Gefahr für Deiche: Rekord bei Muskus- und Biberrattenfängen
| von Redaktion

DEN HAAG · Im Jahr 2024 wurden in den Niederlanden mehr als 65.000 Muskus- und 1.862 Biberratten gefangen – ein neuer Rekord. Vor allem entlang der deutschen Grenze nahm die Zahl der gefangenen Tiere erheblich zu. Die invasive Tierart, die Deiche untergräbt und die Biodiversität bedroht, bereitet den niederländischen Wasserbehörden zunehmend Sorgen. Hohe Wasserstände in Deutschland trieben die Tiere stromabwärts in niederländisches Gebiet. Mit der Nutzung von DNA-Analysen und der Ausbildung zusätzlicher Jäger intensivieren die Niederlande ihre Bekämpfungsmaßnahmen.
Im vergangenen Jahr verursachten anhaltende Hochwasser in Deutschland massive Wanderbewegungen von Muskus- und Biberratten. Diese Tiere, ursprünglich durch menschliches Handeln eingeschleppt, finden in den Niederlanden ideale Bedingungen ohne nennenswerte natürliche Feinde. Doch ihr Einfluss ist verheerend: Sie graben Höhlen und Tunnel in Deiche und Ufer, was die Stabilität dieser wichtigen Wasserbarrieren erheblich gefährdet. Die niederländischen Wasserbehörden verstärkten daher ihre Bemühungen und setzen zunehmend auf moderne Technologien wie DNA-Analysen.
Invasive Arten bedrohen Deiche und Artenvielfalt
Muskusratten und Biberratten sind invasive Tierarten, die sich in den Niederlanden ohne natürliche Feinde stark vermehren. Sie stehen auf der EU-Liste invasiver Arten, da sie nicht nur massive infrastrukturelle Schäden verursachen, sondern auch die heimische Flora und Fauna bedrohen. Die Tiere ernähren sich von Pflanzen wie Schilfrohr und Rohrkolben, die essenziell für ökologische Nischen und die Lebensräume vieler Tierarten, insbesondere Vögel, sind. Arten wie der Schwarzhalstaucher oder der Teichrohrsänger sind direkt von den Eingriffen dieser Nager in ihren Lebensraum betroffen.
Ein zentrales Ziel der Bekämpfung ist es, die Populationen an die Landesgrenzen zurückzudrängen. Der Großteil der gefangenen Biberratten – rund 95 Prozent – wurde bereits in Grenznähe zu Deutschland erlegt. Dort setzen spezialisierte Teams aus etwa 400 Experten die Fallen strategisch entlang von Flüssen und Wasserwegen ein. „Wir müssen verhindern, dass sich diese Tiere weiter ins Landesinnere ausbreiten und erneut leere Gebiete besiedeln“, erklärte Vincent Lokin von der Unie van Waterschappen. Dies sei entscheidend, um das Ziel zu erreichen, die Muskusrattenpopulationen bis 2034 auf weniger als 500 Tiere im gesamten Binnenland zu reduzieren.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie. Während es in den Niederlanden Fortschritte gibt, bleibt die Population der Biberratten in Deutschland weiterhin hoch. Mangelnde europäische Standards erschweren eine koordinierte Bekämpfung. Dennoch zeigen sich die niederländischen Wasserbehörden zuversichtlich, dass durch intensive regionale und internationale Zusammenarbeit nachhaltige Erfolge erzielt werden können.
Rekordzahlen durch gezielte Maßnahmen
Die Zahlen belegen den Erfolg intensiver Bekämpfungsmaßnahmen. Mit 65.811 gefangenen Muskusratten wurde das bisherige Rekordniveau übertroffen. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den 51.000 Fängen von 2023. Im Westen und der Mitte des Landes sorgten elf neu ausgebildete Jäger für die Erhöhung der Fangquote. Laut Hochwasserschutzorganisationen wird das aktuelle Niveau der Fänge in den kommenden Jahren hoch bleiben, bevor langfristige Effekte erkennbar werden.
Auch Biberratten, die in den Niederlanden keine eigenständigen Populationen haben, wurden verstärkt bekämpft. 2024 registrierten die Behörden 13 Prozent mehr Fänge im Vergleich zum Vorjahr. Der Großteil dieser Fänge erfolgte ebenfalls entlang der deutschen Grenze, wo ein effektives Netz aus Fallen aufgebaut wurde.
DNA-Analysen revolutionieren die Bekämpfung
Eine wichtige Innovation in der Bekämpfung ist die Nutzung von DNA-Analysen. In Wasserproben können genetische Spuren der Tiere nachgewiesen werden, wodurch Fallen präzise an den richtigen Orten aufgestellt werden können. Diese Methode hat sich als effektiv erwiesen, um die Population gezielt einzudämmen.
Die Wasserbehörden streben an, die Muskusrattenpopulation bis 2034 unter 500 Tiere pro Jahr zu reduzieren. Dies wäre ein Meilenstein im Kampf gegen die invasive Art. Dennoch zeigen die aktuellen Zahlen, dass dieses Ziel noch in weiter Ferne liegt. Der Klimawandel und veränderte Wasserbedingungen erschweren die Eindämmung weiter.
Herausforderung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Neben der technischen Innovation ist auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Deutschland ein zentraler Aspekt der Bekämpfungsstrategie. Laut der Unie van Waterschappen könnten gemeinsame europäische Standards und Aktionspläne helfen, die Wanderbewegungen der Tiere einzudämmen. „Die Instabilität der Deiche bedroht nicht nur die Niederlande, sondern die gesamte Region,“ betont die Organisation.
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Populationen nachhaltig zu reduzieren und die Sicherheit der Deiche zu gewährleisten. Mit einem Mix aus modernen Technologien, erhöhter Manpower und grenzüberschreitender Zusammenarbeit bleibt die Bekämpfung der Muskus- und Biberratten eine vorrangige Aufgabe.
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