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Ketikoti: Gedenken und Feiern am 1. Juli

| von Redaktion

Keti Koti | Künstlich erstellt mit DALLE

AMSTERDAM · Gedenken an die Sklaverei und Feier der Freiheit: Heute, am 1. Juli, wird in den gesamten Niederlanden Ketikoti begangen – ein bedeutender Tag zur Erinnerung an die Abschaffung der Sklaverei im Königreich der Niederlande im Jahr 1863. Während im Oosterpark in Amsterdam eine nationale Gedenkfeier mit offiziellen Reden und Ritualen stattfindet, verwandelt sich das Museumplein in ein buntes Festivalgelände mit Musik, Tanz und traditioneller Küche. Die Bedeutung des Tages ist historisch tief verwurzelt und gewinnt jährlich an gesellschaftlicher Relevanz.

Ketikoti, wörtlich „gebrochene Ketten“ in der Sprache Sranantongo, erinnert jährlich am 1. Juli an das Ende der Sklaverei in den damaligen niederländischen Kolonien Suriname und auf den Karibikinseln. Es ist (noch) kein offizieller Feiertag. Obwohl das Gesetz zur Abschaffung bereits 1863 verabschiedet wurde, mussten viele ehemalige Sklaven in Suriname noch weitere zehn Jahre unter Vertrag auf den Plantagen arbeiten. Die Erinnerung an dieses Unrecht ist zentraler Bestandteil der heutigen Veranstaltungen, die nicht nur der afro-surinamischen und afro-antillischen Gemeinschaft gewidmet sind, sondern ein inklusives Zeichen für Anerkennung und Zusammenhalt setzen sollen. Seit der Jahrtausendwende wird Ketikoti in vielen niederländischen Städten gefeiert, besonders in Amsterdam, wo die nationale Gedenkfeier am Sklavereimonument im Oosterpark stattfindet und das Festival auf dem Museumplein tausende Besucher anzieht. Dieses Jahr wurde das Programm aufgrund der erwarteten Hitze angepasst, wie Het Parool berichtet: Die Zeremonie beginnt bereits um 12.15 Uhr mit zusätzlichen Wasserstellen und Schattenplätzen.

Ursprung und historische Bedeutung

Am 1. Juli 1863 schaffte das Königreich der Niederlande die Sklaverei in seinen Kolonien offiziell ab. Etwa 45.000 versklavte Menschen, vor allem in Suriname und auf den Karibikinseln, erhielten ihre Freiheit. Die ehemaligen Sklavenhalter wurden mit 300 Gulden pro Person entschädigt, während die befreiten Menschen leer ausgingen und häufig weiter unter harten Bedingungen arbeiten mussten. In Suriname wurde dieser Tag 1955 unter dem Namen „Dag der Vrijheden“ zum offiziellen Feiertag erklärt. In den Niederlanden gewinnt der Tag seit einigen Jahrzehnten zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung, wie Wikipedia zusammenfasst.

Zeremonien und Veranstaltungen in Amsterdam

Die zentrale Gedenkfeier in Amsterdam findet im Oosterpark statt, wo seit 2002 das Nationale Slavernijmonument steht. Hier beginnt um 12.15 Uhr die offizielle Zeremonie mit einem traditionellen Plengopfer durch die Wintipriesterin Nana Efua. Die Veranstaltung wird live auf NPO 1 und NOS.nl übertragen. Parallel dazu startet um 13.00 Uhr das Keti Koti Festival auf dem Museumplein, das laut der Gemeente Amsterdam bis 22.00 Uhr andauert. In diesem Jahr wurden aufgrund der hohen Temperaturen zusätzliche Erste-Hilfe-Stationen und Wasserstellen eingerichtet. Auf TV-Bildschirme vor Ort wurde hingegen bewusst verzichtet, wie Het Parool meldet.

Traditionelle Kleidung und Symbolik

Ein zentrales Element der Feierlichkeiten ist die traditionelle Kleidung vieler Teilnehmer, insbesondere die koto, wie NOS berichtet. Die prunkvollen Outfits bestehen aus mehreren Bestandteilen, darunter der auffällige Kopfstoff angisa, der früher zur nonverbalen Kommunikation diente. Auch das yaki-Jäckchen und die große bigi koto-Rockform tragen symbolische Bedeutungen, etwa zur familiären oder emotionalen Situation der Trägerin. Viele moderne Varianten dieser Kleidung sind mit auffälligen Mustern und Symbolen versehen, die Herkunft oder Identität widerspiegeln.

Kulinarische Traditionen

Kulinarisch steht das Gericht heri heri im Zentrum der Feier. Es handelt sich um ein einfaches Eintopfgericht aus Wurzelgemüse wie Cassava und Süßkartoffel, ergänzt durch gesalzenen Fisch, Ei und Kochbanane. Es entstammt der afro-surinamischen Esskultur aus der Zeit der Sklaverei und wird traditionell zum 1. Juli gereicht. Wie die Gemeente Amsterdam informiert, können Besucher das Gericht an verschiedenen Orten in der Stadt kostenlos abholen – ein Zeichen der Solidarität und gemeinsamen Erinnerung.

Gesellschaftliche und politische Debatten

Seit Jahren fordern zahlreiche Organisationen und Städte, darunter Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht, Ketikoti zu einem nationalen Feiertag zu erklären. Auch das NiNsee (Nationaal Instituut Nederlands Slavernijverleden en Erfenis) hat entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Die Debatte um die Namensgebung, etwa zugunsten des inklusiveren Begriffs „Emancipation Day“, zeigt die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Geschichte und Sprache. Wie in der Wikipedia erläutert, wurde Ketikoti Ende 2023 in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

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