Friesland hat die fleißigsten Blitzer
| von Thomas Klimeck

HEERENVEEN · Überraschende Spitzenreiter bei den Radarkontrollen in den Niederlanden: Die produktivsten Blitzer stehen nicht in der verkehrsreichen Randstad, sondern in Friesland. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Independer auf Basis von Zahlen des Centraal Justitieel Incassobureau (CJIB). Besonders die Anlage an der Stadionweg in Heerenveen sticht hervor: Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 löste sie 13.839 Mal aus – das entspricht rund 74 Prozent aller registrierten Verstöße in der gesamten Provinz. Damit führt Friesland die Rangliste der durchschnittlich aktivsten Blitzer pro Anlage an, weit vor Regionen mit deutlich mehr installierten Geräten.
Trotz der hohen Verkehrsdichte in der Randstad sind es laut dem Versicherungsvergleichsportal Independer gerade die ruhigeren Landstraßen in Friesland, Zeeland und Gelderland, auf denen Blitzer besonders häufig zum Einsatz kommen. Auf Grundlage von Daten des CJIB und ergänzenden Fahrzeugregistrierungen durch CBS/RDW wurde ermittelt, dass eine einzelne Radaranlage an der Stadionweg in Heerenveen allein im Zeitraum Januar bis April 2025 ganze 13.839 Geschwindigkeitsüberschreitungen dokumentierte. In Relation zur Anzahl registrierter Privatfahrzeuge in Friesland (361.837) bedeutet das: Jeder 26. Fahrzeughalter wurde allein an diesem Standort geblitzt – wenn auch potenziell mehrfach. Der Experte Michel Ypma von Independer spricht dabei von einem „enormen Ausreißer“, denn in Friesland stehen lediglich acht aktive Blitzer – zum Vergleich: In Süd-Holland sind es 209. Trotzdem erzielt Friesland mit durchschnittlich 2.287 Verstößen pro Blitzer den höchsten Wert im Land.
Friesland vor Zeeland und Gelderland
Die Auswertung von Independer zeigt: Bei der durchschnittlichen Anzahl an Verstößen pro Blitzer liegt Friesland mit 2.287 ganz vorn. Auf Platz zwei folgt Zeeland mit 1.623, danach Gelderland mit 1.450. Zum Vergleich: In Süd-Holland wurden mit 209 Anlagen zwar insgesamt über 230.000 Verstöße festgestellt, doch im Schnitt waren es pro Gerät nur 1.040. Der enorme Unterschied zeigt, wie effektiv einzelne Blitzer auf wenig befahrenen Landstraßen sein können – besonders dort, wo sich Autofahrer unbeobachtet fühlen.
Spitzenreiter auf der A16
Betrachtet man nicht die Durchschnittswerte, sondern die absoluten Zahlen einzelner Anlagen, steht die mobile Radarfalle an der A16 bei Rotterdam-Kralingen mit 21.105 erfassten Verstößen an der Spitze. Danach folgen der Europaweg in Groningen (14.606), die Rotterdamsebaan in Den Haag und erst dann die Stadionweg in Heerenveen. Auch in ländlichen Regionen wie Putten (Gelderland), Halderberge (Noord-Brabant) oder Gulpen-Wittem (Limburg) verzeichneten einzelne Anlagen jeweils über 7.000 Verstöße.
Blitzer als präventives Instrument
Laut Ypma haben Blitzer in der dicht besiedelten Randstad oft eine präventive Wirkung. Die hohe Verkehrsdichte hemme extreme Geschwindigkeitsüberschreitungen, wohingegen Fahrer auf offenen Landstraßen häufiger die Kontrolle ignorieren. Genau dort sei die Wirkung stationärer Blitzer besonders groß.
Booteinnahmen und Versicherungskosten
Schnelles Fahren kann nicht nur zu Bußgeldern führen – im Fall von mehr als 30 km/h über dem Limit droht sogar ein Eintrag ins Strafregister. Dies kann sich negativ auf den Abschluss einer Autoversicherung auswirken, wie Independer betont. Wer solche Angaben verschweigt, riskiert sogar den Verlust seiner Police. Allein 2024 wurden über sechs Millionen Tempoverstöße erfasst, rund die Hälfte davon durch Blitzer. Die durchschnittliche Buße lag bei 77,07 Euro. Insgesamt kamen so fast 500 Millionen Euro für die Staatskasse zusammen.
Neue Regelung: Blitzer auch bei Tempo 30
Das niederländische Openbaar Ministerie (Parket CVOM) hat im Dezember 2024 beschlossen, Blitzer künftig auch auf Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h landesweit einzusetzen. Hintergrund ist eine erfolgreiche Pilotphase in Amsterdam, bei der mit sogenannten „Flexflitsers“ sowie stationären Geräten positive Effekte erzielt wurden – sowohl bei der Senkung der Durchschnittsgeschwindigkeit als auch bei der Unfallvermeidung. Voraussetzung bleibt eine passende Straßeninfrastruktur, wie sie das CROW-Institut mit dem Modell „GOW-30“ definiert.
Landstraßen im Visier
Während sich viele Verkehrsteilnehmer auf Schnellstraßen von Radarfallen gewarnt fühlen, zeigen die aktuellen Daten von Independer: Gerade dort, wo weniger Verkehr herrscht, stehen die effektivsten Blitzer. Die Kombination aus niedriger Gerätedichte, geringem Verkehrsaufkommen und falschem Sicherheitsgefühl sorgt in Friesland und anderen ländlichen Provinzen für hohe Bußgeldzahlen – mit klaren Folgen für Geldbeutel und Versicherungsschutz.
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