Eichenprozessionsspinner feiert sein Comeback
| von Redaktion

WAGENINGEN · Nach Jahren rückläufiger Zahlen sorgt der Eichenprozessionsspinner in den Niederlanden wieder für zunehmende Probleme. Laut dem Kenniscentrum Eikenprocessierups wurde die gefürchtete Raupe bereits in sechs Prozent der rund 60.000 inspizierten Eichen festgestellt – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Zwar liegt die Belastung noch deutlich unter dem Rekordjahr 2019, doch lokal wurden bereits „Hotspots“ mit bis zu 100 Prozent Befall entdeckt. Die haarigen Raupen können bei Menschen starke allergische Reaktionen auslösen. Behörden und Forschungseinrichtungen rufen daher verstärkt zur Vorsicht und Mithilfe auf.
Der Eichenprozessionsspinner ist zurück. Nachdem sein Auftreten in den letzten Jahren spürbar abgenommen hatte, verzeichnet das Kenniscentrum Eikenprocessierups 2025 erstmals wieder eine Zunahme der Sichtungen. In einer laufenden Untersuchung wurden bei sechs Prozent der 60.000 kontrollierten Eichen befallene Nester festgestellt, während es im Vorjahr nur 4,5 Prozent waren. Auch wenn der Befall damit weiterhin unter dem Niveau des Jahres 2019 liegt – als über die Hälfte aller Eichen befallen war – gibt es lokal bereits wieder massive Probleme. Besonders in Almere, in der Gemeinde Steenwijkerland, in Nieuwegein und im Norden von Ede wurden fast alle untersuchten Eichen als befallen gemeldet. In Nieuwegein sind die Fallzahlen sogar von 147 im Vorjahr auf über 400 Meldungen gestiegen. Die Situation sei trügerisch, warnt das Kenniscentrum: Viele Menschen gingen davon aus, dass das Problem der „Jeukrupsen“ (Juckraupen) bereits gelöst sei. Tatsächlich aber könnten auch alte Nester unter Bäumen noch hochgradig gesundheitsschädlich sein, da sie mit Hunderttausenden mikroskopisch kleinen Brennhaaren gefüllt sind. Diese lösen Juckreiz, Hautausschläge und Atemprobleme aus, besonders gefährlich bei Open-Air-Veranstaltungen, sportlichen Aktivitäten und in der Nähe von Spielplätzen.
Ursachen für den neuen Anstieg
Nach Angaben des Kenniscentrum Eikenprocessierups gibt es mehrere plausible Erklärungen für das vermehrte Auftreten der Raupen. Zum einen blieben im vergangenen Jahr aufgrund starker Regenfälle viele Eipakete in der Nähe der Ausgangsnester, wodurch die Verbreitung gehemmt wurde, jedoch lokale Massenansammlungen entstanden. Zum anderen wurden zahlreiche Raupen offenbar nach Jahren der Inaktivität in unterirdischen Nestern wieder aktiv. Diese sogenannten „Grondnesten“ treten meist an Bäumen auf, die kaum angefressen wirken, ein klares Indiz für eine unterirdische Ruhephase. Auch die günstigen Blattbedingungen in den vergangenen beiden Jahren trugen zur Entwicklung bei. Die genauen Mechanismen, warum und wann Raupen nach mehrjähriger Pause plötzlich wieder erscheinen, sind bislang weitgehend unerforscht.
Warnung vor Gesundheitsgefahren
Die Eichenprozessionsspinner sind nicht nur lästig, sondern auch gefährlich. Die feinen Brennhaare der Raupen enthalten ein Protein, das beim Menschen schwere Reaktionen wie Hautreizungen, Ausschläge, Bindehautentzündungen und im schlimmsten Fall allergische Schocks auslösen kann. Diese Haare können durch Wind kilometerweit getragen werden und sich in Kleidung, Spielplätzen oder Tierweiden ansammeln. In Groningen und anderen Städten wurden bereits Absperrbänder und Warnschilder an betroffenen Bäumen angebracht, um Spaziergänger zu warnen. Auch wenn nur wenige Nester vorhanden sind, rät das Kenniscentrum dringend davon ab, diese selbst zu entfernen. Fachleute nutzen dafür Spezialstaubsauger, in denen die Nester später etwa in sogenannte „Vlinderfilterhotels“ zur natürlichen Bekämpfung gebracht werden.
Maßnahmen in den Gemeinden
Seit dem Seuchenjahr 2019 versuchen niederländische Städte mit vielfältigen Mitteln, die Plage einzudämmen. Neben klassischen Bekämpfungsmethoden wie Absaugen und Verbrennen werden auch ökologische Lösungen erprobt. Die Stadt Nieuwegein setzt beispielsweise auf Pheromonfallen zur Anlockung männlicher Raupen sowie auf eine Art Hebebühnen-Staubsauger für die Entfernung aus großer Höhe. Gleichzeitig sollen Vogelnistkästen zur Förderung natürlicher Feinde beitragen. In Leeuwarden werden die Bürger sogar ermutigt, ihre Gärten vogel- und insektenfreundlich zu gestalten, um präventiv gegen die Raupen vorzugehen.
Mithilfe der Bevölkerung gefragt
Da weite Teile der Niederlande noch nicht systematisch untersucht sind, bittet das Kenniscentrum um Unterstützung bei der Datenerhebung. Bürger, Kommunen und Baumeigentümer sind aufgerufen, mindestens zwanzig Eichen in ihrer Umgebung zu kontrollieren und Sichtungen online zu melden. Dabei sollen – wenn möglich – auch die Nestgrößen klassifiziert werden, etwa in Tennisball-, Fußball- oder Deckenformat. Hinweise zu alten oder behandelten Bäumen müssen von den Gemeinden separat übermittelt werden. Die so gesammelten Daten sollen helfen, ein vollständigeres Bild der aktuellen „plaagdruk“ (Plageintensität), zu erstellen und gezielte Maßnahmen zu ermöglichen.
Verhalten bei Kontakt mit Brennhaaren
Wer mit den Brennhaaren der Raupen in Berührung kommt, sollte keinesfalls kratzen oder reiben. Stattdessen empfehlen offizielle Stellen, die betroffenen Hautstellen mit Klebeband abzutupfen und anschließend gründlich abzuwaschen. Kleidung, die mit den Haaren in Kontakt kam, sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Bei Augenreizungen ist das Spülen mit lauwarmem Wasser angeraten. Bei schweren Symptomen wie Atemnot oder Schwellungen an Zunge oder Augenlidern ist sofort ärztliche Hilfe zu rufen. Informationen und Hilfe sind über die Plattform Processierups.nu abrufbar.
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