Krankenhäuser in den Niederlanden am Limit
| von Redaktion

AMSTERDAM · Die Grippewelle hat die Niederlande fest im Griff. Die Krankenhäuser des Landes stoßen an ihre Belastungsgrenze. Geplante Behandlungen werden verschoben, Notaufnahmen sind überfüllt, und auf geriatrischen Stationen fehlen Betten. Vor allem ältere Menschen mit schweren Grippe- und RS-Virus-Infektionen benötigen intensive Versorgung. Experten sprechen von einer „schwelenden Krise“ und warnen vor den Folgen des Personalmangels im Gesundheitssystem. Gleichzeitig rufen Gesundheitsorganisationen die Bevölkerung dazu auf, präventive Maßnahmen wie Hygieneregeln und Impfungen ernst zu nehmen, um die Situation zu entschärfen.
Die aktuelle Grippewelle trifft die Niederlande besonders hart. Laut dem RIVM (Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu) hat sich die Zahl der Patienten mit grippeähnlichen Symptomen in den letzten Wochen deutlich erhöht. Besonders betroffen sind ältere Menschen und kleine Kinder, die aufgrund der Schwere ihrer Symptome häufig stationäre Betreuung benötigen. Geriatrische Abteilungen sind vielerorts ausgelastet, und einige Krankenhäuser mussten spezielle Grippeabteilungen einrichten, um die Patienten angemessen isolieren zu können. Hinzu kommt ein erheblicher Personalmangel, der die Situation weiter verschärft.
Grippewelle trifft auf ein ohnehin geschwächtes Gesundheitssystem
In den Niederlanden besteht seit Jahren ein strukturelles Problem im Gesundheitssystem: Zu wenig Personal und zu viele Patienten. Dies macht sich besonders in Krisenzeiten wie der aktuellen Grippewelle bemerkbar. Wie NOS berichtet, mussten bereits einige geplante Operationen verschoben werden, um Kapazitäten für die akut Erkrankten zu schaffen. Dabei handelt es sich oft um nicht lebensbedrohliche Eingriffe, wie Knie- oder Hüftoperationen. Doch auch diese Verschiebungen haben Folgen, insbesondere für die Lebensqualität der Patienten.
Belastung durch Grippe- und RS-Virus-Patienten
Neben dem Grippevirus sorgt auch das RS-Virus für zusätzliche Belastung. Besonders gefährdet sind Babys und Senioren, die schwere Atemwegserkrankungen entwickeln können. Esther Cornegé-Blokland, Vorsitzende der Nederlandse Vereniging voor Klinische Geriatrie (NVKG), erklärte gegenüber dem AD, dass viele geriatrische Stationen „am Limit“ arbeiten. Patienten, die eigentlich eine spezialisierte Betreuung benötigen, werden über verschiedene Stationen verteilt, was zu suboptimalen Bedingungen führt.
Forderungen nach mehr Prävention und Aufklärung
Experten betonen die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen. Das RIVM ruft dazu auf, die Hygieneregeln zu beachten, wie regelmäßiges Händewaschen, das Tragen von Masken und das Vermeiden von Kontakten zu gefährdeten Personen. Zudem appelliert der Vorsitzende der Nederlandse Immunisatie Stichting, Ted van Essen, an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Laut RIVM ist der diesjährige Grippeimpfstoff gut an die zirkulierenden Virustypen angepasst und kann schwere Krankheitsverläufe verhindern.
Empfehlungen zum Schutz vor Ansteckung
Die niederländischen Gesundheitsbehörden haben klare Empfehlungen ausgesprochen, um die Verbreitung von Grippe- und Atemwegsviren zu minimieren. Diese Maßnahmen erinnern stark an die Hygieneregeln während der Corona-Pandemie und haben sich auch dort als effektiv erwiesen. Die wichtigsten Hinweise lauten:
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Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie krank sind.
Wer grippeähnliche Symptome zeigt, sollte sich isolieren und den Kontakt zu anderen vermeiden, um eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern. -
Arbeiten Sie von zu Hause aus, wenn Sie Beschwerden haben.
Sollten Sie lediglich milde Symptome verspüren, empfiehlt es sich, nach Absprache mit dem Arbeitgeber auf Homeoffice umzusteigen. -
Husten und Niesen in die Armbeuge.
Diese einfache Maßnahme verringert das Risiko, dass Krankheitserreger durch Tröpfcheninfektion auf andere übertragen werden. -
Halten Sie Abstand zu anderen Personen.
Besonders im Umgang mit gefährdeten Gruppen wie älteren oder vorerkrankten Menschen ist Vorsicht geboten. -
Vermeiden Sie Kontakt mit Menschen, die ernsthaft erkranken könnten.
Treffen mit gefährdeten Personen sollten nach Möglichkeit verschoben oder vollständig vermieden werden. -
Tragen Sie bei unvermeidbarem Kontakt einen Mund-Nasen-Schutz.
Dies gilt insbesondere bei der Pflege oder Betreuung von vulnerablen Menschen, etwa im Rahmen der häuslichen Pflege.
Zusätzlich wird betont, dass eine gute Hygiene entscheidend ist, um das Infektionsrisiko zu senken. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife, das Lüften von Innenräumen sowie das Vermeiden von Menschenansammlungen können helfen, die eigene Gesundheit zu schützen.
Diese Empfehlungen, die stark an die Verhaltensregeln der Corona-Pandemie erinnern, sollen nicht nur die aktuelle Grippewelle eindämmen, sondern auch eine Sensibilisierung für die generelle Prävention von Infektionskrankheiten schaffen.
Schulen und Pflegeeinrichtungen unter Druck
Auch außerhalb der Krankenhäuser macht sich die Grippewelle bemerkbar. An vielen Schulen fehlen Lehrkräfte, und Schulleitungen müssen den Unterricht teilweise selbst übernehmen. In Pflegeeinrichtungen fehlt es an Personal, um die steigende Zahl an Patienten zu versorgen, die nach einem Krankenhausaufenthalt nicht sofort nach Hause zurückkehren können. Diese „Rückstauproblematik“ erhöht den Druck auf das gesamte Gesundheitssystem zusätzlich.
Die aktuelle Krise verdeutlicht die strukturellen Schwächen des niederländischen Gesundheitssystems. Experten fordern langfristige Investitionen in Personal, Infrastruktur und Präventionsprogramme, um künftige Epidemien besser bewältigen zu können. Bis dahin bleibt die Situation angespannt, und die Bevölkerung ist aufgerufen, durch Eigenverantwortung und Rücksichtnahme zur Entlastung beizutragen.
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