Feuerwerk in den Niederlanden 2024/2025
| letzte Änderung 28.12.2024 10:39 | von Redaktion
DEN HAAG · Die diesjährige Silvesternacht steht in den Niederlanden erneut unter dem Zeichen von strengen Feuerwerksregelungen. Mit insgesamt 19 Gemeinden, die ein generelles Feuerwerksverbot erlassen haben, steigt die Zahl der betroffenen Orte weiter an. Auch 100 weitere Gemeinden setzen auf begrenzte „feuerwerksfreie Zonen“. Hintergrund sind steigende gesellschaftliche Bedenken gegenüber den Gefahren und Umweltschäden durch Feuerwerk. Grenzkontrollen sollen zudem den Import illegaler Feuerwerkskörper weiter eindämmen. Dennoch bleibt die Umsetzung vielerorts eine Herausforderung.
Die Feuerwerkstradition in den Niederlanden steht zunehmend auf dem Prüfstand. Seit 2020 gilt ein landesweites Verbot für Knallkörper und einzelne Raketen, das den Privatgebrauch gefährlicher Feuerwerksarten einschränken soll. Dies betrifft sowohl die Sicherheit der Bevölkerung als auch die Belastung von Umwelt und Tieren. Doch während viele Gemeinden ihre Regelungen verschärfen, bleibt die Akzeptanz in der Gesellschaft gespalten.
Hinweis: Zum Jahreswechsel 2024/2025 werden vielen Vreugdevuren wegen des schlechten Wetters rund Neujahr abgesagt oder bereits auf den 30.12.2024 vorgezogen.
Neue Verbote und Regeln
Die Liste der Gemeinden mit einem vollständigen Feuerwerksverbot wächst: In diesem Jahr sind Alkmaar, Utrecht und Zutphen erstmals betroffen. Wie lokale Medien berichten, werden in vielen dieser Gemeinden professionelle Feuerwerksshows als Ersatz angeboten. Städte wie Eindhoven wollen solche Veranstaltungen langfristig etablieren, um die Straßen von Privatfeuerwerk zu entlasten.
Andernorts, etwa in Wageningen und Den Haag, gelten „feuerwerksfreie Zonen“. Diese erstrecken sich auf sensible Bereiche wie Parks, Krankenhäuser oder Tierheime, um sowohl Menschen als auch Tiere zu schützen. Für traditionelles Carbid-Schießen, das vor allem in ländlichen Regionen populär ist, gibt es ebenfalls strenge Auflagen.
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Grenzkontrollen und illegaler Handel
Ein wichtiger Aspekt im Kampf gegen illegales Feuerwerk sind verstärkte Kontrollen an den Grenzen zu Deutschland und Belgien. Die niederländischen Behörden setzen verstärkt auf mobile Überwachung und Zusammenarbeit mit Zoll und Polizei, um den Schmuggel hochgefährlicher Feuerwerkskörper zu verhindern. Importiert werden dürfen nur geprüfte Artikel, die den EU-Normen entsprechen und nicht in den Niederlanden verboten sind. So dürfen unter anderem Knallfrösche und Feuerwerksraketen nicht importiert werden.
Gesellschaftlicher Wandel
Laut einer aktuellen Umfrage von Ipsos unterstützen 57 Prozent der Niederländer ein generelles Verbot für Feuerwerk. Besonders in städtischen Gebieten ist die Zustimmung hoch, während ländliche Regionen häufiger an der Tradition festhalten. Ein zentraler Kritikpunkt bleibt jedoch die Durchsetzbarkeit: Viele Bürger bezweifeln, dass die Verbote effektiv überwacht werden können.
Blick in die Zukunft
Die Debatte um Silvesterfeuerwerk wird wohl auch über die Jahreswende hinaus andauern. Kommunen und Sicherheitsbehörden setzen auf Aufklärungskampagnen und Alternativen wie zentral organisierte Shows. Gleichzeitig wächst die Unterstützung für nachhaltigere und sicherere Traditionen. Wie sich diese Entwicklungen auf die niederländische Kultur auswirken, bleibt abzuwarten.
