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Höchste Alarmstufe bei NATO-Gipfel

| von Redaktion

Operation Orange Shield | Quelle: Defensie

DEN HAAG · Vorbereitungen für die größte Sicherheitsoperation in der niederländischen Geschichte laufen auf Hochtouren. Rund um die Stadt Den Haag positioniert das niederländische Verteidigungsministerium derzeit umfangreiche Luftabwehrsysteme und Militäreinheiten zur Sicherung des NATO-Gipfels am 24. und 25. Juni 2025. Laut dem nationalen Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV), Pieter-Jaap Aalbersberg, sind die Kapazitäten zur Sicherung der etwa 150 hochrangigen Gäste aus über 40 Ländern nahezu ausgeschöpft. Aufgrund geopolitischer Spannungen ist die Sicherheitslage besonders angespannt, und alle Maßnahmen sind auf höchste Alarmstufe gestellt.

Die umfangreichen Vorbereitungen dauern bereits seit anderthalb Jahren an, und aktuell befindet sich die Operation Orange Shield in der finalen Umsetzungsphase. Dabei kommt eine beeindruckende Bandbreite militärischer Ressourcen zum Einsatz: Kampfjets vom Typ F-35, Apache-Hubschrauber sowie Patriot- und Nasams-Luftabwehrsysteme wurden um Den Haag positioniert. Der Militärstützpunkt Nieuw-Milligen ist während des Gipfels doppelt besetzt, um rund um die Uhr effektiv reagieren zu können. Militärische Systeme wurden bereits auf Parkplätzen in Katwijk, Noordwijk, Wassenaar, Nootdorp und Zoetermeer installiert. Diese Standorte sind streng bewacht, und die Sicherheitskräfte sind ermächtigt, Gewalt anzuwenden, um Unbefugte fernzuhalten. Besonders kritisch wird die Luftsicherung betrachtet, da schnelle Reaktionen auf potenzielle Bedrohungen, etwa nicht identifizierte Flugzeuge, unabdingbar sind.

Beispiellose Militärpräsenz an Land und zu Wasser

Die Sicherheitsoperation umfasst nicht nur Luftüberwachung, sondern auch massive Präsenz an Land und zu Wasser, meldet NOS heute. Marineschiffe, darunter die hochspezialisierte Fregatte Zijner Majesteits Tromp, überwachen die niederländische Küste vor Scheveningen. Diese Schiffe stehen in enger Verbindung mit der Luftverteidigungszentrale in Nieuw-Milligen, um Flugabwehr effektiv zu koordinieren. Spezialteams der Explosivenräumdienste (EOD) sind bereit, um potenzielle explosive Bedrohungen sowohl an Land als auch zu Wasser sofort zu entschärfen.

An Land sichern bewaffnete Militärs und Polizeikräfte wichtige Einrichtungen und Transportrouten, etwa die Strecke zwischen dem Flughafen Schiphol und den Tagungsorten. Sondereinheiten für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren (CBRN) stehen ebenfalls bereit. Zusätzlich werden Drohnenabwehrsysteme eingesetzt, um unbemannte Fluggeräte effektiv aus der Sicherheitszone fernzuhalten.

Massive Einschränkungen im Straßenverkehr erwartet

Die Folgen der Sicherheitsoperation werden insbesondere im Verkehrsnetz spürbar. Rijkswaterstaat warnt vor umfangreichen Straßensperrungen in der Randstad ab dem 22. Juni. Trotz intensiver Aufklärungskampagnen planen bisher nur wenige Verkehrsteilnehmer, ihr Verhalten anzupassen. Dies könnte laut einer aktuellen Blitzumfrage zu einem erheblichen Verkehrschaos führen. Rijkswaterstaat appelliert daher nochmals eindringlich, in der Gipfelwoche möglichst auf das Auto zu verzichten und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrräder zu nutzen sowie von zu Hause aus zu arbeiten.

Bevölkerung muss mit Einschränkungen rechnen

Die Bewohner der Randstad, insbesondere in Den Haag, Leiden, Noordwijk und am Flughafen Schiphol, werden erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Autobahnen wie die A5 und teilweise die A4 werden zeitweise vollständig gesperrt sein. Zudem werden bei Durchfahrten der NATO-Delegationen zeitweilig auch kleinere Straßen und Brücken für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht. Ziel dieser umfassenden Maßnahmen ist es, den Gipfel sicher und störungsfrei ablaufen zu lassen und die hochrangigen Gäste optimal zu schützen.

