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Dubai kein sicherer Hafen mehr

| von Redaktion

Burj Khalifa, eins der Wahrzeichen von Dubai | Foto: Holland.guide

DUBAI · Einst als luxuriöses Rückzugsgebiet für internationale Drogenbosse gefeiert, wird die Lage für niederländische Kriminelle in den Vereinigten Arabischen Emiraten zunehmend brenzlig. Nachdem bereits der prominente Fußballer Quincy Promes in Dubai verhaftet wurde, folgten binnen kurzer Zeit Ausweisungen zahlreicher europäischer Topkrimineller. Auch in der Türkei spitzt sich die Situation zu, wo die Strafverfolgung inzwischen ebenfalls mit entschlüsseltem Beweismaterial aus den Niederlanden arbeitet. Die einst als sicher geltenden Zufluchtsorte geraten unter Druck, und das Gefühl der Unantastbarkeit ist Geschichte.

Noch vor wenigen Jahren galt Dubai unter Kriminellen aus Europa – insbesondere aus den Niederlanden – als sicherer Hafen: prunkvolle Apartments, geschäftige Jachthäfen und keine Auslieferung ohne lange Verfahren. Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Die spektakuläre Festnahme von Quincy Promes in seiner Villa markiert nur den sichtbarsten Fall in einer Serie von Maßnahmen gegen europäische Schwerverbrecher. Laut einem Bericht von AD wurden allein in den letzten Monaten Dutzende Kriminelle aus der EU aus Dubai ausgewiesen, darunter auch gesuchte Köpfe der irischen Kinahan-Mafia und französische Drogenbosse. Einige wurden direkt an europäische Justizbehörden übergeben, andere heimlich außer Landes gebracht. Parallel dazu agiert die Türkei mit Massenverhaftungen gegen Täter, die sich in Küstenstädten wie Bodrum mit Drogenmillionen eine Scheinlegalität aufgebaut hatten. Grundlage dieser neuen Härte sind entschlüsselte Kommunikationsdaten aus SKY ECC und Anom, die jetzt auch türkischen Behörden zur Verfügung stehen. Für niederländische Kriminelle schrumpfen die Rückzugsräume dramatisch.

Prominente Festnahmen in Dubai

In den Fokus der Öffentlichkeit rückte insbesondere der Fall des niederländischen Ex-Nationalspielers Quincy Promes. Er wurde laut De Telegraaf in seiner Wohnung in Dubai festgenommen, nachdem die niederländische Justiz ein Auslieferungsgesuch gestellt hatte. Promes war in den Niederlanden in Abwesenheit zu einer Gesamtstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt worden, wegen Drogenschmuggels und eines Messerangriffs auf ein Familienmitglied. Während das Berufungsverfahren noch läuft, läuft parallel auch das Auslieferungsverfahren in Dubai.

Doch nicht nur Promes verlor seinen Unterschlupf. Auch Irlands meistgesuchter Krimineller Sean McGovern wurde laut AD von Dubai an die irischen Behörden überstellt. Er gilt als rechte Hand von Kartellchef Daniel Kinahan. Ebenfalls ausgeliefert: Abdelkader Bouguettaia, Spitzname „Bibi“, einer der führenden französischen Drogenhändler. Der Albane Dritan Gjika, mutmaßlicher Chef der Albanischen Kokainmafia mit Kontakten bis nach Südamerika, wurde in Abu Dhabi gefasst.

Neue Strategie der Emirate

Laut Informationen aus dem kriminellen Milieu, über die AD berichtet, gehen die Vereinigten Arabischen Emirate seit einigen Monaten massiv gegen untergetauchte Ausländer vor – teilweise ohne richterlichen Beschluss. Verdächtige würden festgenommen, verhört und binnen weniger Tage abgeschoben. Zwar wurden bislang nur wenige Niederländer formell ausgeliefert, doch durch dieses inoffizielle Vorgehen wächst die Unsicherheit unter den Untergetauchten rapide.

Auch die Türkei greift durch

Parallel dazu verliert ein weiterer Zufluchtsort seinen Reiz: die Türkei. Viele niederländische Kriminelle hatten dort in Immobilien investiert, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten und möglichen Auslieferungen zu entgehen. Doch laut AD griff der türkische Staat im April durch und verhaftete in einer Großrazzia über 225 Personen. Entscheidend dabei: Die Türkei nutzt entschlüsselte Kommunikationsdaten aus den Niederlanden, um eigenständig Strafverfolgung zu betreiben. Die Bedingungen in türkischen Gefängnissen gelten als hart, die Strafen als lang. Einem Bericht zufolge drohen für Drogenschmuggel bis zu dreißig Jahre Haft.

Marokko und Afrika: auch kein Paradies

Auch Marokko geht verstärkt gegen niederländisch-marokkanische Kriminelle vor, wie AD berichtet. Der Traum vom ungestörten Leben im Ausland schwindet zusehends. In der Szene kursiert laut AD nun die Frage, wohin man überhaupt noch fliehen kann. Nordkorea, Iran oder Russland gelten als politisch heikel. Einzelne suchen ihr Glück in instabilen Staaten Afrikas, wie der flüchtige Drogenboss Jos Leijdekkers in Sierra Leone. Doch selbst dort ist Sicherheit fraglich. Laut Aussagen von Anwälten wie Guy Weski droht auch dort Abhängigkeit von lokalen Machthabern, die mit Schutzgeldforderungen und Erpressung reagieren.

Das Netz zieht sich zu

Das Fazit vieler Strafverteidiger ist eindeutig: Die Ära unantastbarer Drogenbosse im Ausland ist vorbei. AD zitiert mehrere Anwälte, wonach die Entschlüsselung von SKY ECC und Anom die Spielregeln grundlegend verändert habe. Länder, die früher als Exilländer galten, kooperieren nun mit europäischen Behörden. Für niederländische Verbrecher wird es damit immer schwieriger, dem Zugriff der Justiz dauerhaft zu entgehen.

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