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Masern breiten sich in Schulen aus

| von Redaktion

Masern in den Niederlanden | © RIVM

ROTTERDAM · Alarmierende Zunahme an Masernfällen in den Niederlanden: Das Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM) verzeichnet allein in der vergangenen Woche 50 neue Maserninfektionen – ein Anstieg um 46 Prozent. Betroffen sind vor allem Grundschulen mit niedriger Impfquote, darunter Schulen mit vielen islamischen Schülern und sogenannte Vrije Scholen. Besonders in der Region Rijnmond kam es zu auffälligen Clustern. Das RIVM ruft Eltern zur Wachsamkeit auf und betont: Noch handelt es sich nicht um eine landesweite Epidemie – doch das Risiko steigt.

Die Zahl der Masernmeldungen in den Niederlanden hat 2025 ein auffälliges Niveau erreicht: Mit nunmehr 158 bestätigten Fällen in diesem Jahr, darunter 50 allein in der letzten Woche, nähert sich das Geschehen dem Charakter einer regionalen Epidemie. Zwar unterstreicht das RIVM, dass es sich noch nicht um eine flächendeckende Ausbreitung handelt, doch die Konzentration von Infektionen an mehreren Schulen mit niedriger Impfquote – etwa in Rotterdam – gibt Anlass zur Sorge. Dort sah sich eine Schule gezwungen, eine Woche lang zu schließen, nachdem 32 Kinder an Masern erkrankten. Im gesamten Vorjahr hatte es landesweit nur sieben gemeldete Fälle gegeben. In 2024 waren es bereits 203. Das Wiederauftreten der hochansteckenden Viruskrankheit folgt einem bekannten Muster: Alle zehn bis fünfzehn Jahre kommt es in den Niederlanden zu Masernausbrüchen – meist in Gemeinschaften mit geringem Impfschutz. Während ein Großteil der Bevölkerung gut immunisiert ist, sind insbesondere Kleinkinder, Ungeimpfte und Immungeschwächte einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Das RIVM weist darauf hin, dass die Krankheit oft mild verläuft, jedoch auch schwerwiegende Komplikationen wie Lungen- oder Hirnentzündungen hervorrufen kann. Bereits etwa 25 Kinder mussten dieses Jahr mit Masern ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zusätzlich erschwert die weltweite Abnahme der Impfbereitschaft die Lage. So wurden 24 der bislang bestätigten Infektionen in Marokko erworben, wo derzeit eine große Epidemie herrscht. Auch Fälle mit Ursprung in Rumänien, Belgien und Vietnam wurden registriert. Das RIVM verfolgt die Entwicklungen aufmerksam und mahnt zur Wachsamkeit, besonders in betroffenen Regionen.

Regionale Cluster statt nationaler Ausbruch

Während in den Medien vereinzelt von einer Masernwelle gesprochen wird, betont das RIVM, dass aktuell noch kein landesweiter Ausbruch vorliegt. Die Definition einer Epidemie stützt sich nicht auf absolute Fallzahlen, sondern auf das Versagen der Rückverfolgbarkeit bei der Infektionskette. Solange durch GGD-Maßnahmen (Gemeentelijke Gezondheidsdienst) nachvollzogen werden kann, wie sich das Virus verbreitet, bleibt die Lage unter Kontrolle – auch wenn mehrere regionale Cluster wie in Rotterdam auffällig sind. In der Praxis bedeutet das jedoch nicht, dass die Situation ungefährlich wäre. Besonders in Schulen mit niedriger Impfquote – wie bei bestimmten Glaubensgemeinschaften oder alternativen Bildungseinrichtungen – hat sich das Virus innerhalb kürzester Zeit verbreitet.

Impfquote als entscheidender Schutzfaktor

Laut RIVM bietet die BMR-Impfung (Bof, Mazelen, Rodehond) bei vollständiger Verabreichung in zwei Dosen einen Schutz von 99 Prozent. Dennoch erhalten viele Kinder den Impfschutz verspätet oder gar nicht. In Gemeinden mit einer Impfquote unter 90 Prozent ist die sogenannte Herdenimmunität gefährdet – Masern können sich dort schnell ausbreiten. Auffrischimpfungen und Nachholimpfungen werden bis zum 18. Lebensjahr angeboten, Erwachsene können sich kostenpflichtig impfen lassen. Ein großes Problem stellen auch Impfgegner und impfskeptische Eltern dar, die bewusst auf die Impfung verzichten.

Schutz besonders gefährdeter Gruppen

Das RIVM warnt insbesondere vor einer Gefährdung von Babys, Schwangeren und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Für diese Gruppen kann eine Infektion lebensbedrohlich sein. Die Krankheit beginnt meist mit Fieber, Husten, laufender Nase und Entzündungen der Augen. Nach wenigen Tagen folgen die typischen Ausschläge. Auch wenn die meisten Erkrankten sich nach sieben bis zehn Tagen wieder erholen, können Spätfolgen wie Hirnentzündungen auftreten, die auch Jahre später tödlich verlaufen können.

Was bei Verdacht auf Masern zu tun ist

Das RIVM rät bei Verdacht auf Masern dringend, den Hausarzt telefonisch zu kontaktieren und direkte Kontakte zu vermeiden. Besonders Kinder mit Hautausschlag sollten nicht in die Schule oder Kita gebracht werden – ebenso wenig ungeimpfte Geschwisterkinder. Der Kontakt zu Säuglingen, Schwangeren oder Menschen mit schwachem Immunsystem sollte in jedem Fall vermieden werden. Eltern erhalten bei Infektionsfällen über Schulen oder Kindergärten eine direkte Information von der GGD, inklusive klarer Handlungsempfehlungen.

Internationale Ansteckungsquellen

Neben lokalen Infektionen verzeichnet das RIVM auch zahlreiche eingeschleppte Fälle. So stammen 24 bekannte Infektionen aus Marokko, wo derzeit eine großflächige Masernwelle tobt. Weitere Patienten infizierten sich in Rumänien, Belgien und Vietnam. Der internationale Reiseverkehr und der Rückgang globaler Impfkampagnen erhöhen das Risiko einer weiteren Ausbreitung – auch in Ländern mit grundsätzlich hoher Impfquote.

Trotz des aktuellen Anstiegs ist keine Panik angebracht. Der Schutz in der niederländischen Gesamtbevölkerung ist hoch, insbesondere bei Menschen, die vor 1965 geboren wurden oder im Rahmen des Rijksvaccinatieprogramma geimpft wurden. Dennoch zeigt die aktuelle Entwicklung, wie fragil dieser Schutz ist, wenn Impflücken bestehen. Das RIVM beobachtet die Lage fortlaufend und setzt auf gezielte Informationskampagnen, um eine größere Ausbreitung zu verhindern.

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