Strenge Vorschriften für Verkaufsstellen
Die Verkaufsstellen für Feuerwerk in den Niederlanden unterliegen strengen Regelungen, die insbesondere nach dem Vuurwerkramp in Enschede im Jahr 2000 eingeführt wurden. Feuerwerk der Klasse F2 darf ausschließlich in Geschäften mit entsprechender Genehmigung verkauft werden. Diese Verkaufsstellen sind häufig Fahrradgeschäfte oder Gartencenter – Supermärkte sind davon meistens ausgeschlossen. Selbst in großen Städten wie Utrecht, wo inzwischen ein generelles Feuerwerksverbot gilt, gibt es im Jahr 2024 nur fünf genehmigte Verkaufsstellen. Diese Maßnahmen sollen die Sicherheit erhöhen und den Zugang zu gefährlichen Feuerwerkskörpern einschränken.
Kauf und Nutzung von Feuerwerkskörpern in den Niederlanden
Wichtige Regeln und Informationen
Jedes Jahr gibt es in den Niederlanden 3 Tage, an denen Privatpersonen Feuerwerk kaufen dürfen. Die Verkaufstage im Jahr 2024 sind:
- Samstag, 28. Dezember
- Montag, 30. Dezember
- Dienstag, 31. Dezember
Am 29. Dezember können Sie also kein Feuerwerk kaufen. Dieser Tag ist ein Sonntag, und der Verkauf von Feuerwerk ist an Sonntagen laut Gesetz verboten. Für den Kauf von Feuerwerk gelten bestimmte Regeln.
Maximale Menge und Transportregeln
- Pro Haushalt ist der Besitz von maximal 25 kg Feuerwerk erlaubt.
- Beim Transport dürfen maximal 25 kg Feuerwerk pro Auto mitgeführt werden.
- Beim Kauf in Deutschland und anderen Ländern muss das Feuerwerk den niederländischen Gesetzen entsprechen.
Die niederländischen Behörden, wie Politie, Koninklijke Marechaussee und Inspectie Leefomgeving en Transport (ILT), führen verstärkt Grenzkontrollen durch, um die illegale Einfuhr und einen falschen Transport zu verhindern.
Altersbeschränkungen und Feuerwerkskategorien
- Das Mindestalter für den Kauf hängt von der Feuerwerkskategorie ab.
- Kategorie F1 (z.B. Wunderkerzen, Knallfrösche): Für Personen ab 12 Jahren.
- Kategorie F2 (z.B. Raketen, Fontänen): Ab 16 Jahren.
- Kategorie F3 (z.B. größere Raketen): Enthält mehr Schießpulver als F2, nur für Profis.
- Kategorie F4: Professionelles Feuerwerk für Feuerwerksshows, nur mit Genehmigung.
Verbotene Feuerwerksprodukte
Seit dem 1. Dezember 2020 dürfen weder Feuerwerksverkäufer noch Verbraucher bestimmte Feuerwerksprodukte besitzen. Diese Produkte dürfen auch nicht mehr abgebrannt werden.
- F3-Feuerwerk, Knaller, Kracher, Böller, Knallketten, Zitzelmännchen, Einzelschuss-Röhren und einzelne Raketen.
- Römische Lichter und Baby-Raketen sind ebenfalls nicht erlaubt.
Während der Silvesternacht dürfen Sie Feuerwerk wie Wunderkerzen und Knallerbsen (Kategorie F1) sowie Batterien, Verbundfeuerwerk, Bodenwirbel und Fontänen (Kategorie F2) abbrennen. Es ist zu beachten, dass diese Feuerwerksprodukte in den feuerwerksfreien Gebieten auch verboten sind! Die Gemeindeverordnung (Algemene Plaatselijke Verordening) gibt darüber Auskunft.
Zeitraum
Lokale Regelungen und Ausnahmen
- Obwohl landesweit Feuerwerk erlaubt ist, können Gemeinden eigene Verbote erlassen.
- In mindestens 19 Gemeinden gilt ein Feuerwerksverbot für Silvester 2024/2025. Zum Jahreswechsel 2023/2024 waren es noch 16, zuvor 12 Gemeinden.
Für den Jahreswechsel 2024/2025 gilt ein absolutes Feuerwerksverbot in
Alkmaar, Amersfoort, Amsterdam, Apeldoorn, Arnhem, Bloemendaal, Eindhoven, Haarlem, Heemstede, Heumen, Mook en Middelaar, Nijmegen, Rotterdam, Schiedam, Soest, Tilburg, Utrecht, Utrechtse Heuvelrug und Zutphen
- In vielen Gemeinden werden feuerwerksfreie Zonen eingerichtet, oft in der Nähe sensibler Einrichtungen. Betroffen sind u.a.:
Almere, Breda, Amstelveen, Den Haag, Deventer, Doetinchem, Enschede, Groningen, Krimpenerwaard, Rijswijk, Teylingen, Wageningen, Zeist und Zwolle - In einigen Städten werden organisierte Feuerwerksshows angeboten.
