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Inflation Niederlande: Kein Ende in Sicht

| von Redaktion

Niederlande = Teuerlande | Foto: HOLLAND.guide

AMSTERDAM · Die Inflationsrate in den Niederlanden ist im Dezember 2024 auf 4,1 Prozent gestiegen, wie eine Schnellschätzung des Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) zeigt. Nach Monaten relativer Stabilität ist dies der höchste Anstieg seit eineinhalb Jahren. Im Vergleich zur Eurozone, wo die Inflation bei 2,4 Prozent liegt, bleibt die niederländische Teuerungsrate auffallend hoch. Haupttreiber sind steigende Preise für Nahrungsmittel, Energie und Dienstleistungen. Trotz steigender Löhne spüren Verbraucher weiterhin die Belastung im Alltag.

Im Dezember 2024 stieg die Inflationsrate erneut an, nachdem sie im November bei 4,0 Prozent gelegen hatte. Besonders betroffen sind Grundnahrungsmittel, Tabak und alkoholische Getränke, deren Preise m 6,7 Prozent höher lagen als im Vorjahr. Auch die Energiekosten, die im November noch leicht sanken, trugen im Dezember wieder zur Teuerung bei. Laut dem CBS lagen die Verbraucherpreise für Dienstleistungen im vergangenen Monat 5,8 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Ursachen der hohen Inflationsrate

Die niederländische Inflationsrate wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Laut CBS spielen Steuererhöhungen, wie die Anhebung der Tabaksteuer, eine große Rolle. Zudem wirken sich weltweite Ernteprobleme bei Rohstoffen wie Kaffee und Kakao auf die Preise aus. Hinzu kommen Lohnsteigerungen, die in vielen Sektoren mit durchschnittlich 6 Prozent im Jahr 2024 deutlich ausfielen. Diese Lohnanpassungen sollen die gestiegenen Lebenshaltungskosten kompensieren, werden jedoch teilweise an die Verbraucher weitergegeben, was die Preise zusätzlich erhöht.

Vergleich zur Eurozone

Mit einer Inflation von 4,1 Prozent liegt die Teuerungsrate in den Niederlanden deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone. Länder wie Deutschland (2,8 Prozent) und Frankreich (1,8 Prozent) melden wesentlich niedrigere Werte. Die niederländische Zentralbank (DNB) führt dies auf spezifische Binnenmarktfaktoren zurück, darunter eine angespannte Arbeitsmarktsituation und staatliche Ausgabenprogramme.

Prognosen für 2025 und 2026

Die DNB erwartet, dass die Inflation in den Niederlanden auch 2025 auf einem hohen Niveau von rund 3,2 Prozent verbleibt, bevor sie 2026 auf 2,8 Prozent sinken könnte. Während die Europäische Zentralbank (EZB) mit Zinssenkungen versucht, das Wachstum in der Eurozone anzukurbeln, profitieren die Niederlande von diesem Ansatz nur bedingt. Ökonomen warnen, dass eine Rückkehr zu einer Inflationsrate von 2 Prozent, dem Ziel der EZB, in den Niederlanden eine Herausforderung bleibt.

Löhne: Höchster Anstieg seit 40 Jahren

Die Tariflöhne in den Niederlanden sind 2024 mit einem Anstieg von 6,6 Prozent so stark gestiegen wie seit 1982 nicht mehr, berichtet das CBS Ende Dezember 2024. Besonders hohe Zuwächse gab es im Immobiliensektor (+12,4 Prozent), der Gastronomie (+10,6 Prozent) und in sonstigen Dienstleistungen (+8,6 Prozent). Am geringsten stiegen die Löhne im Bereich Verkehr und Logistik (+4,7 Prozent), während der öffentliche Sektor mit einem Plus von 6,2 Prozent etwas hinter der Privatwirtschaft (+6,7 Prozent) zurückblieb. Real, also nach Abzug der Inflation von 3,3 Prozent, blieb den Arbeitnehmern ein Einkommenszuwachs von etwa 2,6 Prozent, was trotz steigender Lebenshaltungskosten eine Stabilisierung bedeutet. Der Lohnanstieg ist das Ergebnis intensiver Tarifverhandlungen und einer angespannten Arbeitsmarktlage, die die Verhandlungsposition der Gewerkschaften stärkte. Gleichzeitig warnen Arbeitgeber vor den Risiken weiterer Steigerungen, die die Wettbewerbsfähigkeit niederländischer Unternehmen belasten könnten. Während die Konsumausgaben durch die höheren Löhne zunahmen, nutzten viele Haushalte die Einkommenszuwächse auch zum Schuldenabbau und Sparen. Die Entwicklung zeigt die Ambivalenz zwischen kurzfristigen Kaufkraftgewinnen und langfristigen wirtschaftlichen Herausforderungen. Prognosen zufolge werden die Lohnerhöhungen 2025 mit etwa 5 Prozent geringer ausfallen, was bei einer prognostizierten Inflationsrate von 3,2 Prozent zu einem weiterhin moderaten Reallohnzuwachs führen könnte.

Auswirkungen auf Verbraucher und Unternehmen

Die anhaltend hohen Preise belasten sowohl Haushalte als auch Unternehmen. Trotz nominaler Lohnsteigerungen bleibt der Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben gering. Viele Haushalte nutzen höhere Einkommen, um Schulden abzubauen oder Rücklagen zu bilden. Unternehmen hingegen sehen sich durch steigende Lohnkosten und hohe Rohstoffpreise unter Druck gesetzt. Laut der Arbeitgebervereinigung AWVN könnten weitere Lohnerhöhungen die Wettbewerbsfähigkeit niederländischer Firmen gefährden.

Die Niederlande stehen weiterhin vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Kombination aus strukturell hoher Inflation, knapper Arbeitsmarktsituation und staatlichem Investitionsdruck erschwert eine Rückkehr zu wirtschaftlicher Stabilität. Wie das NOS berichtet, bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen der EZB und der niederländischen Regierung langfristig Wirkung zeigen.

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