Hass oder Konfrontation.
Ausblick und politische Wirkung
Ob der Protest konkrete politische Schritte zur Folge haben wird, bleibt offen. Die Veranstalter halten den Druck aufrecht und kündigten an, weitere Aktionen zu planen, solange die niederländische Regierung, geschäftsführend oder nicht, keine klare Haltung gegenüber Israel einnimmt. Für viele Teilnehmende steht fest: Die rote Linie ist gezogen, nun muss die Politik reagieren.
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