Besondere Regelungen
- Karbidschießen: Ob erlaubt oder nicht, ist von der jeweiligen Gemeinde abhängig.
- Wunschballons: Von der Feuerwehr nicht empfohlen und regional unterschiedlich geregelt.
Bußgelder
Die Mindestbuße für das Besitzen oder Abbrennen von verbotenem Feuerwerk beträgt 100 Euro, und es erfolgt eine Eintragung im Strafregister. Die Höhe der Bußgelder oder Strafen kann je nach Art des Verstoßes deutlich höher ausfallen. Verbotenes Feuerwerk kann bei der Gemeinde oder Umweltdienst abgegeben werden.
- Wer gegen die Vorschriften verstößt, erhält mindestens eine Buße von 100 Euro und eine Eintragung im Strafregister. Dies kann sich auf die Möglichkeit auswirken, ein Führungszeugnis (Verklaring Omtrent Gedrag, VOG) zu erhalten, welches für manche Arbeitsstellen, Praktika oder Ehrenämter erforderlich ist.
- Bei wiederholten Verstößen oder dem Vorhandensein einer größeren Menge an Feuerwerk, insbesondere in Verbindung mit übermäßigem Alkoholkonsum, können die Strafen schwerwiegender sein.
- Der Transport von verbotenem Feuerwerk aus dem Ausland nach Holland kann zu Bußgeldern oder sogar Gefängnisstrafen führen, besonders da die Polizei in Grenzgebieten verstärkt kontrolliert.
- Im Falle von Missbrauch von Feuerwerk gegen Helfer wie Polizei und Feuerwehr wird das Justizministerium streng vorgehen. Wer Feuerwerk auf Helfer wirft, muss mit einer Verdreifachung der Strafe rechnen.
- Die Stadt Nijmegen gibt an, dass die Buße für das illegale Abbrennen von Feuerwerk mindestens 250 Euro beträgt.
Kategorie | Erster Verstoß | Zweiter Verstoß | Ab dem dritten Verstoß |
---|---|---|---|
Bis zu 25 kg (außerhalb erlaubter Zeit) | 100 € Bußgeld | 150 € Bußgeld | 200 € Bußgeld |
26 bis 50 kg | 250 € Bußgeld | 375 € Bußgeld | 20 Stunden gemeinnützige Arbeit |
50 bis 100 kg | 500 € Bußgeld | 750 € Bußgeld | 40 Stunden gemeinnützige Arbeit |
100 kg oder mehr | 750 € Bußgeld | 1.200 € Bußgeld oder mehr | 60 Stunden gemeinnützige Arbeit |
Tabelle: Bußgelder und Strafen für den Besitz von zu viel Feuerwerk | Quelle: OM
Bußgelder ab €100 (z. B. bei schwereren Verstößen wie Besitz von zu viel Feuerwerk) können jedoch bereits einen Eintrag in Strafregister verursachen, da diese als strafrechtlich relevant eingestuft werden.
Für weitere Informationen und Details zu den Regelungen besuchen Sie die offiziellen Seiten der niederländischen Regierung oder der zuständigen Gemeindeverwaltungen.
Bußgelder und Strafen, aber doch Feuerwerk
Trotz der Strafen und Bußgelder gibt es jeden Jahr deutliche Anzeichen dafür, dass viele Menschen das Feuerwerksverbot ignorieren werden und sich auch nicht an die erlaubten Zeiten halten. Insbesondere in den Wochen vor und Tagen nach Silvester ist in vielen niederländischen Städten ein zunehmender Verkauf und Gebrauch von illegalem Feuerwerk zu beobachten.
Auch die Anonymität in dicht besiedelten Wohngebieten macht es der Polizei und den Ordnungsbehörden schwer, Verstöße effektiv zu ahnden. Hinzu kommt, dass für viele Menschen Feuerwerk als untrennbarer Bestandteil der Feierlichkeiten gilt, was dazu führt, dass einige bereit sind, hohe Strafen zu riskieren. Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene scheinen wenig abgeschreckt zu sein, selbst wenn sie mit Geldstrafen oder Einträgen ins Strafregister rechnen müssen.
