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Gewalt gegen Geflüchtete eskaliert weiter

| von Redaktion

Die Polizei kann härter durchgreifen. | Foto: Holland.guide

COEVORDEN · Eskalation nach Ankündigung neuer Unterkunft für Geflüchtete: In der Coevordener Wohnsiedlung Tuindorp ist seit Mittwochabend eine weitreichende Notverordnung in Kraft. Hintergrund sind heftige Proteste gegen die geplante Unterbringung von vierzehn minderjährigen, geflüchteten Mädchen in der Nachbarschaft. Mehrere Brandstiftungen, Angriffe auf Gebäude sowie massive Bedrohungen haben die Lage in den vergangenen Tagen eskalieren lassen. Die Gemeinde spricht von einer „ernsten Bedrohung der öffentlichen Ordnung“ und kündigt strikte Sicherheitsmaßnahmen an, um weitere Übergriffe zu verhindern.

Die Situation im Stadtteil Tuindorp in Coevorden hat sich in den letzten Tagen dramatisch zugespitzt. Nach der Ankündigung der Stadtverwaltung, vierzehn minderjährige, geflüchtete Mädchen in einer Betreuungseinrichtung unterzubringen, kam es zu massiven Protesten. Anwohner machten ihrem Ärger auf teils gewaltsame Weise Luft. Mehrere Autos und Anhänger wurden in Brand gesetzt, Scheiben der geplanten Unterkunft eingeworfen und Sicherheitskameras sabotiert. Auf öffentlichen Plätzen tauchten zudem Plakate mit aggressiven Slogans auf, darunter Aussagen wie „Wir sind es leid“ oder „Keine minderjährigen Geflüchteten hier“. Nach diesen Vorfällen verhängte Bürgermeister Renze Bergsma am Mittwochabend um 19.30 Uhr eine Notverordnung. Diese umfasst ein Verbot für das Mitführen potenzieller Waffen wie Feuerwerk oder Glasflaschen sowie ein striktes Feuerverbot. Auch Versammlungen, bei denen mit Störungen der öffentlichen Ordnung zu rechnen ist, sind untersagt. Zuwiderhandlungen können mit Haft oder Geldstrafen geahndet werden. Die Polizei hat umfassende Befugnisse erhalten, um gegen Störer vorzugehen. Die Maßnahme gilt zunächst bis zum 10. Juli und soll laut Stadtverwaltung der Sicherheit der Bewohner sowie der minderjährigen Geflüchteten dienen.

Erneute Eskalation nach jahrelanger Debatte

Bereits seit längerer Zeit sorgt die geplante Unterbringung geflüchteter Jugendlicher in Tuindorp für Unruhe. Zu Beginn war unklar, ob Jungen oder Mädchen in die vorgesehenen fünf Häuser an der Doctor J.C. Homanstraat ziehen würden. Diese Unsicherheit löste bei vielen Anwohnern Ängste aus, vor allem im Hinblick auf mögliche Belästigungen durch unbegleitete minderjährige Jungen. Obwohl inzwischen bestätigt wurde, dass ausschließlich Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren untergebracht werden sollen, bleibt die Ablehnung groß. Laut RTL Nieuws befürchten manche Anwohner, dass die Betreuung der Jugendlichen unzureichend sei und vergleichen die Lage mit einem ähnlichen Fall im Ort Albergen.

Gewalt als „letztes Mittel“

In den vergangenen Tagen eskalierten die Proteste in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Laut Dagblad van het Noorden wurden bei nächtlichen Zusammenkünften Anhänger mit Paletten angezündet, die Polizei mit Eiern beworfen und illegales Feuerwerk gezündet. Auch Autos gingen in Flammen auf. Die Polizei bestätigte, dass die Einsätze immer gefährlicher wurden. Während einige Bewohner laut RTL betonten, man hätte bei vergleichbaren Vorfällen mit niederländischen Jugendlichen ebenso reagiert, betonten andere wiederum, die Gewalt sei das „einzige Mittel“, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Hintergrund sei auch der generelle Mangel an bezahlbarem Wohnraum für junge Einheimische.

Notverordnung mit klaren Regeln

Die Stadtverwaltung reagierte am Mittwochabend mit der sofortigen Aktivierung der Notverordnung. Diese untersagt das Tragen oder Mitführen von Gegenständen, die als Waffen dienen könnten, darunter auch alltägliche Dinge wie Glasflaschen oder Stöcke. Zudem sind offene Feuer streng verboten. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit bis zu drei Monaten Haft oder einer Geldstrafe rechnen. Laut der offiziellen Bekanntmachung der Stadt gilt die Verordnung für weite Teile der Siedlung Tuindorp und soll mindestens bis zum 10. Juli in Kraft bleiben.

Betroffene Mädchen unter strikter Aufsicht

Die Organisation Elker, die für die Betreuung der Jugendlichen verantwortlich ist, stellte klar, dass die Mädchen rund um die Uhr von pädagogischen Fachkräften begleitet werden. Es handele sich um Mädchen, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind und in den Niederlanden Schutz suchen. Laut Elker geht es darum, den Jugendlichen eine Zukunftsperspektive zu bieten, nicht um eine „Drehtür-Unterkunft“. Auch Bürgermeister Bergsma betonte mehrfach, dass es sich um „Kinder in Not“ handle, die keine Bedrohung für die Nachbarschaft darstellen.

Stimmung in der Nachbarschaft gespalten

Neben den lauten Protesten gibt es auch Stimmen, die sich für mehr Gelassenheit aussprechen. Einige direkte Nachbarn der künftigen Unterkunft erklärten gegenüber regionalen Medien, sie wollten zunächst abwarten und die neuen Bewohner kennenlernen. Ein Transparent mit der Aufschrift „Wo jeder willkommen ist“ wurde ebenfalls am Ortseingang aufgestellt.

Kommunikationsprobleme als Brandbeschleuniger

Die Stadtverwaltung räumte ein, dass in der Kommunikation Fehler gemacht wurden. Ursprünglich war von „minderjährigen Geflüchteten“ die Rede gewesen, ohne das Geschlecht zu spezifizieren. Dies führte zu Spekulationen, insbesondere über die Unterbringung von Jungen. Inzwischen sei jedoch eindeutig klar, dass nur Mädchen aufgenommen werden sollen. Trotzdem habe die „Verwirrung“ zur Eskalation der Lage beigetragen.

Ausblick: Gespräche trotz Notverordnung

Trotz der angespannten Situation setzen Stadtverwaltung und Elker weiter auf Dialog. Bürgermeister Bergsma und sein Team kündigten an, den Austausch mit den Bewohnern auch in den kommenden Tagen fortzusetzen. Beide Seiten betonen, dass langfristig nur Gespräche zur Beruhigung der Lage beitragen können. Gleichzeitig bleibt die Notverordnung bis mindestens zum 10. Juli bestehen.

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