Heineken-Boykott: Fast kein Bier mehr bei Jumbo
| von Redaktion

DEN BOSCH · Rechtlicher Rückschlag für Heineken: Die Supermarktkette Jumbo darf vorerst weiterhin auf den großflächigen Einkauf von Heineken-Produkten verzichten. Das entschied das Gericht Oost-Brabant im Eilverfahren. Heineken hatte gegen Jumbo geklagt, weil viele Biere des niederländischen Konzerns aus den Regalen verschwunden sind – nach rund sechzig Jahren Partnerschaft. Die Ursache liegt in einem Preiskonflikt und einer neuen Einkaufsstrategie von Jumbo, die nun gerichtlich bestätigt wurde. Ein sofortiger Wiedereinkauf ist nicht durchsetzbar.
Das Gericht Oost-Brabant hat entschieden, dass Jumbo nicht dazu verpflichtet werden kann, umgehend wieder Heineken-Biere in großem Umfang zu bestellen. Dies ist das Ergebnis eines Eilverfahrens, das Heineken wegen leerer Regale und sinkender Absatzmengen angestrengt hatte. Die Supermarktkette hatte bereits im März 2025 große Teile des Heineken-Sortiments aus ihren Filialen entfernt. Begründet wurde dies mit überhöhten Einkaufspreisen. Laut Informationen der niederländischen Nachrichtenplattform NOS schloss sich Jumbo bereits 2023 der internationalen Einkaufsorganisation Everest an, die seitdem die Verhandlungen mit großen Herstellern führt. Heineken wollte diese neue Konstellation zunächst nicht anerkennen und sah sich in der langjährigen Beziehung zu Jumbo übergangen. Doch das Gericht stellte klar, dass die ursprünglich bestehende „duurovereenkomst“ – eine langjährige Liefervereinbarung – rechtmäßig zum 31. Januar 2024 von Jumbo beendet wurde.
Rechtlich kein Zwang zur Belieferung
Heineken hatte gehofft, auf Grundlage der jahrzehntelangen Zusammenarbeit eine Wiedereinlistung seiner Produkte gerichtlich erzwingen zu können. Doch es bibt keine aktuelle vertragliche Grundlage mehr, die einen solchen Anspruch rechtfertigt. Zwar kritisierte das Gericht die sehr kurzfristige Kündigung durch Jumbo angesichts der langen Partnerschaft, aber Heineken habe es unterlassen, eine klare Position zur Angemessenheit der Kündigungsfrist einzunehmen. Daher konnte dieser Aspekt nicht zu Gunsten der Brauerei gewertet werden.
Preisstreit statt Partnerschaft
Wie AD und NOS berichten, ist der eigentliche Hintergrund des Konflikts ein handfester Streit über Einkaufspreise. Everest, zu deren Mitgliedern auch Jumbo gehört, fordert niedrigere Preise von Heineken – insbesondere im Vergleich zu anderen Märkten wie Deutschland oder dem Onlineanbieter Picnic. Heineken sieht hingegen eine gezielte Boykottstrategie am Werk, die angeblich auf ein größeres Problem mit Heineken Frankreich zurückzuführen sei. In Frankreich seien Supermarktregale ebenfalls leer geblieben, weil es dort keine Einigung mit Everest gebe.
Neue Machtverhältnisse im Handel
Laut De Telegraaf spiegelt der Fall die zunehmende Machtverlagerung im europäischen Einzelhandel wider. Immer mehr Supermarktketten schließen sich Einkaufsverbünden wie Everest an, um bessere Konditionen mit A-Marken auszuhandeln. Dadurch stehen Hersteller wie Heineken unter wachsendem Druck. Heineken möchte zwar weiterhin mit Jumbo zusammenarbeiten – immerhin mache der Händler rund ein Viertel des niederländischen Einzelhandelsumsatzes aus –, doch das Unternehmen muss sich den neuen Spielregeln stellen. Ein sofortiger Wiedereinzug in die Jumbo-Regale ist nicht in Sicht.
Ausblick
Die Entscheidung bedeutet für viele Bierfreunde in den Niederlanden weiterhin leere Regale bei Jumbo – zumindest was Heineken-Produkte betrifft. Ob und wann sich Heineken und Everest auf neue Konditionen einigen, bleibt ungewiss. Sicher ist nur: Der Supermarkt darf vorerst auf einen großen Teil des Heineken-Sortiments verzichten. Die Tür für eine zukünftige Kooperation bleibt offen, doch sie wird durch internationale Verhandlungen bestimmt – nicht durch alte Gewohnheiten.
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