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Feuerwerk in den Niederlanden: Ein Pulverfass

| von Redaktion

Cobra 6 | Künstlich erstellt mit DALLE

DEN HAAG · Sprengstoff und illegales Feuerwerk werden zunehmend zur Gefahr in den Niederlanden. Die niedeländische Polizei meldet im 2024 über 1.000 Explosionen, von denen viele mit schwerem, illegalem Feuerwerk verübt wurden. Besonders junge Menschen unterschätzen die Risiken und geraten in die illegale Handelskette. Die gesellschaftliche Debatte um ein Verbot nimmt Fahrt auf, doch die Politik bleibt gespalten.

Illegaler Feuerwerkshandel ist in den Niederlanden längst mehr als ein harmloses Problem. Die Polizei stellte allein dieses Jahr 80.000 Kilogramm illegalen Sprengstoff sicher, darunter hochgefährliche Explosivstoffe wie Cobra-Böller. Die Verfügbarkeit über soziale Netzwerke ist erschreckend leicht, was die zunehmende Nutzung von Feuerwerkskörpern als Waffe befeuert. Häuser werden mit Sprengsätzen attackiert, Konflikte unter Jugendlichen eskalieren – mit teils tödlichen Folgen.

> Feuerwerk in den Niederlanden 2024/2025: Regeln und Verbotszonen

Sprengstoff als Waffe

Die Zunahme von Angriffen mit Sprengstoffen hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Wie die Polizei berichtet, zählten sie 2023 insgesamt 901 Vorfälle, während 2024 bereits 1.066 Explosionen gemeldet wurden. Besonders schwerwiegend waren zwei jüngste Vorfälle, die das Land erschütterten:

Am 7. Dezember 2024 ereignete sich in Den Haag eine katastrophale Explosion in einem Wohn- und Geschäftsgebäude in der Mariahoeve. Die Detonation, vermutlich ausgelöst durch eine gezielte Attacke auf eine Brautmoden-Boutique, forderte sechs Menschenleben, darunter drei Mitglieder einer Familie, und verletzte fünf weitere. Die Zerstörungen waren immens: Fünf Wohnungen stürzten ein, und umliegende Gebäude wurden stark beschädigt. Die Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung und hat mehrere Verdächtige festgenommen, darunter die Ex-Partnerin der Boutique-Besitzerin.

Nur neun Tage später, am 16. Dezember, erschütterte eine Explosion ein Wohnhaus in Purmerend. In der Karnstraat detonierte vermutlich schweres illegales Feuerwerk, das ein Fenster und die Haustür zerstörte. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, da die Bewohner nicht zu Hause waren. Obwohl die Polizei keinen Zusammenhang zu einer früheren Explosion in der Maasstraat sieht, bleibt die Serie von Sprengstoffangriffen alarmierend.

Die Häufung solcher Vorfälle zeigt, wie leicht schwerer Sprengstoff, auch bezogen aus Feuerwerk, verfügbar ist und welche Gefahren dies für die Gesellschaft birgt. Der Einsatz illegaler Feuerwerkskörper ist nicht länger nur Ausdruck jugendlicher Sorglosigkeit, sondern wird zunehmend als Werkzeug in kriminellen Konflikten und persönlichen Fehden eingesetzt.

Jugendliche im Fokus

Erschreckend ist die Rolle der Jugendlichen: Laut aktuellen Statistiken sind bei 70 % der registrierten Vorfälle Personen unter 25 Jahren beteiligt. Viele davon sind minderjährig. Der Zugang zu illegalem Feuerwerk über soziale Medien bleibt einfach, während sich Eltern oft nicht der Gefahr bewusst sind. Die Polizei versucht mit Schulprogrammen und Präventionsarbeit, das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen, doch die Erfolge sind begrenzt.

Forderung nach einem Verbot

Seit Jahren plädiert die Polizei für ein generelles Verbot von Feuerwerk. Die bestehenden Regelungen, die nur die Nutzung von „leichten“ Feuerwerkskörpern erlauben, haben den illegalen Handel nicht eingedämmt. Zudem ist die internationale Dimension des Problems bedeutend: Länder wie Polen und Tschechien produzieren und exportieren die gefährlichen Produkte, die ihren Weg über dunkle Kanäle nach Holland finden.

Wie auf DACHIST.org berichtet, wächst die Zahl der Gemeinden mit einem vollständigen Feuerwerksverbot weiter. Für die Silvesternacht 2024/2025 haben 19 Gemeinden, darunter Utrecht, Alkmaar und Nijmegen, ein generelles Verbot verhängt. Zusätzlich setzen über 100 Gemeinden auf feuerwerksfreie Zonen. Diese Maßnahmen sollen die Sicherheit erhöhen und Menschen sowie Tiere vor Lärm und Gefahren schützen. Dennoch bleibt die Umsetzung schwierig, und es wird erwartet, dass sich viele nicht an die Regelungen halten.

Die niederländische Gesellschaft ist gespalten. Während Befürworter ein Verbot als Schutzmaßnahme sehen, argumentieren Gegner, dass dies kulturelle Traditionen zerstöre. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos, die im Dezember 2023 durchgeführt wurde, unterstützen 59 Prozent der Niederländer ein generelles Verbot von Feuerwerk. Besonders in städtischen Gebieten ist die Zustimmung hoch, während ländliche Regionen häufiger an der Tradition festhalten. Ein Verbot von reinem Knallfeuerwerk findet sogar bei 77 Prozent der Befragten Unterstützung.

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass viele Menschen nicht über die spezifischen Regeln in ihrer Gemeinde informiert sind. In Gemeinden mit einem generellen Feuerwerksverbot weiß fast die Hälfte der Einwohner nicht, dass ein solches Verbot besteht. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit besserer Aufklärungskampagnen und strengerer Durchsetzung, um die wachsenden Herausforderungen effektiv zu adressieren.

Europäische Lösung gesucht

Die Polizei fordert eine europäische Zusammenarbeit, um die Produktion und den Handel schwerer Feuerwerkskörper effektiver einzudämmen. Im Frühjahr 2025 treffen sich Polizeibehörden der EU, um Maßnahmen zu besprechen. Doch bis dahin bleibt die Herausforderung groß: Die Mischung aus jugendlichem Leichtsinn, illegalem Handel und gesellschaftlichem Zwiespalt macht das Problem zu einem explosiven Thema.

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