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Kush: Niederlande als Hauptlieferant der synthetischen Droge

| von Redaktion

Symbolbild | Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay

DEN HAAG · Ein alarmierender Bericht des Clingendael Instituts und der Global Initiative zeigt, dass die Niederlande eine zentrale Rolle in der Verbreitung der synthetischen Droge Kush in Sierra Leone spielen, meldet NOS. Die Substanz, die synthetische Cannabinoide und hochgefährliche Nitazene enthält, hat das westafrikanische Land in eine Drogene Krise gestürzt. Präsident Julius Maada Bio rief bereits im April 2024 den Notstand aus. Kush ist billig, weit verbreitet und besonders unter Jugendlichen populär. Die Droge verursacht eine extreme Benommenheit und kann aufgrund ihrer Zusammensetzung schnell tödlich sein. Ein im Frühjahr 2024 beschlagnahmter Rekordfund von 300 Kilogramm Kush stammte direkt aus den Niederlanden. Zudem sind niederländische Kriminelle tief in den Handel verwickelt. Dennoch verneint das niederländische Justizministerium bislang, dass das Land eine bedeutende Produktions- oder Durchgangsrolle für Kush spielt.

Die Situation in Sierra Leone hat sich in den letzten Jahren dramatisch zugespitzt. Kush, das erstmals 2016 in Freetown auftauchte, ist heute die am weitesten verbreitete Droge im Land. Die Substanz wird meist mit Tabak gemischt und geraucht. Ihre Wirkung reicht von Entspannung bis zur vollkommenen Gefühlslosigkeit. Besonders problematisch ist der hohe Anteil an Nitazenen, synthetischen Opioiden, die bis zu 100-mal stärker als Heroin sein können. Erste chemische Analysen mit FTIR-Spektrometern ergaben, dass Kush in Freetown und Bissau ähnliche Zusammensetzungen aufweist, wobei in Sierra Leone vor allem Nitazene enthalten sind, während in Guinea-Bissau Cannabinoide überwiegen.

Die günstige Verfügbarkeit macht Kush besonders attraktiv: Während eine Dosis in Freetown Anfang 2024 noch 10 bis 15 SLL (etwa 0,50 bis 0,75 US-Dollar) kostete, stieg der Preis nach verstärkten Razzien im April 2024 auf bis zu 20 SLL (1 US-Dollar). Die Verbreitung von Kush ist nicht nur auf Sierra Leone beschränkt, sondern hat sich mittlerweile auch auf Guinea, Liberia, Gambia, Guinea-Bissau und Senegal ausgeweitet.

Die Rolle der Niederlande und das internationale Netzwerk

Untersuchungen von Clingendael und Global Initiative zeigen, dass ein erheblicher Teil des nach Sierra Leone geschmuggelten Kush entweder direkt aus den Niederlanden stammt oder mit niederländischer Beteiligung produziert wird. Der im Frühjahr 2024 beschlagnahmte Rekordfund von 300 Kilogramm Kush wurde zweifelsfrei den Niederlanden als Ursprungsland zugeordnet, so NOS. Darüber hinaus sind niederländische Kriminelle tief in das Drogengeschäft involviert. Einer der Hauptakteure ist ein in den Niederlanden verurteilter Kokainschmuggler mit Wurzeln in Sierra Leone, der als Schlüsselfigur auf dem Kush-Markt agiert. Undeutlich ist, ob damit Bolle Jos gemeint ist.

Westafrika hat sich in den vergangenen Jahren als vielversprechendes Expansionsgebiet für niederländische Drogennetzwerke etabliert. Neben Kush tauchen in der Region auch zunehmend niederländische XTC-Pillen auf. Ein weiteres Phänomen sind sogenannte "XTC-Swaps", bei denen niederländische Kriminelle Ecstasy gegen Kokain tauschen, ein Trend, der sich auch in Lateinamerika beobachten lässt.

Reaktion der niederländischen Regierung und Strafverfolgung

Trotz der erdrückenden Beweise bestreitet das niederländische Justizministerium eine zentrale Rolle des Landes bei der Herstellung oder dem Export synthetischer Cannabinoide nach Westafrika. "Es gibt kaum Hinweise, dass die Niederlande als Produktions- oder Transitland für synthetische Cannabinoide fungieren", heißt es aus dem Ministerium gegenüber NOS. Dennoch bleibt man "wachsam" und verweist auf verstärkte internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die Drogenkriminalität.

Die niederländische Zollbehörde meldete für 2023 die Beschlagnahmung von insgesamt 13.700 Postsendungen mit Drogen, darunter ein erheblicher Anteil synthetischer Substanzen. Besonders der Schmuggel über Seewege stellt eine Herausforderung dar. Während vermehrt maritime Containerkontrollen durchgeführt wurden, gab es jedoch keine signifikanten Funde in dieser Kategorie.

Gefahren und Lösungsansätze

Die dramatische Lage in Sierra Leone erfordert dringende Maßnahmen. Laut Experten der Global Initiative und Clingendael müssen drei zentrale Punkte angegangen werden:

  1. Bessere internationale Kooperation: Die Niederlande sollten enger mit Frankreich, Italien und Großbritannien zusammenarbeiten, die in Westafrika über bessere Netzwerke verfügen.
  2. Striktere Kontrollen und mehr Personal vor Ort: Aktuell sind niederländische Polizei- und Zollbeamte nur in Nigeria, Ghana und Marokko stationiert. Eine Ausweitung auf Sierra Leone wäre dringend erforderlich.
  3. Ausbau der chemischen Analysen: Ohne präzise chemische Untersuchungen bleibt die Herkunft von Kush schwer nachweisbar. Regelmäßige Tests mit FTIR- und GCMS/LCMS-Spektrometern sind essenziell, um Handelswege aufzudecken.

Kush ist eine tödliche Bedrohung für Westafrika, und die Niederlande spielen als Lieferant eine tragende Rolle. Trotz erster Bemühungen bleibt die Reaktion der niederländischen Regierung unzureichend. Ohne effektive Gegenmaßnahmen droht die Lage weiter zu eskalieren.

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