Die sozialen Medien tragen ebenfalls dazu bei, dass sich der Trend zum illegalen Feuerwerk verstärkt. Über Plattformen wie WhatsApp und Telegram werden gezielt Anleitungen und Verkaufsangebote für illegale Böller und Raketen verbreitet. Dies macht es einfacher, an größere Mengen von Feuerwerkskörpern zu gelangen, die oft weitaus gefährlicher sind als die offiziell zugelassenen Produkte.
Ein weiterer Faktor ist die begrenzte Verfügbarkeit von Überwachungsressourcen. Zwar gibt es in den Niederlanden verstärkte Polizeipräsenz in der Silvesternacht, doch angesichts der Vielzahl an Verstößen können viele Fälle nicht verfolgt werden. Oftmals bleiben kleinere Mengen illegalen Feuerwerks oder Verstöße gegen die erlaubten Zeiten ohne Konsequenzen, was bei vielen den Eindruck erweckt, dass die Regeln nicht durchsetzbar sind.
Dieses Verhalten hat jedoch weitreichende Konsequenzen. Jedes Jahr kommt es zu einer Vielzahl von Verletzungen, teils mit lebenslangen Folgen, sowie zu erheblichen Sachschäden, die durch unsachgemäßen Gebrauch von Feuerwerk entstehen. Trotz der klaren gesetzlichen Vorgaben und der drohenden Strafen zeigt dies, dass sich ein Kulturwandel im Umgang mit Feuerwerk nur langsam durchsetzen lässt.
Umgang mit Feuerwerksbelästigung
Während der Silvesternacht darf Feuerwerk nur zwischen 18:00 Uhr und 2:00 Uhr gezündet werden. Werden diese Zeiten überschritten und entsteht dadurch Belästigung, kann dies der jeweiligen Gemeinde gemeldet werden. Sollte die Störung aktuell stattfinden und die Verursacher bekannt sein, sollte die Polizei unter der Nummer 0900-8844 kontaktiert werden. Alternativ steht ein Online-Meldeformular zur Verfügung. In lebensbedrohlichen oder gefährlichen Situationen ist der Notruf 112 zu wählen. Hinweise auf die Lagerung, den Transport oder den Verkauf von illegalem Feuerwerk können ebenfalls der Polizei unter 0900-8844 gemeldet werden, anonym über Meld Misdaad Anoniem unter 0800-7000.
Erkenntnisse zu Feuerwerksverletzungen und Nutzung
Basierend auf Berichten von VeiligheidNL zeigt die Untersuchung zur Silvesternacht 2023/2024, dass die Risiken und Verletzungen im Zusammenhang mit Feuerwerk weiterhin eine erhebliche Herausforderung darstellen. Laut VeiligheidNL mussten etwa 1.212 Personen aufgrund von Feuerwerksverletzungen behandelt werden, davon 365 in Notaufnahmen und 847 in Hausarztpraxen. Über ein Drittel dieser Verletzungen waren schwerwiegend, darunter Amputationen und dauerhafte Sehschäden.
Ein alarmierender Trend ist der Missbrauch von illegalem Feuerwerk, das für 48 % der Unfälle verantwortlich ist. Besonders „Cobra“-Böller, illegale Raketen und selbst gebasteltes Feuerwerk verursachen die meisten schweren Verletzungen. Auffallend ist, dass auch legale Feuerwerkskörper, wie Batterien und Fontänen, eine erhebliche Anzahl an Augenverletzungen verursachen.
Parallel dazu zeigte eine VeiligheidNL-Studie, dass 28 % der Haushalte Feuerwerk zündeten, wobei 11 % schwer illegales Feuerwerk verwendeten, obwohl es verboten ist. Grenzüberschreitende Käufe, insbesondere in Deutschland und Belgien, haben zugenommen, was die Herausforderungen für eine effektive Kontrolle weiter verschärft.
Die Daten betonen die Bedeutung präventiver Maßnahmen, darunter verstärkte Aufklärung und strengere Gesetzesdurchsetzung. VeiligheidNL unterstreicht, dass besonders junge Menschen unter 20 Jahren stark betroffen sind. Sie fordern eine stärkere Regulierung sowie gezielte Kampagnen, um Risiken und Verletzungen zu minimieren.
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