Cyberabwehr und Informationsschutz mit hoher Priorität

Neben den physischen Sicherheitsvorkehrungen setzt das niederländische Verteidigungsministerium verstärkt auf Cybersecurity. Spezialisierte Einheiten arbeiten eng mit dem National Cyber Security Centre (NCSC) zusammen, um Hackerangriffe auf IT-Infrastrukturen des Gipfels präventiv abzuwehren. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Verhinderung und raschen Bekämpfung potenzieller Cyberangriffe, die während des Gipfels erwartet werden könnten.

Vorbereitung auf hunderte mögliche Bedrohungsszenarien

Nach Aussage von NCTV-Chef Aalbersberg gegenüber NOS wurden hunderte von potenziellen Bedrohungsszenarien durchgespielt, um auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet zu sein. Alle Beteiligten wissen genau, wie sie in welchem Szenario handeln müssen. Die enge Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden der teilnehmenden Länder soll gewährleisten, dass jegliche Bedrohungen effektiv abgewehrt werden können.

Der Gipfel ist laut Verteidigungsministerium nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine wichtige Gelegenheit, die Effizienz und Koordination der Sicherheitsbehörden unter realistischen Bedingungen zu testen. Nach Abschluss der Veranstaltung ist eine umfassende Evaluierung geplant, um die Erfahrungen auch international zu teilen, insbesondere mit dem nächsten Gastgeberland Türkei, das 2026 den NATO-Gipfel ausrichten wird.

Strikte Drohnenverbote und Flugbeschränkungen während des NATO-Gipfels

Rund um den NATO-Gipfel in Den Haag gelten umfassende und strenge Einschränkungen für Drohnenflüge. In einem Radius von etwa 16 Kilometern rund um das Tagungsgelände in Den Haag sind Drohnenflüge während des Gipfels strikt untersagt – dies betrifft alle Arten von Drohnen, unabhängig von Größe oder Gewicht. Vergleichbare Verbote treten auch rund um die Flughäfen Schiphol und Rotterdam The Hague Airport in Kraft.

Die Regelungen sehen empfindliche Strafen für Verstöße vor: Drohnenpiloten, die das Flugverbot missachten, drohen hohe Bußgelder, gerichtliche Vorladungen sowie die Einziehung oder sogar der Verlust ihrer Drohne. Verantwortlich für die Einhaltung der Verbote sind die Betreiber selbst. Diese müssen eigenständig prüfen, ob in einzelnen Gemeinden eventuell noch weitere ergänzende Regelungen in Kraft sind. Zur Unterstützung stehen offizielle Flugkarten, wie die GoDrone- und Aeret-Kartendienste, bereit, welche die Sperrzonen deutlich kennzeichnen.

Konkret beginnen die Einschränkungen zeitlich gestaffelt: Das vollständige Flugverbot rund um Den Haag sowie die Orte Valkenburg und Noordwijk gilt bereits ab dem 18. Juni und endet erst nach Abschluss des NATO-Gipfels am 25. Juni. Für die Flughäfen Schiphol und Rotterdam The Hague tritt das Verbot am 23. Juni in Kraft und endet ebenfalls am 25. Juni. Eine besonders strenge Flugverbotszone mit einem Radius von 1,8 Kilometern rund um das World Forum, den Hauptveranstaltungsort, ist bereits seit dem 16. Mai aktiv.

Einzige Ausnahmen gelten für Drohnen, die explizit für Sicherheitszwecke zugelassen und im Auftrag der Polizei oder der Streitkräfte im Einsatz sind.

Zusätzlich zum totalen Flugverbot in der Kernzone rund um Den Haag gilt eine erweiterte Flugbeschränkungszone mit einem Radius von etwa 92 Kilometern. Innerhalb dieses größeren Gebiets dürfen lediglich Drohnen mit einem maximalen Startgewicht von 25 Kilogramm bis zu einer maximalen Höhe von 120 Metern aufsteigen. Diese erweiterten Flugbeschränkungen gelten auch rund um den Flughafen Eindhoven.

Hintergrund dieser verschärften Maßnahmen ist die zunehmende Verbreitung von Drohnen in den Niederlanden – Zehntausende Menschen besitzen bereits eine. Trotz generell geltender Vorschriften, wie beispielsweise an Flughäfen, zeigen Erfahrungen aus dem Jahr 2023, dass sich längst nicht alle Betreiber der bestehenden Regeln bewusst sind. Allein rund um Schiphol und Amsterdam wurden im Jahr 2023 etwa 40.000 illegale Drohnenflüge verzeichnet, was die Behörden nun zu besonders strikten Sicherheitsmaßnahmen während des NATO-Gipfels veranlasst hat.

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