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KLM-Streik legt Schiphol lahm

| letzte Änderung 25.06.2025 07:38 | von Redaktion

KLM fliegt... am Samstag eventuell nicht. | Foto: Holland.guide

AMSTERDAM · Zwei Wochen vor Ferienbeginn in Deutschland und den Niederlanden droht Chaos am Flughafen Schiphol: Am Samstag, dem 29. Juni 2025, will das Bodenpersonal von KLM für 24 Stunden die Arbeit niederlegen. Grund ist ein festgefahrener Tarifkonflikt, bei dem es um Löhne, Arbeitsbedingungen und Gleichbehandlung mit Piloten geht. Hunderte Flüge von KLM und Partnergesellschaften könnten ausfallen oder verspätet sein. Die Fluggesellschaft hat versucht, die Streikmaßnahme rechtlich zu verhindern, warnt jedoch gleichzeitig vor massiven Auswirkungen für Reisende und das eigene Unternehmen.

Update | 26. Juni 2025, 08:30 Uhr:
Das Bezirksgericht in Haarlem hat am Mittwochabend entschieden, dass die für Samstag geplante 24-stündige Arbeitsniederlegung des KLM-Bodenpersonals am Flughafen Schiphol nicht stattfinden darf. Das Gericht folgte der Argumentation von KLM und dem Flughafenbetreiber, wonach die Aktion unzumutbare Sicherheitsrisiken mit sich bringe. Insbesondere wurde auf die Gefahr hingewiesen, dass abgestellte Flugzeuge nicht bewegt werden können, die Abfertigung zum Erliegen kommt und dadurch Chaos in den Terminals entsteht. Zudem sei die Belastung der bereits durch die NATO-Konferenz in Den Haag eingespannten Sicherheitskräfte unvertretbar hoch. Die Gewerkschaften FNV und CNV äußerten Enttäuschung über das Verbot und kündigten an, sich über mögliche weitere Schritte zu beraten. KLM begrüßte die Entscheidung und betonte, dass man weiterhin eine Lösung im Dialog mit allen beteiligten Parteien anstrebe.

Die angekündigte Arbeitsniederlegung beginnt in der Nacht von Freitag auf Samstag um 2:00 Uhr und endet genau 24 Stunden später. Betroffen ist das gesamte Bodenpersonal von KLM, also jene Mitarbeitenden, die unter anderem für die Beladung der Flugzeuge mit Gepäck sowie für die Versorgung der Maschinen am Boden zuständig sind. Ohne ihre Arbeit können Flüge nicht wie geplant starten oder landen. Nach Angaben von Het Parool und NU.nl sind sowohl die Hauptmarke KLM als auch ihre Partnergesellschaften wie Air France und Delta Air Lines betroffen. Nicht in Mitleidenschaft gezogen werden jedoch Tochtergesellschaften wie Transavia, da diese über eigene Abfertigungsteams verfügen. Laut FNV und CNV, den beiden beteiligten Gewerkschaften, ist der Ausstand eine direkte Folge gescheiterter Tarifverhandlungen. Dabei geht es unter anderem um inflationsausgleichende Lohnerhöhungen, eine bessere Frühverrentung für körperlich stark belastete Arbeitskräfte sowie eine Gleichbehandlung mit den besser vergüteten Piloten.

Hinweis für Reisende:
KLM weist Passagiere darauf hin, dass Flüge am Samstag, dem 28. Juni 2025, von Verspätungen oder Ausfällen betroffen sein können. Grund ist der angekündigte Streik des Bodenpersonals. Reisende werden gebeten, regelmäßig den aktuellen Status ihres Fluges über „My Trip“ oder die KLM-App zu überprüfen. Sollte ein Flug ausfallen oder sich stark verspäten, etwa auch bei verpassten Anschlussverbindungen, informiert die Fluggesellschaft umgehend und bucht betroffene Passagiere automatisch auf die nächstmögliche Alternative um.

Tarifkonflikt auf mehreren Ebenen

Neben den Streikankündigungen der Gewerkschaften FNV und CNV sorgt auch der Zustand der KLM-Flotte für zusätzliche Belastung. Wie De Telegraaf berichtet, mussten zuletzt mehrfach Langstreckenflüge aus technischen Gründen annulliert oder umgeleitet werden. Allein im Juni wurden 67 Fernflüge gestrichen. Hinzu kommen finanzielle Altlasten aus der Corona-Zeit sowie steigende Betriebskosten. Die KLM-Führung spricht von einem jährlichen Mehraufwand in Milliardenhöhe. Die Gewerkschaften verweisen hingegen auf Boni für das Management und abgeschlossene Sondervereinbarungen mit Piloten, die das Bodenpersonal nun ebenfalls einfordert.

Frust beim Kabinenpersonal

Auch das Kabinenpersonal zeigt sich zunehmend unzufrieden. Laut Angaben der Gewerkschaft VNC drohen Überlastung und Krankheitsausfälle, wenn die geplante Reduzierung der Besatzungsmitglieder in der Business Class Realität wird. Zudem fordert die VNC den Verzicht auf geplante Produktivitätssteigerungen ohne Lohnausgleich. Die steigenden geopolitischen Risiken, etwa im Nahen Osten, sowie der Ausschluss des russischen Luftraums verstärken laut De Telegraaf die logistischen Herausforderungen zusätzlich.

Reaktion der Fluggesellschaft

KLM hat versucht, den Streik per einstweiliger Verfügung zu stoppen und rief die Gewerkschaften auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. In einer Mitteilung äußerte sich Personalvorständin Miriam Kartman enttäuscht über den Streikaufruf und warnte, dass dieser nicht nur die Belegschaft und Reisende schade, sondern auch das Unternehmen schwer belaste. Eine ähnliche Warnung hatte KLM bereits vor Tagen ausgesprochen und dabei vor Kosten in Höhe von mehreren zehn Millionen Euro gewarnt.

Dauerfolgen durch Streik

Die Auswirkungen der Arbeitsniederlegung werden voraussichtlich über den Samstag hinaus zu spüren sein. Laut Het Parool könnten Flugzeuge und Besatzungen nicht wie geplant einsatzbereit sein, was auch den Flugplan für Sonntag und darüber hinaus beeinträchtigen würde. Bereits jetzt befürchtet KLM weitere Streikaktionen, da Gewerkschaftsvertreter wie John van Dorland von FNV betonen, dass man zu weiteren Maßnahmen bereit sei, solange keine Einigung erzielt werde.

Interner Druck bei KLM

Nach Informationen von Het Parool war ursprünglich eine öffentlichkeitsfreundliche Aktion mit symbolischer Boardingkarte geplant. Diese wurde jedoch von der Gewerkschaft CNV abgesagt, weil sich Mitarbeitende durch das Management unter Druck gesetzt fühlten. Die Stimmung unter den Angestellten sei angespannt, heißt es weiter. Die Unternehmensführung steht dabei unter starkem Spardruck, unter anderem wegen gestiegener Gebühren, Emissionsabgaben und unklarer Ölpreisentwicklung.

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