KATWIJK · Eskalation bei Protest gegen Israel-Verehrung: In Katwijk kam es am Mittwochabend zu teils massiven Ausschreitungen rund um eine pro-israelische Veranstaltung der Organisation Christenen voor Israël in der Nieuwe Kerk. Eine angemeldete Gegendemonstration von Ummah voor Gaza wurde auf offener Straße von vermummten Gegendemonstranten attackiert. Die Polizei griff mit Unterstützung der Mobilen Einheit (ME) ein. Es gab mindestens eine verletzte Person und mehrere Festnahmen. Ein Noodbevel (Notverfügung) wurde von der Bürgermeisterin erlassen, um das Demonstrationsrecht durchzusetzen.

Die Ereignisse in Katwijk begannen mit einer angekündigten Demonstration gegen eine Veranstaltung von Christenen voor Israël (Christen für Israel), bei der die israelische Unabhängigkeit gefeiert wurde. Rund 30 Meter von der Nieuwe Kerk entfernt versammelten sich laut Omroep West einige Dutzend propalästinensischer Demonstranten. Die Gruppe wurde von einer aggressiven Gegengruppe – teilweise mit Sturmhauben maskiert – angegriffen. Auf veröffentlichtem Videomaterial ist zu erkennen, wie es zu massiven Tritten, Faustschlägen und Würfen von Gegenständen kam. Die Polizei bestätigte, dass ein Teilnehmer Gesichtsverletzungen erlitt. Zudem flogen Flaschen und Steine in Richtung der Einsatzkräfte. Bereits im Vorfeld war die Polizei wegen eines Aufrufs des salafistischen Predigers Abou Hafs auf eine erhöhte Gefahrenlage vorbereitet. Die schnelle Reaktion der Mobilen Einheit konnte die Lage unter Kontrolle bringen. Die Polizei nahm mehrere Personen fest, während ein ganzer Straßenabschnitt abgesperrt wurde. In den angrenzenden Straßen hielt die Polizei Schaulustige und potenzielle Beteiligte auf Abstand. Über Lautsprecher forderte sie wiederholt auf: „Verwijder u, of geweld wordt gebruikt!“ („Entfernen Sie sich, sonst wird Gewalt angewendet!“).

Hintergrund der Demonstration

Die pro-israelische Veranstaltung in der Nieuwe Kerk wurde von der Organisation Christenen voor Israël organisiert, die sich für die Unterstützung Israels und die Verbindung zwischen Christen und dem jüdischen Staat starkmacht. Die Veranstaltung fiel mit dem Jahrestag der israelischen Unabhängigkeit zusammen, die sich 2025 zum 77. Mal jährte.

Aufruf zur Gegenprotestaktion

Die Demonstration dagegen wurde vorab von der Organisation Ummah voor Gaza bei der Gemeinde angemeldet. Gleichzeitig warnten deren Vertreter in sozialen Medien aus Sicherheitsgründen davor, nach Katwijk zu reisen. Dennoch versammelten sich Dutzende Unterstützer vor Ort. Zusätzliche Aufmerksamkeit erhielt der Protest durch den salafistischen Internetprediger Abou Hafs (bürgerlich: Fouad el Bouch), der seine Follower via Social Media explizit zum Protest aufrief. Abou Hafs ist bekannt für seine öffentliche Kritik an Israels Politik und an der internationalen Unterstützung für den Staat.

Eskalation und Polizeieinsatz

Die Situation eskalierte, als eine vermummte Gegengruppe die Demonstranten attackierte. Die Polizei war bereits mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort und konnte schnell eingreifen. Neben körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen wurden Beamte mit Flaschen und Steinen beworfen.

Notverfügung zum Schutz der Versammlungsfreiheit

Als Reaktion auf die Gewalt verhängte die Bürgermeisterin von Katwijk eine Notverfügung. Wie De Telegraaf und NOS übereinstimmend berichten, diente diese Maßnahme explizit dem Schutz des Demonstrationsrechts. Personen, die sich der Verfügung widersetzten, wurden von der Polizei konsequent entfernt. Die Polizei kündigte an, auch weiterhin gegen Verstöße hart vorzugehen.

Keine Parallelen zu Scheveningen

Die aktuelle Lage in Katwijk ist nicht mit den schweren Straßenkämpfen in Scheveningen am 1. Mai vergleichbar, bei denen es zu massiven Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Gruppen kam. Zwar kam es auch in Katwijk zu Gewalt, jedoch handelte es sich um eine gezielte Störung einer angemeldeten Demonstration, die durch das rasche Einschreiten der Polizei schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte. Der Einsatz der Mobilen Einheit, die Verhängung eines Noodbevel sowie die Präsenz zahlreicher Beamter verhinderten eine weitere Eskalation. In Scheveningen hingegen waren über Stunden hinweg größere Gruppen an gewaltsamen Auseinandersetzungen beteiligt, was zu einem deutlich höheren Maß an Sach- und Personenschäden führte. Katwijk blieb davon weitgehend verschont – auch dank der konsequenten Haltung der örtlichen Behörden.