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Königliche Weihnachtsrede 2024: Appell für Einheit und Hoffnung

| von Redaktion

Den Haag, Dezember 2024: Die Weihnachtsansprache von König Willem-Alexander wird in der Weißen Esshalle des Paleis Huis ten Bosch aufgenommen. Bild: ©RVD - Valerie Kuypers

DEN HAAG · Mit seiner diesjährigen Weihnachtsansprache hat König Willem-Alexander erneut die Gesellschaft aufgerufen, sich von Spaltung und Hass abzuwenden und das Verbindende zu suchen. Mit Blick auf die zunehmenden Spannungen in den Niederlanden richtete er sich besonders an jüdische und muslimische Bürger und betonte die Bedeutung gegenseitigen Respekts und der Einhaltung grundlegender gesellschaftlicher Regeln. Diese, so der König, seien nicht verhandelbar und grundlegend für ein friedliches Zusammenleben. Seine Worte trafen auf ein breites Echo und unterstreichen seine Rolle als moralisches Bindeglied der Nation.

Der König eröffnete seine Ansprache mit der Botschaft der Weihnachtsgeschichte: „Fürchtet euch nicht!“ Diese Worte nutzte er, um den Zuhörern Mut zu machen und auf die Hoffnung zu verweisen, die in dieser Zeit der Herausforderungen notwendig ist.

Die wachsende Verantwortung der Gesellschaft

König Willem-Alexander betonte, dass die Menschen in den Niederlanden trotz internationaler Konflikte nicht machtlos seien. Vielmehr liege die Verantwortung darin, Spaltung und Verbitterung im eigenen Land nicht zuzulassen. Er hob hervor, dass Diskriminierung und Gewalt in keiner Form toleriert werden dürften und dass die Gleichheit vor dem Gesetz oberste Priorität habe. Dieser Aufruf unterstreicht seine klare Haltung gegen Polarisierung und für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Direkte Ansprache an jüdische und muslimische Bürger

Die Weihnachtsansprache des Königs war geprägt von Empathie und direkter Ansprache. Jüdische Niederländer, die sich unsicher über ihre Zukunft fühlten, forderte er auf, zu bleiben, da sie ein untrennbarer Teil der Gesellschaft seien. Muslimischen Mitbürgern vermittelte er, dass die Niederlande auch ihr Land seien. Diese Worte waren ein Zeichen der Unterstützung und sollten Mut machen, trotz Unsicherheiten den gemeinsamen Weg des Zusammenlebens fortzusetzen.

Persönliche Einblicke und gesellschaftliche Prinzipien

Mit persönlichen Eindrücken aus Gesprächen mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen, darunter jüdische Schüler und palästinensische Familien, verdeutlichte der König die alltäglichen Herausforderungen, denen viele gegenüberstehen. Er sprach von der persönlichen Verantwortung eines jeden, sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen, und betonte, dass Kommunikation und Verständnis zentrale Elemente seien, um Konflikte zu entschärfen.

Tradition und Aktualität vereint

Die zwölfte Weihnachtsansprache von König Willem-Alexander zeigte erneut, wie er Tradition und die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen miteinander verknüpft. Seine Worte waren einerseits mahnend, andererseits inspirierend. Der König nutzte seine Rede, um über die bestehenden Spannungen hinaus Hoffnung und Orientierung zu geben.

Video der Weihnachtsansprache 2024 auf YouTube

Weihnachtsansprache des Königs, 25. Dezember 2024

Übersetzung der Weihnachtsansprache des Königs vom 25. Dezember 2024

> hier ist der Originaltext

„Fürchtet euch nicht, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, die große Freude für das ganze Volk bedeutet.“ Dies sagte der Engel in der Weihnachtsnacht zu den Hirten.

Eine gute Nachricht für das gesamte Volk. Das Weihnachtsfest schließt niemanden aus. Jeder ist willkommen und gehört dazu. Auch Sie. Auch Du.

Der Sohn Gottes kommt in eine zerbrochene Welt und bringt uns Frieden. Wer die vielen Bruchlinien in unserer Welt betrachtet, kann sich intensiv nach diesem Frieden sehnen. Wie weit entfernt sind wir davon in der heutigen Zeit!

Die Spannungen sind spürbar, sowohl international als auch im eigenen Land. Das macht uns unruhig. Wo findet man Halt? Wem kann man noch vertrauen? Viele Menschen fühlen sich missverstanden, unerwünscht, ungeschützt.

