Hohes Lungenentzündungsrisiko nahe Ziegenfarmen
| von Redaktion

DEN HAAG • Ein aktueller Bericht des niederländischen Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) bestätigt erneut ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen bei Menschen, die in der Nähe von Ziegenfarmen leben. Das VGO-III-Studienprojekt zeigt, dass Anwohner im Umkreis von zwei Kilometern von Ziegenställen signifikant häufiger an Lungenentzündungen erkranken. Trotz der alarmierenden Ergebnisse bleibt das niederländische Kabinett zögerlich und verweist auf eine ausstehende Stellungnahme des Gesundheitsrats.
Die neuen Erkenntnisse basieren auf Daten aus den Jahren 2014 bis 2019. Die Studie belegt, dass jährlich zwischen 1.200 und 6.600 zusätzliche Fälle von Lungenentzündungen bei den etwa 1,5 Millionen Menschen auftreten, die in unmittelbarer Nähe von Ziegenfarmen leben. Dies führt laut Schätzungen zu 100 bis 600 Krankenhausaufenthalten und bis zu 100 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr.
Zögerliche Reaktion der Politik
Trotz der eindeutigen Datenlage kommt es innerhalb der niederländischen Regierung zu kontroversen Diskussionen. Gesundheitsministerin Agema spricht sich für sofortige Schutzmaßnahmen aus, während Landwirtschaftsminister Wiersma auf weitere wissenschaftliche Belege pocht. Das Kabinett hat daher den Gesundheitsrat um eine Bewertung gebeten, die erst Ende des Jahres erwartet wird, schreibt NOS.
Die Hoffnung liegt nun auf dem Parlament, das am kommenden Donnerstag eine Debatte zu zoonotischen Krankheiten und Tierhaltungsrisiken führt. Dabei könnten neue politische Impulse gesetzt werden, um den Schutz der Anwohner zu verbessern.
Bakterien als Hauptverdächtige
Die Forscher des RIVM identifizierten über 30 verschiedene Bakterienstämme in der Stallluft von Ziegenfarmen, von denen 23 auch bei erkrankten Anwohnern nachgewiesen wurden. Diese Bakterien gelangen offenbar über die Stallluft in die Umgebung und stellen eine mögliche Ursache für die gehäuften Lungenentzündungen dar.
Obwohl ein direkter kausaler Zusammenhang schwer nachzuweisen ist, sehen Experten im wiederholten Auftreten der gleichen Bakterienstämme einen klaren Hinweis. Neben der Stallluft wurden auch Proben von Mist, Streumaterial und der Außenluft in der Umgebung der Betriebe untersucht.
Empfehlungen der Gesundheitsbehörden
Bereits seit Jahren empfiehlt der niederländische Gesundheitsdienst GGD, neue Ziegenfarmen nicht in der Nähe von Wohngebieten, Schulen oder Kindertagesstätten zu errichten. Auch bestehende Betriebe sollten Maßnahmen ergreifen, um die Belastung der Stallluft zu reduzieren. Trotz regionaler Moratorien auf die Expansion von Ziegenfarmen in einigen Provinzen ist die Gesamtzahl der Ziegen in den Niederlanden in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Dies verschärft die Problematik weiter. Das endgültige Gutachten des Gesundheitsrats wird entscheidend sein für die zukünftige Gesetzgebung in diesem Bereich. Bis dahin bleibt der Schutz der Anwohner ein politischer Balanceakt zwischen gesundheitlichen Bedenken und wirtschaftlichen Interessen der Agrarindustrie.
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