In Amsterdam berichteten Schüler der jüdischen Schule Maimonides davon, wie es ist, an einem Ort Unterricht zu erhalten, der mit Zäunen gesichert ist. Wie sie sich auf der Straße und in der Straßenbahn lieber unauffällig verhalten. Sich selbst sein und friedlich zeigen, wer man ist – das sollte in den Niederlanden für jeden selbstverständlich sein. Doch das ist es nicht.

In Vlaardingen sprachen meine Frau und ich mit einer Gruppe palästinensischer Niederländer. Vor sechzig Jahren kamen die ersten von ihnen in unser Land, um in einer Margarinefabrik zu arbeiten. Sie bauten hier ihr Leben auf, zusammen mit ihren Kindern und Enkelkindern. Sie erzählten uns von ihrer Angst um das Schicksal von Familienmitgliedern in ihrer Heimat. Von ihrer Ohnmacht und Verzweiflung.

Immer wieder berührt mich der persönliche Schmerz, der in diesen Geschichten mitschwingt.

Was kann man dagegen tun? Die Lösung der großen Weltprobleme und bitteren Konflikte anderswo übersteigt unsere Möglichkeiten. Aber sind wir deshalb machtlos? Nein, auf keinen Fall! Denn was wir tun können, ist sicherzustellen, dass wir die Verbitterung und den Hass nicht in unsere Straßen importieren. Widerstand leisten gegen alles, was uns auseinander treibt.

Es beginnt damit, die Grundregeln zu respektieren, die hier in den Niederlanden gelten. Jeder Mensch ist vor dem Gesetz gleich. Diskriminierung ist nicht erlaubt. Und wir wenden keine Gewalt an, auch nicht, wenn wir uns verletzt oder missachtet fühlen. Diese Prinzipien sind nicht verhandelbar und gelten für jeden, jederzeit.

An diejenigen, die sich betroffen fühlen, sage ich: Seien Sie widerstandsfähig und lassen Sie sich nicht entmutigen. Seien Sie stolz auf Ihren Beitrag zur Gesellschaft! Seien Sie sich bewusst, dass Sie von großem Wert sind.

An jüdische Niederländer, die mir erzählen, dass sie an ihrer Zukunft hier zweifeln, sage ich: Bleiben Sie! Wir gehören zusammen.

An niederländische Muslime sage ich: Dies ist auch Ihr Land; dies ist auch dein Land.

In diesem Land ist jeder frei, Trost und Inspiration in seinem eigenen Glauben oder seiner Lebensphilosophie zu finden. Jeder ist frei, sich zu äußern. Christen, Juden, Muslime, Humanisten, Atheisten oder wie immer Sie das Leben betrachten. Jeder Mensch ist gleichwertig.

Wir müssen nicht die Überzeugungen und Ansichten anderer teilen. Aber wir sollten uns bewusst sein, dass andere, genau wie wir, Menschen aus Fleisch und Blut sind. Mit erkennbaren Emotionen.

Sorge um die Sicherheit und Zukunft Ihrer Kinder.
Wut über Ungerechtigkeit, die einem angetan wird.
Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen.
Unsicherheit über sich selbst.
Das Bedürfnis, von anderen gesehen zu werden. Das große Glück der Freundschaft.
Jeder Mensch erkennt dies.

„Was sind deine Ängste? Was sind deine Träume?“ Unsere Antworten darauf unterscheiden sich nicht so sehr.

Sobald wir den Schmerz und die Sehnsüchte des anderen sehen, entsteht Raum für Verständnis. Und Verständnis schafft Verbindung. Lassen Sie uns trotz aller Meinungsverschiedenheiten das Menschliche suchen, das uns verbindet.

Kommunikation muss nicht immer über Handy, Maus oder Megafon erfolgen. Wenn man Menschen fragt, was sie an anderen positiv schätzen, hört man nie: „Er hat so eine fantastische eigene Meinung.“ Man hört dann ganz andere Dinge: „Er ist immer für mich da.“ „Er versteht mich so gut.“ Oder: „Sie kann so gut zuhören.“

In dieser Aufmerksamkeit füreinander liegt die Fähigkeit, etwas von dem Schmerz anderer – und damit auch von unserem eigenen – zu lindern.

Das Weihnachtsfest – ein Fest des Neuanfangs – lädt uns ein, diese Fähigkeit in vollem Umfang zu nutzen.

Der Apostel Paulus gab in seinem Brief an die Römer einen einfachen Rat:

„Freut euch mit den Fröhlichen. Weint mit den Weinenden.“

Wenn wir uns dies zu Herzen nehmen, bringen wir eine schönere Welt ein kleines Stück näher.

Ich wünsche Ihnen allen – wo auch immer Sie sich befinden und wie auch immer Ihre persönlichen Umstände sein mögen – ein gesegnetes Weihnachtsfest.

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